Der Pfad des Kriegers (German Edition)
in Thomas Richtung und grinste ihn an, um dann wie entschuldigend die Hände zu heben. Hatte der Söldner etwa bemerkt, dass Thomas in beobachtete? Und wenn ja, was hatte er vorgehabt?
Auf einmal ging ein Raunen durch die Gruppe der Soldaten hinter ihm und Thomas richtete seinen Blick nach vorn. Da kamen sie. Sie waren bestimmt noch drei Meilen entfernt, aber schon jetzt konnte er sehen, dass sie mehr waren als sie. Luag fing an aufgeregt auf den König einzureden. Da hob Sion die Hand und die Männer verstummten.
Die Zeit, bis die Maegrin den Fuß des Hügels erreicht hatten, erschien Thomas wie eine halbe Ewigkeit. Noch nie war Zeit für ihn so langsam vergangen. Die Unruhe um ihn herum war deutlich spürbar. Die Pferde scharten mit den Hufen, Männer kontrollierten immer und immer wieder ihre Waffen und fluchten leise. Niemand traute sich laut zu sprechen, obwohl es eigentlich keinen Grund gab zu flüstern.
Die Marschkolonne der Maegrin war beeindruckend anzuschauen. In breiter Front kamen sie den letzten Hügel hinunter. Vorneweg liefen mehrere prächtig gekleidete, in Pelze gehüllte Männer. Dahinter kamen die Krieger. Es mussten mindestens zweihundert sein. Doppelt so viele wie die Leibwache des Königs. In ihren in der untergehenden Sonne funkelnden Kettenhemden, den Rundschildern am linken Arm und den vielen Fahnen und Wappen sahen sie wahrlich furchteinflößend aus.
Sah man ihm seine Angst an?
Sorge, es war nur Sorge um den König. Er selbst war ihnen schließlich schon einmal entkommen und konnte gar keine Angst haben. Hinter den Maegrin folgte ein gutes Dutzend von Ochsen gezogenen Wagen.
„Es sind mehr als wir erwartet haben, Majestät!“, sagte Luag, nicht zum ersten Mal. Seine Stimme trug deutlich zu Thomas herüber.
„Ich habe auch Augen im Kopf, Luag“, sagte der König in freundlichem, aber doch leicht spöttischem Ton. „Aber mit denen werden wir schon zurechtkommen, wird die Große Halle halt etwas voller als geplant. Zur Not bringen wir halt einen Teil in der Burg unter!“
Luag sog bei diesen Worten des Königs scharf die Luft ein, sagte jedoch nichts. Auch Thomas fand diese Idee alles andere als gut. Die Halle war etwas anderes. In den letzten Wochen war in aller Eile nach Thomas und Arvids Schilderungen eine Halle im Stil der maegrinischen Langhäuser am Stadtrand errichtet worden. Diese bot Platz für gut hundert Menschen und sollte sowohl für die Verhandlungen als auch als Unterkunft für die Maegrin genutzt werden.
In wenigen Minuten würden sie hier sein und dann würde er übersetzen müssen. Selbst vor seinen Fluchtversuchen war er nicht so nervös gewesen. So viel hing jetzt von ihm ab. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er drehte sich um und schaute in das freundliche Gesicht von Brendan, der unbemerkt an ihn herangeritten war.
„Du wirst deine Arbeit gut machen, davon bin ich überzeugt, Thomas. Und überlege doch mal, wie es um uns bestellt wäre, wenn du nicht da wärst. Nein, mach' dir da mal keine Sorgen.“ Elegant brachte der Krieger danach sein Pferd an die Seite des Königs.
Dann waren sie da. Sigurd schritt vorneweg, hinter ihm Skjoldr und einer seiner engsten Freunde, dessen Namen Thomas nicht kannte. Und Ulf. Thomas hatte ihn oft an Hafgrimrs Seite gesehen, aber der war nirgends zu entdecken. War er etwa in der Schlacht gefallen? Seine Leiche war auf jeden Fall nicht gefunden worden. Mit einer lockeren Handbewegung befahl Sigurd den Kriegern stehen zu bleiben und legte die letzten Meter nur mit seinen drei Begleitern zurück.
„Will der König nicht von seinem Pferd herabsteigen, um uns zu begrüßen?“
Niemand verstand die Worte außer Thomas und Arvid, aber der Ton ließ keinen Zweifel an ihrer grundsätzlichen Bedeutung und so erhob sich hinter Thomas ein wütendes Gemurmel. Waffen und Rüstungen klirrten als die Krieger der Leibwache sich ein Stück nach vorne schoben. Die Maegrin reagierten auf diese Bewegung ganz ähnlich.
„Thomas! Thomas!“
Verwirrte schaute er sich um und blickte in das Gesicht des Königs.
„Was hat er gesagt?“
Thomas wurde rot im Gesicht:
„Äh, dass ihr, also ob ihr nicht von eurem Pferd heruntersteigen wollt, um ihn zu begrüßen!“
Sion nickte nur und schwang sich behände aus dem Sattel. Seine Begleiter taten es ihm gleich, auch wenn es bei Luag deutlich weniger schön anzusehen war. Auch Thomas hatte Probleme vom Pferd herunterzukommen und schaffte es erst, als einer der Krieger das Pferd für ihn
Weitere Kostenlose Bücher