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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Männer. Insgesamt dürfte die Gruppe wohl aus fast dreißig Personen bestanden haben.
    Es sah fast aus wie zu Hause. Kochende Frauen, schreiende Kinder, Männer, die am Feuer ihre Ausrüstung ausbesserten und dabei lustige Lieder sangen, wie jetzt gerade über Faolan, den Dieb.
    Je mehr er feststellte, dass es aussah wie zu Hause, desto mehr vermisste er sein Dorf und die Menschen, die darin gelebt hatten.
    Arvid war inzwischen von seiner Augenbinde befreit worden und schaute sich mit großen Augen um. Ob er wohl dachte, dass alle Siedlungen der Llaevin so aussahen?
    „Das ist nur ein kleines Lager im Wald, Arvid.“
    „Das ist mir auch klar, ist trotzdem interessant!“
    Die Antwort war nicht freundlich formuliert, aber der schneidende Unterton, der sonst meistens in seiner Stimme mitschwang, fehlte diesmal.
    „Setzt euch!“
    Sam hatte sich inzwischen ans Feuer gesetzt, auf dem in einem kleinen Kessel ein Eintopf vor sich hin köchelte.
    Nach und nach füllten die Frauen die Schüsseln der Männer, um danach selbst, abseits vom Feuer, etwas zu essen.
    „Wie anders als in Anduil“, dachte Thomas noch, bevor er über seinen Eintopf herfiel. Sogar kleine Fleischstückchen schwammen in der Suppe.
    „Hast du sie schon gefragt, wann wir zum König gehen?“, fragte ihn Arvid, nachdem sie alle gegessen hatten und einige der Männer wieder begonnen hatten zu singen.
    „Nein, das wäre unhöflich.“
    Arvid schien diese Antwort zu akzeptieren. Vermutlich hielt er es für irgendeine llaevische Sitte nach dem Essen nicht über wichtige Dinge zu reden. Thomas musste bei dem Gedanken grinsen und dachte an all die Dinge, die er am Anfang falsch verstanden hatte.
    Die Wahrheit war, dass er mit Sam jetzt noch nicht über den König reden wollte. Erst musste er mehr wissen. Irgendetwas war zwischen Sam und dem König passiert. Oder dem König und einigen Llaevin. Nur was? Schließlich herrschte der König seit fast vier Jahrzehnten und nie hatte es Ärger gegeben.
    Erst einmal jedoch wurde er mit Fragen über die Maegrin überschüttet. Anscheinend hatten sich alle höflich zurückgehalten, während er gegessen hatte, aber jetzt kannten sie kein Halten mehr.
    Wie waren sie organisiert? Wie wurdest du behandelt? Warum sind sie hier? Die Fragen waren endlos. Meistens hörten ihm die Leute einfach zu, nur als er von den Taisin erzählte, wurde er mit ungläubigen Blicken bedacht und mehrfach von Zwischenrufen unterbrochen. Doch in dieser Hinsicht ließ er nicht mit sich reden. Arvid hatte ihn überzeugt, genauso wie die tausenden von Geschichten, die er im Laufe seiner Gefangenschaft gehört hatte.
    „Deswegen müssen wir unbedingt mit dem König reden!“, beendete er seine Antwort.
    „Das könnte, wie ich ja schon gesagt habe, ein kleines Problem werden. Sion der Jüngere ist jetzt König und man könnte sagen, dass die meisten in dieser Gruppe hier nicht unbedingt auf gutem Fuß mit ihm stehen“, sagte Sam mit ernstem Blick.
    „Was so viel heißt, wie dass wir alle hier diesem Mörder gerne den Kopf abschlagen und den Krähen zum Fraß vorwerfen würden“, warf Ruadhan ein, bevor Sam weiterreden konnte. Dieser bedachte ihn mit einem mahnenden Blick und setzte seine Rede fort.
    „Sion hat eine Verschwörung inszeniert und mehrere unbequeme Stammesoberhäupter verhaften oder gar ermorden lassen. Diejenigen, die damit nicht einverstanden waren, sind jetzt tot oder irgendwo in den Wäldern, wie wir auch. Ich denke nicht, dass wir dich einfach so zum König bringen können!“
    Arvid schaute Thomas besorgt an. Er sprach zwar kein Wort Llaevisch, aber anscheinend war auch ihm klargeworden, dass nicht alles nach Plan lief.
    Thomas versuchte so gelassen wie möglich auszusehen, was ihm auch nicht schwerfiel. Schließlich ging es für ihn um nicht so viel wie für Arvid. Wer wusste schon, ob die Taisin jemals kamen und er war endlich daheim, unter seinem Volk.
    „Was schlägst du vor, Sam?“, fragte Thomas.
    „Wenn ihr euch mit den Taisin wirklich sicher seid, dann solltet ihr wohl zum König gehen, denn er ist vielleicht ein Mörder, aber so eine Gefahr kann er nicht ignorieren.“
    Die Zweifel, die Sam an Thomas Geschichte hatte, ließen sich aus seinen Worten deutlich heraushören.
    „Ich bin mir sicher, Sam. Vielleicht kommen sie nicht von einer anderen Welt, sondern nur aus dem Süden der Insel, auf der die Maegrin leben, aber sie existieren. Ich habe zu viele Geschichten und Lieder gehört, um daran noch zu zweifeln.

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