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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Freunde! Dieser Abend ist …«, rief eine Stimme.
    De Page erstarrte.

    Der Dreispitz schlängelte sich zwischen hohen Hauben und sonderbaren Masken hindurch. Laerte folgte ihm mit Blicken, bis er sah, wie Aladzio einige Worte mit Azdeki wechselte und anschließend wieder in den Palatio zurückging, nachdem er rasch über die Schulter geschaut hatte. Der Söldner zu Laertes Füßen machte sich bereit.
    »Dieser Abend, meine Freunde! Dieser Abend ist …«
    Der Landser legte einen Pfeil auf, hob die Augen zu dem Mann mit der Goldmaske und wartete darauf, dass er die Hand senkte.
    »… ein ganz besonderer Abend!«
    Laerte rührte sich nicht. Wie gebannt starrte er nach unten, wo der Mann, der gesprochen hatte, einer jungen Frau half, auf die gestapelten Fässer zu steigen.
    »Denn zur Freude dieses schönen Fests in unserer Republik gesellt sich das Glück meiner Ehe.«
    Ihr purpurfarbenes Kleid schmiegte sich an ihren Körper, auf ihrer Brust hing ein Medaillon in der Form eines Sterns, und ihre roten Lippen betonten ihr strahlendes Lächeln. In ihren Mandelaugen unter der mit Gold und Silber besetzten Maske standen Tränen. Lachend stellte sie sich auf die Fässer wie auf ein Podest und hielt dabei die Hand ihres jungen Gatten.
    »Esyld Azdeki, zeigt Euch der Welt«, forderte Balian Azdeki sie auf.
    »Was ist, Herr?«, flüsterte eine Stimme zu Laertes Füßen.
    Balian legte seine Wolfsmaske ab und breitete die Arme aus. Er war ein wenig beschwipst und genoss den Augenblick.
    »Ich danke euch allen, dass ihr heute gekommen seid. Es lebe die Republik!«
    Applaus brandete auf. Laerte spürte, wie seine Hand zu zittern begann.
    »Ich wäre jetzt bereit, Herr«, ließ sich der Söldner leise vernehmen.
    Unter seiner Adlermaske sah Azdeki dem Auftritt zufrieden zu. Sein glückstrahlender Sohn verneigte sich unter dem Beifall der Gäste vor Esyld. Niemand kümmerte sich um die Ratsherrn, die in Begleitung der Mönche im Innern des Palatio verschwanden.
    Auf den Fässern grüßte Esyld das Publikum, verneigte sich links, verneigte sich rechts und lachte leise. Ihre Wangen waren gerötet vor Verlegenheit – vielleicht auch vor Vergnügen. Laerte spürte den Druck seiner Maske. Das Atmen fiel ihm schwer, und ihm war, als hätte er einen Knoten im Magen. Esyld stand auf einem Weinfass. Die Fässer jedoch, die sich hinter ihr stapelten, waren voller Pulver. Ein einziger Funke, und sie …

    De Page blickte beunruhigt zu Rogant hinüber, der an der Tür zum Korridor stand, und hinauf zum Balkon, wo er Laertes unbewegliche Gestalt ahnte. Der Angriff, Laerte, dachte er. Du musst das Zeichen zum Angriff geben. Los jetzt!
    Viola an seinem Arm wurde so zappelig, als wollte sie selbst eingreifen. Aber was hätte sie tun sollen? Zu allem Überfluss hatte eine Gruppe Soldaten Balian und seine junge Ehefrau umringt und die Nâagas, die auf die Weinfässer aufpassten, nach hinten abgedrängt. Besorgt blickte De Page erneut nach oben zum Balkon. Sollte wirklich alles umsonst gewesen sein?

    »Uns bleibt keine Zeit mehr, Herr«, drängte der Söldner.
    Seine Stimme erreichte Laerte wie aus weiter Ferne. Seine Hand blieb oben.
    Alle Ratsherrn waren inzwischen durch die Doppelflügeltür im Innern des Palatio verschwunden.
    »Bravo! Bravo!«, schrie die Menge. »Ein Hoch auf das Hochzeitspaar! Bravo!«
    Die Hellebardiere nahmen Aufstellung vor der Tür. Azdeki trat zurück. Einer der Wachsoldaten stieg die Stufe hinauf und schloss einen Türflügel. Azdeki verschwand. Der Soldat machte sich am zweiten Türflügel zu schaffen.
    Auf den Fässern warf Esyld ihrem Mann einen zärtlichen Blick zu und legte die Hände an die Brust.
    Laertes Hand blieb oben.
    Der Soldat schloss den zweiten Türflügel.
    »Herr!«
    Der Schwur geht noch viel weiter.
    Mit der Rechten umschloss Laerte den Griff von Eraëd. Er fühlte sich verwirrt. Im Lärm der klatschenden Hände machte er plötzlich ein anderes Geräusch aus, eine Art Hämmern, etwas wie der Rhythmus einer Trommel. Zunächst nur schwach, doch es kam immer näher. Es waren Hufschläge! Hufe auf dem Marmorboden! Auch die Masken im Hof wurden aufmerksam. Eine nach der anderen wandte sich dem Spiegelkorridor zu und hielt neugierig Ausschau nach dem Geräusch.
    Jemand brüllte Kommandos. Die Doppelflügeltür auf der anderen Seite blieb fest geschlossen. Die versammelten Verschwörer hätten alle Zeit der Welt, um zu fliehen, wenn es zum Kampf kam. Und Laerte müsste sie im Labyrinth des Palatio erst

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