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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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aber einige Meter vor ihnen ins Wasser. Trotzdem brach auf dem vordersten Boot, das inzwischen auf deutlich weniger als hundert Meter herangekommen war, Unruhe aus. Die Ruderer gerieten aus dem Takt und das Boot trieb nach steuerbord ab.
    Scheinbar unbeeindruckt von seinem Fehlschlag legte der Krieger einen weiteren Pfeil auf.
    „Ich bin übrigens Knut“, sagte er und ließ den Pfeil fliegen. Dieser fand sein Ziel. Ein Llaevin schrie auf und sackte dann zusammen, seine glücklicheren Kameraden schienen nicht daran zu denken weiterzurudern. Auch die anderen Boote stoppten. War es wirklich so einfach?
    Knut stöhnte auf. Als Ulf sich zu ihm umwandte sah er einen Pfeil aus der Seite des Mannes ragen. Es brachte ihm Alva schmerzhaft ins Gedächtnis. Die lag bleich und wie tot an der Bordwand, wenige Meter entfernt.
    Mit ruhigem Gesicht blickte Knut ihn an:
    „Zieh ihn einfach raus, er ist nicht tief drin. Sitzt an einer Rippe.“
    „Sicher?“
    „Ja!“
    Ein weiterer Pfeilhagel ging auf sie nieder, während Ulf den Pfeil, der keine Widerhaken zu haben schien, aus der Wunde zog. Blut strömte heraus, doch der Strom versiegte rasch, als Knut seine Hand darauf presste.
    Ohne ein Zittern in der Stimme meinte er:
    „Ich denke, wir sollten von hier verschwinden! Die Gefahr scheint ja vorerst gebannt!“
    Ulf nickte und sie begaben sich in den Schatten des Steuerhauses. Üblicherweise hielt Ulf so etwas für unnötigen und sogar unpraktischen Luxus, der nur die Sicht des Steuermannes einschränkte und auf Kriegsschiffen nichts verloren hatte, doch wenn man mit einem Pfeilschauer nach dem anderen bedacht wurde, dann lernte man die Konstruktion zu schätzen. Immerhin bewahrte sie Niusi, ihren Steuermann, vor den Pfeilen der Taisin und der war wohl der wichtigste Mann an Bord. Ulf gab sich über die Wichtigkeit seiner eigenen Rolle keinerlei Illusionen hin.
    Auch am anderen Flussufer waren jetzt Reiter mit Fackeln zu sehen, noch weit entfernt, aber sie kamen rasch näher. Wie weit war es nur bis zum Meer? Es konnte nicht mehr weit sein. Auf den Karten, die sie erbeutet hatten, hatte es ausgesehen wie ein Katzensprung. Wobei die Karten der Llaevin auch nicht viel zu taugen schienen.
    Das Segel breitete sich aus. Warum auch immer es so lang gedauert hatte, jetzt füllte sich das große Segel mit Wind und das Schiff wurde spürbar schneller. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance. Wenn der Wind so blieb. Er riskierte einen Blick auf die Boote. Diese fielen immer weiter zurück. Nur die Reiter kamen noch näher.
    „Ulf!“ Arvids Stimme drang schrill an sein Ohr.
    „Was ist denn?“
    Er erschrak selbst über den mürrischen Klang in seiner Stimme. Aber Arvid sollte rudern, wie alle anderen.
    „Ulf, ich glaube, sie ...“
    Er rannte das Deck entlang zu Alva. Sie lehnte noch an der Bordwand, bleich wie in dem Moment, als er sie dort hatte ablegen lassen. Arvid kniete an ihrer Seite, eine Hand an der Bordwand, die andere an Alvas Wange.
    Ulf blieb stehen.
    „Ist sie, ist sie ...?“
    Er brachte es nicht fertig, das Wort zu sagen.
    Arvids Stimme versagte, als er antworten wollte und er brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Dann nickte er.
    Ulf stieß ihn zur Seite und fasste selbst an Alvas Gesicht. Es war kalt und schweißig, er konnte keinen Atem spüren.
    „Alva!“ schrie er, so laut er konnte und schüttelte sie dabei.
    Immer wieder schrie er ihren Namen, bis seine Stimme kaum mehr als ein Krächzen war. Tränen liefen über sein Gesicht. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie konnte nicht tot sein. Nicht Alva. Er hatte so viele verloren. Seinen Vater, seine Mutter, fast alle seine Brüder, Erik und Verin, Keon und all die anderen, die ihn nachts in seinen Träumen besuchten. Ihre toten, bleichen Gesichter waren für immer eingebrannt in sein Gedächtnis. Dann hatte Alva immer seinen Kopf auf ihren Schoß gelegt, so wie es seine Mutter gemacht hatte und leise auf ihn eingeredet, bis er wieder einschlief. Alva war sein Leben gewesen. Sein Leben danach. Sie alle hatten doch nur noch für Krieg und Tod gelebt und Alva, Alva war immer diejenige, die ihn daran erinnert hat, dass es noch andere Dinge gab. Mit der er Pläne geschmiedet hatte. Für ein eigenes Fischerboot und ein Haus, irgendwo abseits der großen Siedlungen und für Kinder. Jetzt war sie tot. Wie eine Puppe lag sie in seinen Armen, zerbrechlich und klein. Nicht so wie Alva gewesen war. Nichts hatte sie zaudern lassen, vor keiner Gefahr war

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