Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Museum.«
»Warum habt Ihr Eure Ansicht geändert?«, fragte Viola neugierig.
»Warum?« Dun lachte nervös. »Es ist schließlich nur eine einfache Waffe.«
»Aber sie ist magisch.«
Er nickte lächelnd.
»Davon versteht Ihr nichts.«
»Sie hat die Herrschergeschlechter dieser Welt begleitet.«
»Nein, sie ist nicht magisch«, widersprach Dun.
»Sie wurde in uralter Zeit geschmiedet und verzaubert und ist in der Lage …«
»Was wisst Ihr schon darüber?«, ereiferte er sich. »Ihr habt doch keine Ahnung. Es ist einfach nur ein Schwert. Glaubt Ihr etwa, es hätte Asham Ivani Reyes retten können?«
Sein Gesicht wurde zornig, doch in seinen Augen sammelten sich Tränen.
Viola stand unbeirrt vor ihm. Hinter dem alten General zeichnete sich die wuchtige Gestalt eines Nâaga ab.
»Glaubt Ihr, diese Waffe hätte etwas verändern können?«, fuhr Dun fort. »Das Reich wurde vernichtet, und ich mit ihm. Also sagt mir bitte, wo diese angebliche Magie steckt? Ich habe dieses Schwert noch nie außerhalb seiner Scheide gesehen. Alles, was man darüber munkelt, ist dummes Zeug. Es mag vielen Kaisern gedient haben, aber es konnte den letzten nicht retten.«
Erneut sah er sich über den noch warmen Leichnam des Kaisers gebeugt. Ein lebloser Körper inmitten eines brennenden Palasts.
»Aber die Magie muss nicht unbedingt darin bestehen.«
»Nein, es hat keine magischen Kräfte«, betonte Dun. »Es ist nur ein Symbol. Ihr versteht es einfach nicht.«
Seine Wut verwandelte sich in Bitterkeit, seine Stimme wurde traurig. »Eraëd war nie etwas anderes als ein Symbol«, wiederholte er.
Nicht eine Sekunde hatte er es gewagt, den Griff der Waffe zu berühren.
»Aber wer außer Dun-Cadal Daermon hätte dieser Waffe so viel Bedeutung zugemessen?«
Dun erstarrte. Diese Stimme kannte er, obwohl sie tiefer geworden war. Diktion und Betonung waren noch wie früher. Der Mann kam mit katzenartigen Bewegungen aus einem der Tunnel, sein Gesicht lag im Schatten einer Kapuze. Die Fackeln beleuchteten die Umrisse seines weiten grünen Umhangs, der Lederstiefel und fein gearbeiteten Handschuhe.
Viola wurde blass. »Aber … aber …«, stammelte sie.
»Ein Symbol, das du wohlweislich nicht in Emeris lassen wolltest. Natürlich ist es nicht weiter verwunderlich, dass ein Mann, der sein Leben im Dienst eines Reichs verbracht und ihm alles geopfert hat, ein Stück davon behalten möchte, ehe alles in Flammen aufgeht.«
Mit wild pochendem Herzen blieb Dun unbeweglich stehen. Auch er war blass geworden. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich der Nâaga aus dem Tunnelschatten löste.
»Das war nicht vorgesehen«, sagte Viola schließlich. »Es …«
»Vorgesehen?«, wiederholte Dun sehr leise.
Der Mann blieb nur wenige Schritte von dem Stein entfernt stehen.
»Ich wollte ihn sehen, Viola. Und nichts in der Welt hätte mich daran hindern können.«
Dem Nâaga schien die Überraschung nicht zu gefallen, doch er begnügte sich damit, die Arme zu verschränken und sich an die Wand der Halle zu lehnen. Mit einem Fußtritt brachte er eine vorüberflitzende Ratte ins Trudeln.
»Ich weiß, wer du bist«, flüsterte Dun mit trockener Kehle.
Der Mann nickte, und Dun hätte schwören können, dass er lächelte. Er wagte keine Bewegung und konnte den Blick nicht abwenden. Dazu blieb ihm keine Kraft mehr.
»Ich dachte, du wärest Logrid«, sagte er traurig. »Aber warum … Warum …«
»Ich halte das hier für keine besonders gute Idee. Du solltest besser verschwinden«, mischte sich Viola ein und packte den Mann am Arm. »Wir wollten nur das Schwert, jetzt haben wir es. Das hier nützt nichts.«
Doch der Mann hörte nicht auf sie.
»Es gibt so vieles, was du nicht gewollt hast«, sagte er anklagend. »Du hast doch keine Ahnung, was ich durchgemacht habe. Nicht die geringste.«
»Hör auf, solange noch Zeit dazu ist«, bettelte Viola und drückte seinen Arm.
Er schob sie sanft zurück. »Wenn du wüsstest, wie verloren ich mir neben dir vorkam, wie ich dich gehasst habe und wie schuldig ich mich deswegen fühlte.«
… manchmal hasse ich dich …
»Deine früheren Freunde haben das Kaiserreich verraten und tun jetzt das Gleiche mit der Republik. Seltsam, dass es des Schwertes des letzten Kaisers bedarf, um die Republik zu retten, findest du nicht? Die Ironie des Schicksals …«
Unzählige Fragen brannten Dun auf der Zunge, doch er wusste nicht, welche er zuerst stellen sollte. Welche würde den dumpfen Schmerz beruhigen, der in ihm
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