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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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vielleicht ganz von selbst auf die Idee gekommen, dass es sich hier im Süden befand. Aber dann war es Dun lieber, dass Viola es bekam, und nicht Logrid. Er hatte sich entschlossen, ihr die Waffe zu überreichen. In gewisser Weise hatte sie es sich verdient.
    Er folgte dem Kanal bis zu einer großen unterirdischen Halle, wo drei weitere Wasserläufe aus verschiedenen Tunnels zusammenströmten. Der Zusammenfluss erfolgte rings um einen großen achteckigen Stein. Die um die Statue auf dem Platz angebrachten Gitter über ihnen bildeten ein schmutziges Muster.
    Widerwillig ließ Viola ihren Rocksaum fallen. Sie fühlte sich behindert und wollte schneller laufen können, um Dun zu folgen. Eine Ratte klammerte sich an ihre Wade, und Viola unterdrückte einen Schrei. Als sie Dun erreichte, warf er ihr einen prüfenden Blick zu, den sie mit einem wenig ermutigenden Lachen erwiderte. Sie nahm ihm übel, dass er sie in die Kanalisation der Stadt gelockt hatte.
    Er hatte das letzte Symbol des hinfälligen Kaiserreichs in einem stinkenden Abwasserkanal versteckt, was für jemanden wie ihn, der dem Reich noch immer nachtrauerte und es als einzig denkbare Regierungsform ansah, erstaunlich war. Dun durchquerte den Raum, stieg über den Stein hinweg, blieb an einem der Tunneleingänge stehen und wandte sich zu den anderen um.
    »Warum habt Ihr die Gebiete im Osten gewählt?«, fragte Viola, während sie beobachtete, wie er niederkniete und in einer Einbuchtung zu graben begann. Angeekelt sah sie zu, wie er ein paar Ratten beiseiteschob. Schließlich griff er in die Vertiefung.
    »Und warum nicht?«, entgegnete Dun.
    »Ich glaube, ich weiß es«, erklärte sie. »Ihr wolltet, dass jedermann glaubt, dass das, was Ihr versteckt habt, am höchsten Ort der Welt liegt, nicht wahr?«
    So hatte sich Dun sicher sein können, dass Jahre vergehen und Eraëd längst zur Legende werden würde, ehe jemand wagte, danach zu suchen. Die Berge des Vershan waren als gefährlich verschrien.
    Als Dun seinen Arm aus der Vertiefung zog, hielt er etwas Langes in der Hand. Es war in ein dickes braunes Tuch gewickelt. Er stellte sich auf den achteckigen Stein und wickelte es aus. Eine Klinge erschien; die Zeit hatte ihr nichts anhaben können. Sie war blank und glatt bis zur gewundenen Parierstange und dem schön gearbeiteten Griff. Das Schwert war so perfekt, dass man nichts anderes als ein göttliches Werk darin sehen konnte.
    »Das ist Eraëd«, flüsterte er.
    Respektvoll präsentierte er das Schwert auf der flachen Hand. Er wagte nicht, es am Griff zu umfassen.
    »Warum?«, fragte Viola schüchtern.
    »Ihr wolltet es doch, oder etwa nicht? Also – hier ist Eraëd.« Er streckte die Arme aus und präsentierte ihr die Waffe. »Nehmt es. Es ist das Schwert des letzten Kaisers und hat damit im Museum der Republik sicher eine gewisse Bedeutung. Nehmt es.«
    Viola zögerte. Langsam umrundete sie den Stein. Ihr Blick wanderte zwischen dem Schwert und dem betroffenen Gesicht des Generals hin und her. Es war das einzig Stoffliche, das ihn mit dem verband, was er einst gewesen war. Und doch war er bereit, sich ohne größere Zeremonie davon zu trennen.
    »Warum?«, fragte sie erneut.
    »Weil es einen besseren Platz verdient«, antwortete er wenig überzeugend. »Vielleicht seid Ihr in der Lage, es zu schützen.«
    »Es zu schützen? Aber wovor denn?«
    »Nicht wovor. Vor wem.«
    Viola verschränkte die Hände hinter dem Rücken, konnte aber ihr Zittern nicht verbergen.
    Dun senkte die Augen auf die glänzende Klinge. Er wusste, dass sie verstanden hatte.
    »Dann hat also jemand anderes Euch um das Schwert gebeten.«
    »Logrid«, sagte er seufzend. »Logrid will es wohl auch.«
    Viola bemühte sich, ihre Erleichterung zu verbergen, doch der General war so fasziniert von der perfekten Klinge in seiner Hand, dass er nicht weiter auf die junge Frau achtete.
    »Ihr habt mir geholfen«, sagte er schließlich leise. »Und Ihr habt mir zugehört.«
    Er wandte ihr zwei traurige Augen zu und hielt sich an ihrem Blick fest. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie ausschließlich auf ihr Lavendelparfum gesetzt, um den alten Mann zu erweichen. Ihre Hartnäckigkeit, ihr Humor und ihre Jugend hatten alles andere besorgt, was Dun ausnehmend gefiel.
    »Ihr habt es verdient«, sagte er. »Ihr wolltet es, und nun habt Ihr es.«
    Erneut streckte er ihr die Waffe mit einer gewissen Achtung hin. »Sie hat sich nie als besonders nützlich erwiesen«, fügte er hinzu. »Sie gehört in ein

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