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Der Pfad im Schnee

Der Pfad im Schnee

Titel: Der Pfad im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Blut tropfte von seinem rechten Handgelenk, als er wieder ausholte. Mein Ebenbild verschwand und ich, immer noch unsichtbar, stürzte mich auf ihn, versuchte ihm die Kehle durchzuschneiden und wünschte, ich hätte Jato und könnte richtig mit ihm kämpfen. Er konnte mich nicht sehen, doch er griff nach meinen Armen und schrie erschrocken auf. Ich spürte, wie ich sichtbar wurde, und er merkte es im gleichen Moment. Er starrte mir ins Gesicht, als sähe er einen Geist, riss entsetzt die Augen auf und schwankte, als Makoto ihn von hinten angriff und ihm den Stock auf den Nacken schmetterte. Der Mann ging zu Boden wie ein Ochse und zog mich mit hinunter.
    Ich kroch unter ihm hervor und drängte Makoto in den Schutz der Felsen für den Fall, dass noch mehr Verfolger am Hang waren. Am meisten fürchtete ich Bogenschützen, die uns von weitem angreifen konnten. Doch der Wald war hier zu dicht, als dass sich aus der Ferne Bogen einsetzen ließen. Es gab kein Zeichen von weiteren Feinden.
    Makoto keuchte, seine Augen strahlten. »Jetzt verstehe ich, was du gemeint hast!«
    »Du gehst gut mit dem Schlagstock um. Danke.«
    »Wer sind sie?«
    Ich ging zu den beiden Leichen. Der erste Mann war ein Kikuta - ich sah es an seinen Händen -, doch der zweite trug das Otoriwappen unter seiner Rüstung.
    »Das ist ein Krieger.« Ich starrte auf den Reiher. »Das erklärt das Schwert. Der andere ist vom Stamm - ein Kikuta.«
    Ich kannte den Mann nicht, aber wir mussten verwandt sein, miteinander verbunden durch die Linien in unseren Handflächen.
    Der Otorikrieger machte mich nervös. War er aus Hagi gekommen? Wieso war er mit einem Mörder vom Stamm zusammen? Es schien allgemein bekannt zu sein, dass ich auf dem Weg nach Terayama war. Unwillkürlich musste ich an Ichiro denken. Ich betete, dass sie die Information nicht ihm entrissen hatten. Oder kam sie von Jo-An oder einem seiner Not leidenden Gefährten, bei denen ich gefürchtet hatte, dass sie mich verraten würden? Vielleicht waren die beiden Angreifer schon beim Tempel gewesen, wo uns weitere erwarteten.
    »Du warst völlig verschwunden«, sagte Makoto. »Ich habe nur deine Spuren im Schnee gesehen. Das ist erstaunlich.« Er grinste mich an, sein Gesicht war verändert. Ich konnte kaum glauben, dass er derselbe Mensch war wie der verzweifelte Flötenspieler in der vergangenen Nacht. »Es ist schon eine Zeit lang her, seit ich einen ordentlichen Kampf hatte. Wenn man dem Tod knapp entronnen ist, erscheint das Leben erstaunlich schön.«
    Der Schnee wirkte weißer und die Kälte durchdringender. Ich war schrecklich hungrig und sehnte mich nach den Tröstungen der Sinne, einem heißen Bad, Essen, Wein, dem nackten Körper einer Geliebten an meinem.
    Mit neuer Kraft gingen wir weiter. Wir brauchten sie; in der letzten Stunde hatte der Wind zugenommen und es schneite wieder stärker. Ich musste Makoto noch dankbarer sein, denn schließlich gingen wir blind, doch er kannte den Pfad und zögerte nie. Seit ich das letzte Mal im Tempel gewesen war, hatte man eine Holzwand um die Hauptgebäude errichtet und am Tor riefen uns die Wachtposten an. Makoto antwortete und sie hießen ihn erregt willkommen. Sie hatten sich um ihn gesorgt und waren erleichtert, weil er beschlossen hatte, zurückzukommen.
    Nachdem sie das Tor wieder versperrt hatten und wir im Wachraum waren, schauten sie mich fragend an, sie waren sich nicht sicher, ob sie mich kannten oder nicht. Makoto sagte: »Lord Otori Takeo sucht hier Zuflucht für den Winter. Verständigt ihr unseren Abt von seiner Ankunft?«
    Einer eilte über den Hof, er stemmte sich gegen den Wind und war weiß vom Schnee, bevor er das Kloster erreichte. Die großen Dächer der Hauptgebäude trugen schon Schneekappen, die kahlen Zweige von Kirsch- und Pflaumenbäumen beugten sich unter den Winterblüten.
    Die Wachtposten luden uns ein, am Feuer zu sitzen. Wie Makoto waren es junge Mönche, mit Bogen, Speeren und Stöcken bewaffnet. Sie schenkten uns Tee ein. Nichts hatte mir je so gut geschmeckt. Der Tee und unsere Kleidung dampften um die Wette und schufen eine angenehme Wärme. Ich versuchte mich dagegen zu wehren; noch wollte ich mich nicht entspannen.
    »War jemand da, der mich gesucht hat?«
    »Fremde wurden heute am frühen Morgen auf dem Berg gesehen. Sie umrundeten den Tempel und gingen hinauf in den Wald. Wir hatten keine Ahnung, wen sie suchten. Wir waren ein wenig besorgt um Makoto - wir dachten, es könnten Banditen sein -, doch das Wetter

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