Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
ist nicht der einzige Mann auf der Welt. Warte einfach mal ab. Eines Tages begegnest du einem Typen und verliebst dich Hals über Kopf in ihn.«
»Gute Voraussetzung, um auf die Nase zu fallen«, murmelte sie an der Seite seines Halses. Sie löste ihre Umklammerung und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke jedenfalls.« Sie trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers über die Augen.
»Morgen früh geht es dir besser«, sagte Larry.
»Zumindest bis ich aufwache.«
Larry räkelte sich in seinem Bett. Die kühlen Laken fühlten sich gut an.
»Ist Lane wieder da?«, fragte Jean mit belegter Stimme.
»Ja.«
Sie seufzte und schien wieder einzuschlafen. Larry lauschte ihren tiefen, langsamen Atemzügen. Kurz darauf hörte er die Dusche rauschen.
Er fragte sich, ob Lane ins Bett gehen würde, wenn sie im Bad fertig wäre.
Du brauchst dir nicht schon wieder die Bilder anzusehen, sagte er sich. Schlaf einfach und vergiss es.
Was, wenn Lane dich mit den Bildern erwischt? Bilder von einem Mädchen in ihrem Alter. Das obendrein noch tot ist. Sie würde glauben, du wärst nicht besser als Jim. Oder sogar noch schlimmer. Männer sind solche Schweine. Mein Vater eingeschlossen.
Erklär ihr doch einfach, dass du ein Buch über sie schreibst. Sie wurde ermordet, und morgen …
Morgen.
Seit dem Mittagessen hatte Larry versucht, die Sache zu verdrängen. Immer wenn er sich vorstellte, noch einmal nach Sagebrush Flat zurückzukehren, überkam ihn eine heiße Welle der Übelkeit. Auch jetzt. Er strampelte seine Beine von der Decke frei.
Soll ich es absagen?
Was soll ich Pete sagen? Tut mir leid, ich habe es mir anders überlegt. Klar.
Wir müssen es durchziehen.
Und wenn wir Uriah finden?
Das wird nicht passieren. Wir waren zweimal dort, und er hat sich nicht blicken lassen.
Vielleicht war er nur gerade zufällig unterwegs. Ist durch die Wüste spaziert. Hat Coyoten gejagt.
Oder er war doch dort, hat sich versteckt und uns beobachtet.
Großartig.
Jetzt werde ich garantiert nicht einschlafen können.
Denk an etwas Angenehmes. Denk an Bonnie.
Nein! Ich muss aufhören, an Bonnie zu denken. Das ist verrückt. Es ist falsch.
Er hörte, wie die Dusche abgestellt wurde.
Lane war fertig. Warte noch eine Viertelstunde, um sicherzugehen, dass sie schläft, dachte er. Dann kannst du ungefährdet die Bilder herausholen.
Wenn ich sowieso nicht schlafen kann, kann ich mir auch die Fotos ansehen.
Nein.
Was soll das für einen Sinn haben? Sie ist tot. Sie wird nicht wiederauferstehen.
Vielleicht schon. Wenn ich den Pfahl herausziehe.
Blödsinn.
Und wenn doch?
Unmöglich. So etwas wie Vampire gibt es nicht.
»Zieh ihn raus, dann weißt du es«, sagte ihre Stimme sanft und neckend in seinem Kopf.
»Das würde dir gefallen, oder?«
»Sehr sogar.«
»Ich glaube, dass kann ich einrichten.« Er stellte sich breitbeinig über den Sarg und lächelte zu ihr hinab.
Es war verwirrend. Er hatte den Pfahl noch nicht herausgezogen, aber sie war trotzdem schon lebendig, nackt und schön, und sprach mit ihm.
»Wieso bist du schon lebendig?«, fragte er.
Sie lächelte ihn schelmisch an. »Vampirzauber.«
»Also bist du ein Vampir?«
»Ich habe nie behauptet, ich wäre keiner.«
»Ich weiß nicht.«
»Du begehrst mich doch, oder?« Ihre Hand griff aus dem Sarg und streichelte ihn.
»So einfach ist das nicht, Bonnie.«
»Du willst mich, oder etwa nicht?«
»Aber wenn du wirklich ein Vampir bist …«
Bonnie hob die Beine, spreizte sie und hängte sie über den Rand des Sargs. »Du willst mich wirklich«, sagte sie.
»Ja, aber …«
»Und ich will dich.« Sie streichelte und knetete ihre Brüste. »Zieh den Pfahl raus, und ich gehöre dir.«
Er wollte den Pfahl nicht herausziehen. Er begehrte sie, aber sie hatte praktisch zugegeben, dass sie ein Vampir war. Was würde sie tun, wenn er sie befreite?
»Ich werde mich nicht von dir oder deiner Familie ernähren«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Woher soll ich wissen, ob das stimmt?«
»Vertrau mir. Zieh ihn raus.« Dann hob sich ihr Kopf vom Boden des Sargs. Während sie sich wand und ihre Brüste massierte, wurde ihr Hals immer länger. Schlank und weiß krümmte er sich nach vorn. Ihr Kopf näherte sich dem herausragenden Pfahl. Die Zunge glitt aus dem Mund, lang und rosa und tropfend. Sie wickelte sich um den hölzernen Pflock und rutschte hinab bis zu der Stelle, an der der Pfahl in ihre Brust eindrang. Bonnie
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