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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Ratsherr Azdeki ziemlich unmissverständlich klargemacht, dass Ihr jetzt unter meiner Aufsicht steht und dass ich … Himmeldonnerwetter!«
    Ihre Stimme war immer lauter geworden und entlud sich in diesem Aufruf. Sie blieb stehen. »Könnt Ihr mir nicht wenigstens einmal ein paar Minuten zuhören?«, schimpfte sie. »Wäre das wirklich zu viel verlangt?«
    Kerzengerade stand sie mit geballten Fäusten und gerunzelter Stirn vor ihm. Die grünen Augen hinter den runden Brillengläsern funkelten ihn an. Verstört verlor er sich in ihrem jungen, glatten Gesicht. Nein, Viola würde ganz bestimmt nicht lockerlassen. Aber sie hatte ihn nicht nur aus Eigennutz befreit. Tief in ihren Augen las er so etwas wie Respekt. Seine Züge wurden weicher.
    »Danke«, sagte er.
    »Na, das ist doch schon einmal ein Fortschritt«, lächelte sie. »Ihr seid wirklich ein schwieriger Fall, Dun-Cadal.«
    Nun musste auch er lächeln.
    »Warum macht Ihr das alles?«, fragte er.
    »Warum mache ich was?«
    »Mir das Leben vergällen«, erklärte er, ohne dass das Lächeln sein Gesicht verließ.
    »Wegen des Schwertes«, gab sie zu. »Ich helfe Euch, und Ihr bringt mich dafür zu diesem Schwert.«
    Er nickte langsam. »In Ordnung«, sagte er und ging weiter.
    »Wie? Ist das alles?«, wunderte sich Viola. »Jetzt wartet doch!«
    Erneut versuchte sie ihm zu folgen, obwohl er wieder schneller wurde. Im Nu erreichten sie das Ende des Gässchens.
    »Habt Ihr mit dem Ratsherrn Azdeki gesprochen? Was hat er gesagt? Und was ist mit Logrid? Was ist passiert?«
    Er hatte keine Lust, ihr zu antworten. Sie bogen in eine gepflasterte Straße ein. Die wenigen Passanten schienen keine große Eile zu haben. Es gab weder Händler noch Geschrei, und erst recht keine Soldaten. Hier gab es noch friedliches Stadtleben. Manche Leute waren auf dem Heimweg, andere plauderten auf einer Bank neben einem kleinen Brunnen, dessen klares Wasser in ein Becken voller grüner Algen gluckerte.
    »Verflixt, wo wollt Ihr denn so schnell hin?«
    Am Ende der Straße stand eine Statue. Sie befand sich in der Mitte einer kleinen Kreuzung. Niemand schien das von Efeu überwucherte und bemooste Standbild zu beachten. Es stellte einen Mann dar, der eine Pergamentrolle schwenkte, als sei er drauf und dran, eine große Neuigkeit zu verkünden.
    »Es wäre schön, wenn Euer tätowierter Freund uns ein wenig in Ruhe lassen könnte«, sagte Dun plötzlich und drehte sich zu Viola um.
    Sie erblasste. »Er ist hier, um mich zu schützen«, entgegnete sie.
    Hinter ihr löste sich der Nâaga aus dem Schatten eines Balkons. Dun musterte ihn kurz, ehe er sich mit einem verschmitzten Lächeln wieder an Viola wandte.
    »Wisst ihr was? Ich war mir dessen nicht ganz sicher.«
    Viola ärgerte sich, dass sie ertappt worden war, und wollte protestieren, doch Dun stürmte schon wieder weiter.
    »So dankt Ihr mir also. Ihr werdet wieder genauso unfreundlich wie zu Beginn. In welcher Taverne wollt Ihr Euch dieses Mal betrinken?«
    »Ich werde mich nicht betrinken«, gab er trocken zurück.
    An der Kreuzung wurde er langsamer.
    »Sondern?«, erkundigte sich Viola.
    Er stand jetzt vor der Statue, deren Sockel von einem Eisengitter umschlossen wurde. Die Nase der Skulptur war abgebrochen, das Gesicht verwittert. Efeuranken reichten bis zu ihren Schultern. Trotzdem hätte Dun sie jederzeit unter Tausenden wiedererkannt. Seit seiner Ankunft in Masalia war er noch nie hier vorbeigegangen. Er schloss die Augen und atmete tief durch, um die Erinnerungen zu verjagen. Doch nichts geschah. Im Gegenteil: Es wurde schlimmer. Bilder vom Fall der Stadt Emeris suchten ihn wie aus dem Nichts heim. Gierige Flammen, die alles verschlangen und dichte Rauchwolken mit ihrem unruhigen Flackern rötlich beleuchteten. Er sah sich wieder hustend und keuchend und wie verloren durch die Palastflure irren.

    Eine Explosion hatte ihn geweckt. Verblüfft registrierte er, dass die Kerkertür in den Angeln hing und ein Teil der Mauer eingestürzt war. Detonationen erschütterten den Palast. Kampfgeräusche waren zu hören, ohne dass er hätte sagen können, woher sie kamen. Wie betäubt rannte er durch die Gänge. Über seine Stirn lief Blut, sein Gesicht war von Staub bedeckt. Wohin sollte er sich wenden? Emeris war angegriffen worden, und die Rebellen nahmen bereits den Palast ein. Azdeki hatte ihn offenbar nicht halten können.
    Wohin?
    Vor der Doppelflügeltür blieb er stehen, ohne genau zu wissen, wie er dort hingekommen war. Mit aller

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