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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Werdegang doch gewesen war! Was hatte er nicht auf sich nehmen müssen, um den höchsten militärischen Rang bekleiden zu dürfen!
    Am Springbrunnen in der Mitte des Hofs saßen einige Schüler in rot-weißen Schuluniformen und plauderten. Ihr Wams war mit dem Emblem des kaiserlichen Schwertes Eraëd verziert.
    Ein Junge saß auf der Brunneneinfassung und betupfte seine blutende Nase. Eine seiner Wangen war angeschwollen, die Unterlippe aufgeplatzt. Vermutlich hatte es Streit gegeben. Langsam ging der General auf die Schüler zu, die ihm ehrerbietig entgegenblickten. Seit sie ihn erkannt hatten, wagten sie nichts mehr zu sagen.
    »Wie ich sehe, hast du dir bereits Freunde gemacht«, sagte Dun leise.
    »Das ist doch nichts«, grummelte Grenouille.
    Der Verwalter hatte ihn hergebracht und dem diensthabenden Waffenmeister anvertraut, um ihm eine Unterkunft zu besorgen. Während seines Aufenthalts in Emeris galt er als einfacher Knappe und musste sich sein Ansehen hart erkämpfen. Diese bittere Erfahrung hatte Grenouille bereits gemacht.
    Es ist immer schwierig, seinen Platz zu finden.
    Dun betrachtet die Schüler, die blass geworden waren. General Daermon höchstpersönlich war gekommen, und dieser Grünschnabel, den ein paar von ihnen zunächst einmal ordentlich rangenommen hatten, war auch noch sein Schutzbefohlener! Dun brauchte kein Wort zu sagen, damit die Schuldigen den Blick abwandten. Er zögerte. Sollte er sie bestrafen?
    Es ist immer schwierig herauszufinden, wozu man fähig ist. Und daher versucht man, sich vor anderen in Szene zu setzen. Aber Gewalt ist nun einmal keine Lösung. Wein! Wirt, ich will mehr Wein!
    Dun-Cadal begnügte sich mit einem strengen Blick.
    »Komm mit«, sagte er zu Grenouille, »die Wunde muss gereinigt werden. Und nimm die Hand von der Nase. Von ein paar Hieben fällt sie nicht gleich ab.«
    »Ihr habt genug getrunken, Dun-Cadal.«
    Schniefend stand Grenouille mit zusammengebissenen Zähnen und gesenktem Blick auf und folgte seinem Lehrmeister. Die Schüler würdigte er keines Blickes. In der Nähe stand ein junger Nâaga und beobachtete, wie sie die Akademie betraten.
    »Aber mein Becher! Ich habe meinen Becher noch nicht geleert.«

    »Dun-Cadal! Hört endlich auf damit!«
    »Mein Becher!«
    »General!«
    Viola hatte die Stimme deutlich erhoben und war darüber ebenso überrascht wie der alte Mann, der gegen die Tür der Taverne trommelte. Doch ihre plötzliche Autorität schien zu wirken. Im Nu wurde Dun vom lallenden Säufer zum kleinen Jungen, den man bei einem bösen Streich erwischt hat.
    »Man wird Euch nicht mehr bedienen. Es ist spät. Ihr solltet schlafen gehen.«
    Viola stützte ihn, während er sich von der Tür entfernte. In der Wirtschaft wurde fröhlich gefeiert. Obwohl die geschlossene Tür den Lärm dämpfte, hörte Dun das Lachen der Menschen. Sehnsüchtig wandte er den Kopf, während er schwankend neben der jungen Frau herging. Wie schnell doch der Tag mit dem Erzählen seiner Geschichte und vielen Krügen Wein vergangen war! Nein, er war nicht nur in seine Erinnerungen eingetaucht.
    »Kommt weiter. Ich bringe Euch nach Hause.«
    »Nach Hause bringen?«, lallte er. »Aber ich bin ein Held! Und wer seid Ihr? Mein Kindermädchen? Haha, mein Kindermädchen …«
    »Ihr stinkt!«
    Er stützte sich schwer auf ihre Schultern und schwankte bei jedem Schritt. Auf die wenigen Passanten wirkte das zierliche Mädchen, das einem großen, starken Mann beim Gehen half, ziemlich merkwürdig, wenn nicht gar komisch.
    Drei Männer, die sich in einer Seitenstraße im Schatten versteckten, wurden aufmerksam. Das war doch einmal eine leichte Beute! Lachend näherten sie sich.
    »Hallo Süße«, grinste ein magerer Kerl und spielte mit einer mit Nägeln beschlagenen Keule. »Wo willst du denn noch hin? Dein Großvater scheint nicht mehr ganz flott zu sein. Hättet Ihr vielleicht ein bisschen Geld für uns an diesem wunderschönen Abend?«
    Viola blieb abrupt stehen. Duns Kopf sackte auf ihre Schulter. Er verzog das Gesicht zur Grimasse. Seine Augen rollten, als suchte er einen Anhaltspunkt.
    »Was … soll … das?«, stammelte er.
    »Wir haben Gesellschaft bekommen«, flüsterte Viola mit angespannter Stimme.
    Die Gestalten in der Dunkelheit verhießen nichts Gutes. Einer war groß wie ein Riese, der zweite – vermutlich der Anführer – ein mageres Männlein und der dritte rund wie eine Kanonenkugel. Alle drei trugen geflickte Hosen und offene Hemden. Lediglich der Dürre hatte

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