Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
Vom Netzwerk:
einen bestimmten Punkt überschritten, einen Punkt an dem man aufhörte, sich für anderen zu interessieren, hatte vielleicht ein für allemal zu viel Tod gesehen in dieser Nacht. Während er diesen Gedanken nachging, warf er einige Ruder in die kleine Barke, die am Steg angebunden war. Sie sollte Raum für gut zwanzig Mann bieten, mehr sollten den Hafen wohl eh nicht erreichen. Erschrocken stellte er fest, wie er wieder eiskalt den Tod von achtzig Menschen in seine Planungen mit einbezogen hatte. Wäre sein Vater jetzt stolz auf ihn? Er hatte wirklich versucht das Richtige zu tun und als Konsequenz waren vermutlich mehr Menschen gestorben. Mehr Llaevin, mehr Menschen seines Volkes auf jeden Fall. Die Kampfgeräusche kamen näher. Er setzte sich in das große Boot. Jetzt konnte er nur noch warten.
     
     
    Zwei Mal waren sie unterwegs von kleinen Gruppen angegriffen worden, beide Male hatten sie gewonnen, beide Male hatten sie Maegrin zurücklassen müssen und Alva wog schwer in seinen Armen. Aber als sie um die nächste Ecke bogen, sah er den Hafen. Eine kleine Bucht im Fluss, mit vielleicht zehn oder zwölf Booten, die vor Anker lagen. Keines auch nur so groß wie ein Fischkutter. Wie sollten sie damit entkommen? Er lief auf die Hafenpromenade hinaus. Kein Llaevin war zu sehen. In einem der Boote stand ein junger Krieger, der mit einem Ruder winkte. Wer war das? Arvid rannte direkt auf ihn. Sie hatten die Anlegestelle fast erreicht, als die ersten Verfolger den Platz betraten.
    Sigurd, der bis dahin schweigend mitgerannt war, drehte sich zu Ulf um.
    „Mach das Boot fertig! Ihr helft ihm!“
    Er deutete auf eine Gruppe von Kriegern, die dem Boot am nächsten standen. Zwei, Bjarn und Niusi, kannte Ulf, die restlichen Gesichter sagten ihm nichts. Es war der Großteil der Überlebenden.
    „Der Rest kommt mit mir!“
    Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, rannte Sigurd auch schon los. Fast ein halbes Dutzend Krieger folgte ihm. Ulf sah sie mit den ersten Verfolgern zusammenprallen, die nach der Verfolgungsjagd anscheinend überhaupt nicht auf diesen plötzlichen Ansturm gefasst gewesen waren. Die ersten Llaevin fielen schnell.
    Vorsichtig legte Ulf Alva in die Mitte des Bootes, das bedrohlich schwankte. Rasch stiegen die Krieger ein. Wenn es etwas gab, mit dem sein Volk so gut umgehen konnte wie mit Äxten, dann waren es Boote. Innerhalb kürzester Zeit waren sie bereit abzulegen. Ulf stellte sich auf, um Sigurd Bescheid zu geben, doch dieser wurde gerade von dem Schwerthieb eines berittenen Llaevin niedergestreckt. Zwei andere Krieger lebten noch, doch sie waren gegen die Wand eines Schuppens gedrängt worden und würden wohl nicht mehr lange durchhalten. Alles in Ulf verlangte danach aus dem Boot zu springen und seinen Kameraden zur Hilfe zu eilen. Die Männer und Frauen im Boot schauten ihn erwartungsvoll an. Wenn er den Befehl geben würde, würden sie ihm folgen. Ohne zu Zögern.
    „Wir legen ab!“
    Ein leises Gemurmel erhob sich, aber dennoch stieß sich die eine Seite mit Hilfe der Riemen ab und ein paar schnelle Schläge brachten sie bis zur Hafeneinfahrt. Schlecht gezielte Pfeile fielen um sie herum ins Wasser. Mit sechs Paar Riemen kamen sie schnell voran, aber noch konnten die Bogenschützen sie vom Ufer erreichen. Nicht nur das, Ulf konnte auch deutlich erkennen, wie die Llaevin begannen, die Boote am Ufer zu bemannen. Bald würden sie sich an die Verfolgung machen. Sie konnten natürlich auch einfach Pferde am Ufer entlang schicken, die waren schneller als jedes Boot. So oder so hatten sie ihren Untergang wohl nur hinausgeschoben. Immerhin würde er so Alva nicht lange überleben. Sie hustete nur noch ab und an, die Augen stets geschlossen und lag bleich und leblos in der Mitte des Bootes. Ihr Anblick drehte ihm das Herz um.
    „Etwas flussaufwärts muss ein Schiff liegen! Oder zumindest ein größeres Boot!“
    Arvids heisere Stimme erinnerte ihn wieder an die Existenz seines kleinen Bruders und die seltsame Rolle, die er in der letzten Viertelstunde und ja anscheinend schon zuvor gespielt hatte.
    „Was?“
    „Ich habe Llaevin darüber reden hören. Irgendwo hier muss das Schiff des Königs liegen, es hatte zu viel Tiefgang für den Hafen!“
    Ein Schiff? Das konnte tatsächlich ihre Rettung sein. Etwas Wind ging auch. Hauptsache es war klein genug, dass er es mit dem Dutzend Kriegern, die ihm noch blieben, in Gang bringen konnte, bevor die Llaevin auftauchten. Dann mussten sie nur noch die

Weitere Kostenlose Bücher