Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
in jeder Hand eine Bresche durch die feindlichen Soldaten. Ringsum gaben die Aufständischen Fersengeld. Azdekis Truppen waren im Anmarsch.
»Ihr elenden Hunde«, schrie Dun, bahnte sich einen Weg, schlug hier zu und versetzte dort einen Hieb. »Verdammter Abschaum!«
Nur wenige Meter entfernt wartete Grenouille bewegungs los ab. Er war jetzt unbewaffnet und trug nur einen leichten Harnisch. Die vier Männer stürzten sich auf ihn. Der Junge sprang zur Seite und wich dem ersten Hieb aus. Die drei restlichen Angreifer jedoch wussten, wie man eine Waffe richtig einsetzte. Grenouille würde keine zweite Chance bekommen. Eine Keule und zwei Schwerter drangen auf ihn ein. Sein letztes Stündlein schien geschlagen zu haben. Die heranstürmenden Hufe hörte er nicht. Dann war Azdeki da. Grenouille sah nur noch, wie ein aufblitzendes Schwert zwischen ihn und die Söldner fegte und die Männer mit einem einzigen Hieb entwaffnete. Der Mann mit der Keule wurde von einer unsichtbaren Kraft zu Boden geschleudert.
Als wollte er das Werk des Ritters vollenden, tauchte Dun hinter den beiden entwaffneten Söldnern auf, stieß jedem ein Schwert in den Rücken und streckte den Mann mit der Keule, der sich gerade wieder erheben wollte, mit einem Fußtritt ins Gesicht nieder. Mit blutiger Nase und verdrehten Augen sackte der Söldner wieder zu Boden.
»Ein Mann ohne Waffe ist kein Mann«, ließ sich eine spöttische Stimme vernehmen. »Die Waffe ist alles. Sie bedeutet Würde.«
Gesenktes Schwert, die Hand fest um den Griff geschlossen, eine stolz im Sattel sitzende Gestalt, hochmütiger Blick und Adlernase … Azdeki, wie er leibte und lebte. Der Hauptmann musterte Grenouille herablassend.
»Hat dein Meister dir das nicht beigebracht, Kleiner? Vielleicht solltest du dir einen besseren Lehrer suchen«, spie er verächtlich aus, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon, wobei er Dun beinahe gestreift hätte.
»Hauptmann!«, schrie der General hinter ihm her.
Doch der Reiter verschwand bereits hinter den Bäumen. Die Aufständischen flohen jetzt in Scharen; nur Hunderte Tote blieben zurück. Das Schlachtgetümmel legte sich nach und nach. Blut- und Schweißdünste hingen in der Luft. Grenouille hörte, wie der General näher kam.
»Was hast du dir bloß dabei gedacht, du Nichtsnutz?«, donnerte Dun.
»Wer war dieser Mann?«, fragte er nur.
»Wieso hast du nicht aufgepasst?«
»Wie heißt er? Wie lautet sein Name?«, wollte Grenouille wissen. »Sagt es mir!«
Mit wütendem Gesicht kam er auf Dun zu. Ehe er jedoch einen Schritt zu weit ging, packte der General ihn an der Schulter.
»Nun beruhige dich doch, du Dummkopf. Beruhige dich!«
»Wer war das?« Grenouille ließ sich nicht beirren.
»Azdeki«, antwortete Dun. »Das war Hauptmann Azdeki, und auch, wenn es mir schwerfällt … Nun beruhige dich doch erst einmal!«
Der Junge wollte unbedingt an ihm vorbei, und Dun musste seine ganze Kraft aufbieten, um ihn zurückzuhalten.
»Grenouille! Grenouille, sieh mich an.«
Genau das war die größte Schwäche seines Schülers: Der Junge wollte unbedingt allein kämpfen – ohne dass ihm jemand zu Hilfe kam, und vor allem ohne dass ihm jemand das Leben rettete. Aber er hatte versagt, und jetzt fühlte er sich gedemütigt.
»Sieh mich an, Junge«, wiederholte Dun ein wenig sanfter. »Und vor allem: Beruhige dich.«
Schließlich gelang es ihm, Grenouilles Aufmerksamkeit zu gewinnen. Um sie herum suchten die Kaiserlichen nach Verletzten. In den allmählich wieder einsetzenden Gesang der Vögel mischte sich schmerzliches Stöhnen.
»Du willst dem Kerl sein vorlautes Maul stopfen, nicht wahr?«, fuhr Dun fort. »Sieh mich endlich an, Himmeldonnerwetter! Ist es das, was du willst? Mir geht es weiß Gott ähnlich. Aber es ist nun einmal so, dass Hauptmann Azdeki ein Mann unseres Kaisers ist und Sprössling einer der bedeutendsten und ältesten Familien bei Hof. Du schuldest ihm Respekt, Junge.«
»Dieser Hund!«, keuchte Grenouille.
»Du schuldest ihm Respekt«, wiederholte er. »Und auch, wenn ich es ungern zugebe – aber in diesem Fall hat er genau das Richtige getan.«
»Abschaum!«, schimpfte der Junge mit gesenktem Blick.
»Er hatte recht, du Esel! Was hattest du denn vor? Wolltest du etwa den Odem benutzen?«
Plötzlich blickte Grenouille den General herausfordernd an. »Ja«, gab er mit finsterer Miene zu.
»Du bist noch nicht bereit.«
»Ich kann es«, verteidigte sich der Junge.
Dun ließ ihn los und trat
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