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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Obwohl Laerte ihm nie seine wahre Herkunft verraten hatte, waren sie sich in vielen Dingen einig. Immerhin gestattete der Kaiser, dass seine eigenen Untertanen als Sklaven verkauft wurden. Ohne die wahren Gründe zu enthüllen, hatte Laerte den Nâaga in seine Rachepläne eingeweiht, und Rogant war nur allzu gern bereit, ihm zu helfen.
    »Du bist in größerer Gefahr als De Page, Grenouille. Erstens stammst du aus den Salinen, und zweitens hast du dich gleich am ersten Tag in Emeris für einen Sklaven eingesetzt. Glaube mir, De Page könnte dir eines Tages sehr nützlich sein. Aber wie dem auch sei, ich bleibe wachsam.«
    »Ich bin es, der dich beschützt, Nâaga«, lächelte Laerte.
    »Kleiner Ritter«, gab Rogant zurück und ließ seine muskulösen Schultern rollen.
    Spottlustig blickte er auf den Freund hinunter. Seit er seine endgültige Größe erreicht hatte, wagte niemand mehr, ihn zu belästigen.
    »Ich will dich nur warnen«, erklärte Rogant wieder ernster. »Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.«
    Laerte nickte.
    »Und jetzt geh endlich zu ihr«, flüsterte Rogant. »Sie wartet schon seit zwei Tagen auf dich.«
    Obgleich Rogant schon mehrfach miterlebt hatte, wie sich Laerte und Esyld heimlich trafen, war sich Laerte sicher, dass er nur wenig über das Mädchen wusste. Laerte hatte ihr Vorleben ebenso verschwiegen wie sein eigenes. Eigentlich wusste Rogant nur, dass Esyld Laerte mehr bedeutete als alle Schätze der Welt. Aber gerade deshalb verzichtete er jetzt auf jede weitere Diskussion.
    Zu ihr gehen … Tatsächlich gab es nichts, wonach sich Laerte mehr sehnte.
    Mit klopfendem Herzen lief er durch die Gänge, die ihn noch von seiner Liebsten trennten.
    Wie glücklich war er gewesen, als er die vertraute Gestalt vor zwei Jahren in einem der Palastgärten entdeckt hatte. Esyld war in Emeris wieder mit ihrem Vater zusammengetroffen und hatte sich als Bedienstete bei Hof anstellen lassen.
    Esyld war Laertes Rettungsboot in stürmischer See und der einzige Mensch, der ihn vor dem Untergang retten konnte. Sie war das Licht, das ihn auf seinem Weg leitete. Er hatte ihr alles gestanden. Auch das, was er tun wollte, wenn er sich eines Tages bereit fühlte.
    Als er die Tür zu ihrem kleinen Zimmer öffnete und sich unter dem niedrigen Türstock hindurchduckte, machte er sich nicht einmal die Mühe nachzusehen, ob ihm jemand gefolgt war. Seine Sehnsucht war einfach zu groß.
    Und da saß sie mit verschränkten Händen. In ihr Haar hatte sie blaue Bänder geflochten. Das blasse Tageslicht, das durch ein Fensterchen ins Zimmer drang, verlieh ihrem Gesicht einen Glorienschein. In einer Ecke standen ein einfaches Bett und ein wackliger Nachttisch. Stumm schloss er die Tür hinter sich. Sie sah ihn an und lächelte.
    »Endlich«, sagte sie nur.
    »Die Reise dauerte länger als gedacht …«
    Zögernd trat er näher. Seine Hände wurden feucht. Sie sah noch schöner aus als bei ihrer letzten Zusammenkunft. Ihre Gesichtszüge waren feiner geworden. Sie war jetzt eine Frau, und er wagte nicht, sie zu berühren. Sie war es, die sich an ihn schmiegte und ihren Kopf an seiner Schulter barg. Der Duft ihrer Locken verwirrte ihn.
    »Mein stolzer kleiner Mann«, sagte sie. »Wie lange du für den Rückweg gebraucht hast! Es ist viel Zeit vergangen, seit wir von eurem Sieg am Fuß des Vershan erfahren haben.«
    »Ich kam so schnell wie möglich. Wir sind erst seit zwei Stunden zurück. Ich musste warten, bis Dun sich verabschiedete, um zu dir zu kommen.«
    »Wird er nicht nach dir suchen?«, fragte Esyld beunruhigt.
    »Er dürfte inzwischen in Mildrels Armen liegen«, lächelte Laerte.
    »Und du in meinen …«
    Ihr Lächeln erlosch, als er seinen Blick in ihrem versenkte. Langsam neigte er den Kopf, und ihre Lippen trafen sich zu einem zaghaften Kuss.
    »Du kannst nicht lange bleiben«, flüsterte sie. »Du musst zurück zur Akademie, ehe man dich dort vermisst.«
    Sie löste sich von ihm und wandte die Augen ab. Verblüfft sah Laerte sie an. War sie denn nicht glücklich, ihn wiederzusehen, dass sie ihn so vor den Kopf stieß?
    »Sie vollstrecken wieder Todesurteile …«
    »Ich bin Duns Knappe. Der alte Brummbär beschützt mich, also mach dir keine Sorgen«, versuchte er sie zu beruhigen.
    »Verstehst du denn nicht?«, fragte sie gereizt.
    Nervös wandte sie ihm den Rücken zu und ballte unwillig die Fäuste.
    »Mein Vater und ich sind übereingekommen, Meurnau nichts von dir zu sagen. So zu tun, als hättest du

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