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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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den Straßen, Kinder rannten mit dem Zug mit und die Leute unterbrachen ihre Arbeit, um den König zu sehen. Trotzdem ließen Sions Wachen nicht in ihrer Wachsamkeit nach. Ganz im Gegenteil, es schien, dass sie jetzt, im Innern der Stadt, viel misstrauischer und vorsichtiger waren als auf dem langen Weg nach Süden. Es dauerte über eine Stunde bis sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen bis zum Burgtor gebahnt hatten. Selbst der Burghof war gewaltig, vom Palast ganz zu schweigen. Aus Stein errichtet, überragte er selbst den alten Burgfried. Stolz erfüllte Thomas Brust und mit hoch erhobenem Kopf fragte er Arvid:
    „Hast du so etwas Prächtiges schon mal gesehen?“
    „Die Burg meines Vaters war nur wenig kleiner.“
    Thomas antwortete ihm nicht. Log Arvid? Aber der Ton, in dem Arvid die Worte gesprochen hatte, ließ wenig Raum für Zweifel. Sollten die Maegrin wirklich so große Burgen gehabt haben? Anduil war ja klein, verglichen mit Cuandal.
    „Es wird natürlich lange dauern bis wir wieder solche Städte haben, aber Cuandal ist nichts verglichen mit dem alten Anduil“
    Da war er wieder, der arrogante Tonfall, den Arvid fast abgelegt hatte. Arvid schien seine Gefühle richtig zu deuten, denn seine nächste Antwort zielte eindeutig darauf ab, Thomas wieder versöhnlicher zu stimmen:
    „Aber die Stadt ist wirklich groß und in einigen Jahren, unter diesem König, wird sie sich sicherlich mit Anduil messen konnte!“
    Thomas schnaubte nur zur Antwort. Wobei Arvid die Aussage wohl ernst meinte, zumindest den König schien er regelrecht zu verehren. Inzwischen sprach er immer mehr Worte Llaevisch und hing regelrecht an Sions Lippen, wenn dieser sprach, obwohl er wohl fast nichts verstand.
    Luag hatte ihnen ein kleines Zimmer im linken Flügel des Palastes zugewiesen. Wie Thomas in den letzten Tagen mitbekommen hatte, war dies eine große Ehre. Selbst Anführer kleinerer Stämme mussten, wenn sie zu Besuch kamen, oft Unterkunft in der Stadt zu suchen. Der König schien sie wirklich sehr zu schätzen, wobei sich Thomas nicht wirklich vorstellen konnte, warum. So wichtig und neu waren seine Berichte aus dem Norden ja doch nicht.
    Das Zimmer war wirklich klein, es war von den zwei schmalen Betten, die darin standen, fast ausgefüllt und hatte kein Fenster. Es war aber kein Zimmer für Diener, wie ihnen die Wache vor ihrer Tür, der junge Krieger, der sie auch im Lager betreut hatte, versicherte. Diener hatten keine Betten und die meisten schliefen in der Küche oder in den Ställen. In dem Zimmer hier gab es hingegen sogar einen kleinen Kamin, der schon angeheizt war.
    Kaum hatte er sich ins Bett gelegt, war Thomas auch schon eingeschlafen. Die weiche Matratze, die mollige Wärme und das Knistern des Feuers hatten seine Augen in Sekundenschnelle zufallen lassen, ohne dass er sich noch groß Gedanken darüber gemacht hätte, dass er das erste Mal in seinem Leben in einem Bett schlief.
    Irgendwann nachts trieb es ihn dann doch aus ihm heraus. Diese Betten waren ja schön anzusehen, aber offensichtlich nicht zum darin schlafen gedacht. Sie waren viel zu weich dafür. Aber die Decke nahm er mit auf den Boden. Als er sich an das schummrige Licht im Raum gewöhnt hatte, stellte er fest, dass Arvid wohl schon früher auf die Idee gekommen war und ebenfalls auf dem Boden schlief. Schnell fielen ihm wieder die Augen zu.
    Die Tage vergingen wie im Flug. Zwar hatte Sion angeordnet, dass sie die Burg nicht verlassen durften, die Burg selbst war aber aufregend genug. Sion hatte jetzt nicht mehr so viel Zeit für sie, er ließ sie aber immer noch jeden Morgen zu sich rufen, freute sich über Arvids Fortschritte in Llaevisch und fragte Thomas über Einzelheiten der maegrinischen Kultur aus. Alles schien ihn zu interessieren. Hätten Sam und seine Freunde nicht so schlecht über ihn gesprochen, Thomas hätte ihn für den großartigsten Menschen gehalten, den er je getroffen hatte. So behielt er eine gewisse Zurückhaltung bei, konnte aber dennoch nie einen Grund finden, dem König zu misstrauen. Selbst sein Gesinde und die Wachen sagten nur gute Dinge über ihn.
    Nach dem Frühstück verbrachte Thomas meist einige Zeit auf den Wällen oder redete mit Lonan, dem Stallmeister, der ihn ins Herz geschlossen hatte. Thomas schien eine natürliche Begabung für den Umgang mit Tieren zu haben. Neben häufigem Lob durch den Stallmeister brachte ihm das zwar auch den Neid der Stallburschen und einmal sogar eine Tracht Prügel ein, aber

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