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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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legte eine Wange auf die weiche Haut über ihren Brüsten und lächelte zu Larry herauf. »Zieh ihn raus«, drängte sie ihn. Aus irgendeinem Grund konnte sie trotz der heraushängenden Zunge sprechen.
    Larry beobachtete sie atemlos und mit hämmerndem Herzen.
    Bonnies Zunge schlängelte sich an dem Pfahl nach oben. Ihr Kopf kam hinterher. Sie zog die Zunge ein. Dann öffneten sich ihre Lippen weit, und sie nahm das stumpfe Ende des Pfahls in den Mund. Sie saugte daran.
    Sie wird sich das Ding aus der Brust saugen, dachte Larry.
    Wenn sie es selber tut, ist es in Ordnung. Solange ich nicht derjenige bin, der …
    »Faule Ausrede!«, ertönte die Stimme eines Fremden.
    Bonnies Kopf schoss nach oben, Speichel floss aus ihrem Mund, die Augen blickten wütend. Mit ihrem langen Hals erinnerte sie Larry an eine Kobra, die sich zu den Flötentönen eines Schlangenbeschwörers erhob. Sie drehte sich in Richtung der Stimme um.
    Larry sah ebenfalls dorthin.
    Der Fremde trug eine dunkle Mönchsrobe. Die Kapuze hing tief herab und verbarg sein Gesicht.
    »Uriah?«, fragte Larry.
    »Lass dich vom Bösen nicht täuschen«, sagte der Fremde.
    »Töte ihn, Larry«, versuchte Bonnie ihn mit tiefer ruhiger Stimme zu überreden. »Es ist wirklich Uriah. Er hat mir das angetan.«
    »Fahr zurück zur Hölle, Dämon!«
    »Er ist verrückt«, sagte Bonnie. Ihre Stimme schien nun aus größerer Entfernung zu kommen. Sie klang anders. Es lag nichts Verschlagenes oder Verführerisches mehr darin. Sie hörte sich fast an wie Lanes Stimme. Larry bekam ein beengtes Gefühl in der Brust. »Er hat mich ermordet . Und es tut weh. Es tut schrecklich weh.«
    Larry wandte den Blick von dem Fremden ab.
    Der Sarg war leer.
    Einen Moment lang dachte Larry: Es ist zu spät! Sie hat sich den Pfahl herausgesaugt und ist wieder lebendig!
    Dann sah er sie. Sie stand auf der anderen Seite des Sargs. In ihren Augen schimmerten Tränen. Ihr Kinn zitterte ein wenig. Seltsamerweise trug sie nun Lanes weißen Pullover, die Jeans und die Stiefel. Aber es war noch immer Bonnie, schön und unschuldig und leise weinend.
    Plötzlich fiel Larry ein, dass er nackt war. Er blickte an sich herab und seufzte erleichtert. Nun trug er seinen Morgenrock.
    »Er hat mich getötet«, sagte Bonnie mit bebender Stimme.
    »Vampir!«, brüllte Uriah. »Widerliche Schlampe!«
    »Halt die Klappe«, fuhr Larry ihn an.
    »Ich bin kein Vampir«, sagte Bonnie. Sie schniefte. »Uriah ist wahnsinnig. Er … er hat meine Freundinnen und mich ermordet. Wir haben nichts getan.«
    Larry blickte Uriah finster an.
    »Sie lügt, du Idiot.«
    »Ach ja?«, schnauzte Larry. »Du verdammter Irrer, du …« Und plötzlich stürzte er sich auf ihn. »Ich bring dich um, du durchgeknallter Drecksack!«
    Uriah warf den abgetrennten Kopf eines Coyoten nach ihm.
    Der augenlose Kopf flog durch die Luft, Blut spritzte aus dem Halsstumpf, das Maul war weit aufgerissen, die Fangzähne tropften. Larry riss seinen Arm hoch, um das Ding abzuwehren. Die Zähne schnappten nach seinem Unterarm. Er schrie und zuckte und wachte auf.
    Es war still und dunkel im Haus. Larry lag ohne Decke im Bett, zitterte, hatte am ganzen Körper Gänsehaut und war schweißgebadet. Er setzte sich auf. Das Betttuch schälte sich von seinem nassen Rücken.
    Über die verschwommene Gestalt seiner schlafenden Frau hinweg warf er einen Blick auf den Wecker. Kurz vor eins. Er konnte nicht mehr als eine halbe Stunde geschlafen haben.
    Bis zum Morgen dauerte es noch eine halbe Ewigkeit.
    Er fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar. Die Muskeln an seinem Hals waren kalt und angespannt. Sie schienen Schmerz in seinen Kopf zu pumpen.
    Er stieg aus dem Bett, ging leise zum Wandschrank und zog seinen Morgenmantel an. Er klebte an seiner verschwitzten Haut. Im Flur knotete er den Gürtel zu.
    Auf dem Weg zum Bad kam er an Lanes Zimmer vorbei. Ihr Licht war ausgeschaltet, aber er fragte sich, ob sie auch schlief. Er sah nicht nach.
    Es spielt keine Rolle, sagte er sich. Ich werde mir nicht die Bilder anschauen.
    Aber was mache ich dann?
    Jedenfalls wusste er, was er nicht tun würde – zurück ins Bett gehen. Zumindest nicht sofort. Er war hellwach. Außerdem war es sinnlos, zu versuchen zu schlafen, ehe seine Kopfschmerzen abgeklungen waren. Und er wollte nicht riskieren, wieder zu träumen. Nicht so einen Traum wie den gerade.
    Er schloss die Badezimmertür hinter sich, ließ aber das Licht aus, weil er wusste, dass es ihm in den Augen schmerzen

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