Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
Vom Netzwerk:
Redefreiheit. Es hat sich viel verändert, Laerte, und dagegen kannst du nicht ankämpfen. Niemand könnte das.«
    Laerte antwortete nicht. Er schien sich einzig für die Brotkrümel zu interessieren.
    »Rache ist nicht der richtige Weg, Laerte. Dein Zorn wird dich irgendwann vernichten«, flüsterte Rogant.
    Endlich blickte Laerte auf. In seinen Augen standen Tränen, doch darunter glomm ein animalisches Leuchten, eine Streitsucht, die ihn wie ein inneres Feuer verzehrte. Es gab keine Worte, die diese Wut dämpfen konnten.
    »Mein Volk ist jetzt frei«, versuchte es Rogant noch einmal. »Eines Tages werden die Verantwortlichen für ihre Verbrechen bezahlen. Das aber wird auf Betreiben der Republik geschehen und nicht, weil dir der Sinn danach steht. Überlass es De Page, sich darum zu kümmern. Ruiniere dir nicht dein Leben. Du hast auch so schon genug gelitten.«
    Laerte legte die Hände auf den Tischrand und stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch. Rogant stand sofort auf.
    »Du kannst noch nicht aufstehen. Es ist zu früh. Du bist noch zu schwach.«
    Laerte widersprach ihm nicht, warf ihm aber einen unfreundlichen Blick zu. Lima, die gerade das Esszimmer betreten wollte, wurde Zeugin eines merkwürdigen Schauspiels. Rogant stand vor Laerte, als wollte er ihn zurückstoßen. Und als der junge Mann aufzustehen versuchte, indem er sich mit beiden Händen von den Armlehnen des Sessels abstieß, tat er es.
    »Schwächling«, sagte der Nâaga nur.
    Laerte neigte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf, ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen. Die Armlehnen knirschten geradezu unter seinen Fingern.
    »Schwächling«, spöttelte Rogant und stieß ihn erneut zurück, als er sich wieder aufrichtete.
    Noch ein drittes Mal richtete sich Laerte stöhnend auf. Ob seine Beine der Belastung schon wieder standhielten? Er versenkte den Blick in den Augen des Nâagas und kam langsam höher. Unbeschreibliche Schmerzen jagten durch seinen Körper, auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Aber er gab nicht auf.
    »Schwächling!«
    Keiner von beiden wandte den Blick ab. Lima stand an der Tür und schaute diesem Duell des Willens ungläubig zu. Nervös wischte sie sich die Hände an ihrer Schürze ab. Dass Laerte überhaupt überlebt hatte, grenzte bereits an ein Wunder. Dass er aber eines Tages wieder würde laufen können, war fast undenkbar. Sein Körper war noch so müde und gezeichnet, dass er jederzeit einen Rückfall erleiden konnte. Und doch gab er nicht auf.
    Rogant verharrte reglos ihm gegenüber und ließ ihn nicht aus den Augen. Schließlich trat er einen Schritt vorwärts. Erst in diesem Augenblick fiel Laerte schwer in den Sessel zurück. Doch die Botschaft war angekommen. In Gegenwart von Rogant bedurfte es keiner großen Worte. Laerte hatte einen unbeugsamen Willen; seine Versuche, sich aufzurichten, waren nicht einfach nur einem simplen Wutanfall zu verdanken.
    Er würde diesen Weg bis zum bitteren Ende gehen.

    Und so lernte Laerte wieder laufen. Zunächst nur einen Schritt, dann zwei und schließlich drei. Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten. Laertes Wut sorgte dafür, dass er den Schmerz weniger spürte. Sie ließ ihn alle Qualen vergessen und half ihm, die Ziele immer weiterzustecken. Er übte bis zum Umfallen.
    Frühling. Sommer. Endlich konnte er wieder selbstständig nach draußen gehen. Die Erde war staubtrocken, das Gras wurde welk und gelb. Überall sangen Zikaden.
    Rogant blieb immer in seiner Nähe.
    Laerte besorgte sich ein Schwert. Beim ersten Versuch, es kreisen zu lassen, stieß er einen gellenden Schrei aus. Ihm war, als ob seine Schulter wie unter schweren Hammerschlägen innerlich zerriss. Trotzdem wiederholte er die Bewegung, immer wieder. Zunächst noch langsam, dann immer sicherer.
    Irgendwann lag das welke Gras am Boden. Der Herbst war da. Die Hitze ließ nach. Rogant war noch immer bei Laerte und beobachtete, wie er Tag für Tag mehr zu Kräften kam. Als der Junge schließlich fähig war, alle Bewegungsabläufe des Schwertkampfs durchzuführen, bot er sich als Gegner an und parierte seine Angriffe.
    … ein großes …
    Laerte wurde wieder er selbst und war Herr seines Körpers. Ein Jahr verging.
    … einflussreiches …
    De Page kehrte zurück. Esyld hatte er nicht finden können. Die Republik wurde nach und nach stärker, blieb aber anfällig. Laerte war so von seinen Racheplänen geblendet, dass er seine Zweifel hinsichtlich der Motive des Herzogs schließlich

Weitere Kostenlose Bücher