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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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gewesen. Arvid stand auf und Thomas tat es ihm gleich. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
    Sie waren erst wenige hundert Meter weit gegangen, als eine Patrouille auf sie aufmerksam wurde. Schnellen Schrittes kamen die Männer, es waren fünf, auf sie zu. Alle hatten die traditionelle Haartracht der Llaevin, aber in Kleidung und Bewaffnung unterschieden sie sich stark. Während die hinteren drei den traditionellen Kampfspeer und den leichten Schild seines Volkes in den Händen hielten, trugen die anderen beiden Schwerter am Gürtel und eine Kettenrüstung. Auch die Kleidung war anders, die Schwertträger trugen Hosen und Hemden, wie sie sonst nur die Händler vom Kontinent trugen, die anderen trugen die Kleidung von Thomas Volk.
    Thomas blieb stehen. Warum zitterten denn seine Knie? Weder wollte er den König ermorden, noch hatte er irgendetwas zu befürchten. Arvid würde niemand glauben schenken, wenn sie ihn überhaupt verstanden.
    „Gefangener?“
    Der Wortführer war einer der beiden Männer in Kettenhemden. Groß und kräftig, mit roten Haaren und Bart, sah er eigentlich freundlich aus, außer man sah ihm in die Augen. Thomas fühlte, wie eine unbestimmte Furcht Besitz von ihm ergriff.
    „Ja!“
    Immerhin hatte er das Wort rausgebracht, ohne dass ihm die Stimme versagte.
    „Wo hast du denn den aufgegabelt? Sieht nicht gerade wie ein Krieger aus!“
    „Hm, ja.“
    „Den kannst du bei uns abliefern. Dann kannst du wieder zu deiner Familie!“
    Thomas nahm all seinen Mut zusammen. Jetzt kam es darauf an, dass er nicht die Nerven verlor. Neben sich bemerkte er, wie Arvid anfing zu zittern, obwohl er vermutlich kaum etwas verstand.
    „Das ist meiner. Den habe ich ...“
    „Oho, du kannst ja doch sprechen und Zähne hast du auch. Das ist doch mal eine Überraschung. Aber es gibt keine Belohnung für Gefangene, vor allem nicht für solche, also kannst du dir die Arbeit auch sparen.“
    Die Stimme hatte einen befehlenden Ton angenommen und die Hand des Kriegers bewegte sich in Richtung seines Schwertgriffes.
    Sollte er Arvid einfach aufgeben? Allein konnte er doch viel besser zum König gelangen. Der konnte Arvid dann ja immer noch befreien. Oder er ließ Taisin Taisin sein und Arvid Arvid und führte wieder ein normales Leben, ohne die dauernde Angst.
    Er entschied sich dagegen. Warum auch immer.
    „Ich habe ihn gefangengenommen, es ist mein Gefangener.“
    „Das wollen wir doch mal sehen!“
    Mit einer Schnelligkeit, die Thomas dem kräftigen Krieger nicht zugetraut hatte, zog dieser sein Schwert.
    Thomas griff nach seinem Dolch und schob Arvid hinter sich.
    „Halt, Osan, es reicht!“
    Den Speer in der Hand trat einer der drei hinteren nach vorne. Kleiner und schlanker als Osan wirkte das Funkeln in seinen Augen doch bedrohlich. Seine zwei Kameraden stellten sich neben ihn. Thomas betrachtete sie genauer. Die Kleidung wies sie als Angehörige der Nordstämme aus, der Stämme also, die von den Maegrin vertrieben worden waren. Alle wirkten älter als Osan, der Wortführer sah aus wie Anfang vierzig.
    „Es reicht“, wiederholte der Krieger. „Er hat ihn gefangen genommen, damit ist es sein Gefangener. Anscheinend sind sogar diese einfachen Regeln zu schwer für dich, Osan!“
    Osan schaute ihn böse an, wirkte aber unschlüssig. Auch der andere in Kettenhemd hatte sein Schwert in der Hand und stand jetzt etwas hinter Osan.
    Mit einem Schulterzucken, das wohl Gleichgültigkeit vortäuschen sollte, steckte der breitschultrige Krieger sein Schwert weg, sein Blick jedoch sprach eine andere Sprache.
    „Geh schon weiter, Junge. Wenn du mal Hilfe brauchst, frag nach Scolai, dem Jäger,“ sagte jetzt der ältere Krieger, der für ihn Partei ergriffen hatte.
    Scolai gab ihm einen kleinen Stoß und Thomas setzte sich wieder in Bewegung. Arvid folgte ihm. Nicht einmal drehte er sich nach der Gruppe um, auch wenn er mehrfach das Verlangen hatte, es zu tun.
    „Danke, dass du mich beschützen wolltest!“
    Arvids Worte überraschten ihn.
    „Hm?“
    „Du hast dich vor mich gestellt. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dir dankbar bin.“
    „Danke.“
    Mehr Worte fielen ihm nicht ein. Seit jener Nacht, als er sein Dorf gefunden hatte, hatten sie eigentlich auch nicht mehr geredet als zuvor, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie fast so etwas wie Freunde geworden waren.
    „Wie leicht du heutzutage Freundschaften schließt, Thomas!“, dachte er sich. „Kaum versucht jemand nicht dich umzubringen,

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