Der Pfad des Kriegers (German Edition)
irgendwen hier zur Eile anzutreiben.
Die Riemen glitten ins Wasser, Niusi gab den Befehl und mit einem Ruck setzte sich das Schiff in Bewegung, aber es war viel zu langsam und Ulf konnte die Boote rasch näherkommen sehen. Wenn sie nicht bald Fahrt aufnahmen, dann hatte das alles nichts gebracht.
Was war das überhaupt für ein Schiff? Wie ein Handelsschiff sah es eigentlich nicht aus. Dafür war der Laderaum, den sie immer noch nicht durchsucht hatten, viel zu klein. Aber ein Kriegsschiff war es auch nicht. Keine Enterhaken, keine Eimer mit Sand gegen Feuer, keine erhöhten Bordwände, nichts, was sonst an Bord eines Kriegsschiffes üblich war. Wobei die Frage gerade auch nicht wirklich wichtig war.
Die Boote kamen zügig näher, auch wenn sie langsam immer mehr Fahrt machten. Wenn sie es nur aus der Flussmündung heraus aufs offene Meer schafften, dahin würden ihnen die Boote kaum folgen.
„Chef! Da drüben!“
Ulf wandte sich um und sah eine Gruppe Männer am linken Ufer stehen. Llaevin. Wer sonst.
Ein Pfeilschauer bestätigte ihre üblen Absichten. Immerhin war er schlecht gezielt, ein Pfeil traf die Bordwand, der Rest fiel ins Wasser. Aber ihr Glück würde mit Sicherheit nicht ewig halten.
„Nach steuerbord, Niusi!“
„Aye, Chef!“, antwortete der große, mit Narben übersäte Krieger. Ein Mann vieler Worte war er nie gewesen, selbst vor dem Krieg nicht.
Langsam änderte das Schiff seine Richtung, hin zur anderen Uferseite, als ein leises Surren in der Luft weitere Pfeile ankündigte. Ulf duckte sich hinter die Bordwand. Er hatte kein Bedürfnis, nachdem er seinem sicher scheinenden Tod ein weiteres Mal entgangen war, jetzt durch den Pfeil irgendeines namenlosen Schützen ums Leben zu kommen. Zwei Pfeile flogen über ihn hinweg und bohrten sich harmlos ins Deck, wenige Schritte von ihm entfernt. Ein Schmerzensschrei von einer der Ruderbänke machte deutlich, dass nicht alle so viel Glück gehabt hatten wie er. Der getroffene Krieger, der Pfeil war ihm in den Oberschenkel gedrungen, war schon dabei die Wunde abzubinden, als Ulf sich nach ihm umwandte.
Alva lehnte noch immer an der Bordwand. Wie hatte der Pfeil nur so leicht die Kettenrüstung durchschlagen?
Wie hatte sie überhaupt getroffen werden können? Gerade eben lief sie noch neben ihm und im nächsten Moment lag sie am Boden, mit einem Pfeil im Rücken, dem Tod näher als dem Leben und er konnte überhaupt nichts für sie tun. Nicht mal bei ihr sein. Es war ein furchtbares Gefühl. Alva, seine Alva, die Liebe seines Lebens lag im Sterben und er konnte nichts für sie tun, gar nichts.
„Kann irgendjemand von euch mit einem Bogen umgehen?“
Irgendwie mussten sie diese Boote ja auf Abstand halten und einige gezielte Bogenschüsse waren alles was ihm jetzt einfiel.
Eine weitere Pfeilsalve ließ ihn wieder in Deckung gehen.
Als er sich wieder aufrichtete, rief der hagere Mann, der vor wenigen Minuten die Ankertaue gekappt hatte:
„Ich bin ganz gut mit dem Bogen!“ und fügte dann hinzu: „Und ich habe sogar einen!“
Ohne auf Ulfs Antwort zu warten, verließ der kleine Mann behände seine Ruderbank und eilte an seine Seite. Als er bei ihm ankam, hatte er den Bogen schon von der Schulter genommen und war dabei die Bogensehne aufzuziehen.
„Meinst du, du kannst sie auf Abstand halten?“
„Gute Frage, der Wind steht direkt gegen uns, aber ich denke doch, dass ich das hinkriege. Irgendein bestimmtes Ziel?“
„Bring' sie einfach nur dazu langsamer zu werden!“
Vielleicht wurden sie so wenigstens die Boote los, die zurzeit noch die größte Gefahr darstellten. Ihm war aber auch klar, dass die Handvoll Bogenschützen am Ufer nur der Anfang war. Bald würden mehr und mehr von ihnen auftauchten und wenn sie vorausritten und in einem der nächsten Dörfer Boote fanden, dann würden sie kaum entkommen können. Vorausgesetzt es gab keine Brücke über den Fluss. Wenn es eine gab, konnten sie ohnehin gleich aufgeben. Aber das war wohl eher unwahrscheinlich. Der Fluss war breit und viele Zeugnisse großartiger Baukunst hatte er bisher nicht gesehen.
„Im Vergleich zu Anduil, Alt-Anduil“, dachte er sich, „ist selbst Cuandal nur ein Dorf aus windschiefen Hütten.“
Eisige Wut durchströmte ihn bei dem Gedanken an den Verrat der Llaevin. Dafür würden sie bezahlen. Allesamt. Der Mann neben ihm hatte inzwischen einen Pfeil auf die Sehne gelegt und setzte jetzt zum Schuss an. Der Pfeil löste sich und flog auf die Boote zu, fiel
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