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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Binsenstängel mit seltsamer Regelmäßigkeit in den roten Strahlen der untergehenden Sonne, so als schliche jemand unendlich vorsichtig hindurch. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Dun warf Tomlinn einen amüsierten Blick zu, riss sein Pferd herum, gab ihm die Sporen und ritt zu Hauptmann Azdeki, der das Ende des Zugs sicherte.
    »Westlich von hier scheint sich etwas zu tun. Haltet die Soldaten zusammen und bereitet sie darauf vor, einen möglichen Angriff zu erwidern.«
    »Wir sollten besser ausweichen, General Daermon. Es handelt sich sicher nur um ein paar wilde Tiere. Wir verlieren zu viel Zeit«, protestierte Azdeki.
    »Das ist ein Befehl«, erklärte Dun-Cadal und fügte widerwillig hinzu: »Hauptmann Azdeki.«
    Obwohl der junge Hauptmann sicher war, im Recht zu sein, fügte er sich der Anordnung. Während Dun zu Tomlinn zurückritt, versetzte er die langsam vorwärts trottenden Soldaten in Alarmbereitschaft.
    »Aufgepasst, Männer! Von Westen droht Gefahr. Seht zu, dass ihr im entsprechenden Moment bereit seid.«
    Wilde Tiere oder Aufständische? Der General zog die von Azdeki angesprochene Möglichkeit gar nicht erst in Betracht. Zu oft schon hatte der dünkelhafte junge Baron die falsche Wahl getroffen. Wie hätte es in diesem Fall anders sein können?
    Zusammen mit Tomlinn ritt Dun Richtung Westen. Plötzlich scheute sein Pferd. Hatte es eine Gefahr gewittert? Mit einem freundlichen Klaps auf die Kruppe ließ es sich bewegen, weiterzugehen. Im hohen Gras wies nichts auf eine Bedrohung hin. Mücken surrten, und der Sumpfgestank war beinahe unerträglich. Von Feinden keine Spur.
    Immer wieder blieben die Hufe der Pferde im Morast stecken. Nur mühsam kamen sie vorwärts. Noch wenige Meter, und sie würden sich dem Moor als natürlicher Falle nicht mehr entziehen können.
    Sie sanken in den weichen Untergrund ein. Sanft rauschend schloss sich das hohe Schilfgras hinter ihnen. Bald waren die Soldaten in der Ferne nicht mehr als Silhouetten über dem Grün in der flirrenden Hitze.
    Mit einem Mal kam Wind auf. Das stehende Wasser kräuselte sich, und plötzlich war ein bösartiges Fauchen zu hören.
    »Dun-Ca…«
    Eine dunkle, massige Gestalt schnellte aus dem Sumpf empor und schnappte nach Tomlinn, der nicht einmal Zeit hatte, sein Schwert zu ziehen. Das reiterlose Pferd stieg, wieherte laut und floh in Richtung Westen. Aus dem Schilf drang drohendes Knurren, dann noch eines. Schließlich ein drittes.
    Dun zog sein Schwert und bändigte das aufgeregte Pferd mit einer Hand. Seine Schläfen pochten. Zwischen den Pflanzen bewegte sich etwas.
    »Azdeki!«, schrie er. »Azdeki!«
    Niemand antwortete. Er zwang sein Pferd zu einer halben Wende. Die Hufe versanken immer tiefer im Moor.
    »Azdeki!«
    In der Ferne erteilte der Hauptmann den Befehl, vorzurücken.
    »Himmeldonnerwetter!«, schimpfte Dun.
    Jetzt sah er die Ungeheuer deutlicher. Es waren drei Rouargs mit grünem, schwarz geflecktem Fell. Sie stießen ein herausforderndes Brüllen aus.
    »Tomlinn!«, schrie Dun und fuchtelte mit seinem Schwert in der Luft herum. »Tomlinn!«
    Unter dem runden, zuckenden Rücken eines der Tiere drang ein entsetzlicher Schrei hervor.
    » AZDEKI! «
    Ein Rouarg stürzte sich mit solcher Macht auf Dun, dass er spürte, wie seine Rippen brachen. Die Kiefer des Tiers schlossen sich um den Armschutz, messerscharfe Zähne durchbohrten das Metall. Dun stürzte zusammen mit seinem verängstigten Pferd, von dessen panisch verdrehten Augen nur noch das Weiße zu sehen war. Der Rouarg schlitzte den Bauch des Tiers auf. Es klang wie reißender Stoff. Dann folgte ein krachendes Geräusch. Dun spürte, wie sein Bein unter dem Gewicht des toten Pferds brach. Es gab kein Entkommen mehr. Eingeklemmt, den Kopf halb im stinkenden Morast vergraben, sah er über sich nur noch die im Wind tanzenden Gräser.
    »Azdeki!«
    Plötzlich wurde er ganz ruhig. Das Knurren der Rouargs, die sich um ihre Mahlzeit stritten, schien meilenweit entfernt. Langsam, aber stetig sickerte Blut in den Schlamm, mischte sich mit dem salzigen Wasser der Sümpfe und ließ es wie Wein aussehen …

    »Grenouille. Ich werde dich Grenouille nennen.«
    Da war ein bitterer, herber Wein, der sanft im Becher eines alten, vergessenen Ritters in Masalia schwappte, weit fort von den Salzsümpfen der Salinen. Und doch spürte er den Geschmack des Morasts noch immer im Mund. Sie saßen wieder in der Taverne, und er trank einen Schluck, um die Erinnerungen zu

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