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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Ausgang. Jeder Schritt war eine Qual, jede Bewegung entlockte ihm ein Stöhnen. Alles schien sich um ihn zu drehen. Der Balkon! Jenseits der steinernen Brüstung standen die Bäume in prasselnden Flammen.
    »Uster!«, knurrte Azdeki hinter ihm.
    Laerte drehte sich um. Beinahe wäre er gestürzt. Sein Schwert ließ er mit hängenden Armen nachschleifen.
    »Dun«, presste er hervor, als rufe er um Hilfe. »Sumpfschnepfe!«
    Azdeki stapfte mit gezücktem Schwert auf ihn zu.
    Laerte bemühte sich, seine Waffe zu heben, doch sie war zu schwer. Blut klebte an seinen Lippen, seine Beine trugen ihn kaum noch.
    »Warum?«, stammelte er, ehe er alle Kraft zusammennahm und schrie: »Warum?«
    Er hörte ein Pfeifen. Azdeki schlug zu. Laerte wollte den Schlag parieren, doch es war zu spät. Blitzend raste die Klinge auf sein Gesicht zu, doch in dem blanken Metall spiegelte sich das Bild einer Kanonenkugel.
    Der Explosionsdruck riss die beiden Männer auseinander. Laerte verlor das Bewusstsein. Sein Körper wurde über die Balkonbrüstung geschleudert. Er stürzte mit unglaublicher Geschwindigkeit. Brennende Äste peitschten ihn. Als er am Boden aufprallte, hörte er nicht mehr, wie seine Knochen brachen.
    Laerte erfuhr nie, wie lange er am Fuß der brennenden Bäume gelegen hatte. Für ihn existierte nur die Qual seines geschundenen Körpers. Alles andere war gespenstisch weit fort.
    Irgendwann wurde er aufgehoben, doch seine Schmerzensschrei e übertönten die wenige n Worte , die er zu hören glaubte.
    Jemand brachte ihn in ein verborgenes Zimmer und pflegte ihn, während er sich schreiend in Todesqualen wand. Seine Tränen mischten sich mit seinem Blut. Manchmal verlor er sich in einer drückenden, eisigen Dunkelheit, und glaubte, dass es für immer wäre.
    Er würde nicht überleben …
    Aber jedes Mal, wenn er dem Tod entgegentaumelte, for derten Stimmen seine Aufmerksamkeit und brachte ihn zu seinen Qualen zurück.
    Gib dein Bestes, Aladzio!
    Aber ich bin Erfinder, kein Arzt!
    Du bist seine einzige Chance!
    Je mehr Laerte ins Leben zurückkehrte, desto unerträglicher erschien es ihm, bestand es doch nur aus Schmerz, Qual und Verletzung.
    Dann ist er also der Sohn von Oratio …
    Irgendwann gelang es Laerte, die Stimmen zuzuordnen und mit Namen zu versehen, obwohl er eine davon nur ein einziges Mal gehört hatte.
    Halte durch, mein Freund. Du schaffst das schon.
    Das war Rogant. Und seine warme Hand lag auf etwas, das seine eigene Hand zu sein schien.
    Ich habe dir gesagt, dass es keine gute Idee ist. Aber nein, du wolltest ja nicht auf mich hören. Mitten in die Höhle des Löwen! Und wozu? Wie vielen Männern hast du die Stirn geboten?
    Zumindest dieses Mal klang Aladzios Stimme wie eine süße Melodie.
    Haltet ihn! Haltet ihn!
    Er schrie. Er brüllte wie ein Schwein, das geschlachtet wird. Dann wieder weinte er und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass endlich alles vorüber wäre, dass sein Herz zu schlagen aufhörte und der Schmerz ihn in Ruhe ließe.
    Du bist ein großer Ritter, Laerte von Uster. Du darfst uns nicht verlassen.
    Sobald sein Bewusstsein aus dem Nebel auftauchte, hatte er das Gefühl, mit glühenden Eisen bearbeitet zu werden. Jeder Nerv schien zu brennen, und doch kehrte er nach und nach ins Leben zurück. Seine Reisen ins Halbdunkel waren gespickt mit Erinnerungen.
    »Madog! MADOG! «
    »Du nennst mich Sumpfschnepfe, nicht wahr? Dann lass uns doch bei so etwas bleiben. Da du Tiere zu mögen scheinst, werde ich dich Grenouille nennen. Grenouille, der Frosch.«
    »Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Mein ganzes Leben lang. Vergiss mich nicht. Vergiss uns nicht. Grenouille! Vergiss niemals, wer du bist, Grenouille! Vergiss es nicht. Ich liebe dich.«
    Esyld …
    Als er die Augen öffnete, lag ein warmer Sonnenstrahl auf seinem Gesicht.

10
    WUT
    Wirft man es ins Feuer, so brennt es nicht.
    Berührt man es mit einer Klinge, so zerreißt es nicht.
    Es besteht aus dem Murmeln der Götter,
    und nichts und niemand kann es zerstören.

    D er uralte Ledereinband des schweren Buches wurde von einer genieteten Metallschließe zusammengehalten. Das Buch war so schwer wie die Gesetze, die es enthielt. In den Händen des Kindes wirkte es geradezu überdimensional groß. Auf dem Einband waren in hübschen Lettern die Worte Liaber Moralis eingeprägt.
    »Nachdem du jetzt lesen kannst, braucht es Worte, um deine Gabe zu nähren.«
    Vor dem Kind kniete ein recht großer Mann, der es mit warmen Blicken

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