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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einer von uns geschnappt. Das passiert in jedem beschissenen Splatterfilm, den ich gesehen habe.«
    »Das ist aber kein verfluchter Film.«
    »Wir bleiben zusammen, basta.«
    Enttäuscht schüttelte Pete den Kopf. »Okay, okay. Mist.«
    »Außerdem, wenn wir da unten nicht zusammen sind …«
    Am Rande von Larrys Gesichtsfeld bewegte sich etwas. Ruckartig wandte er den Blick der Schlucht zu. Und sah den Arm und das Gesicht des einäugigen Wilden auftauchen, der mit heimtückischem Grinsen einen Stein schleuderte. »Pass auf!«, rief Larry.
    Er duckte sich und sah zu Pete.
    Pete zog den Kopf ein und hob den Revolver. Der Stein traf sein Nasenbein, warf seinen Kopf nach hinten und fiel neben ihm zu Boden. Petes Hut flog weg. Er stolperte ein paar Schritte rückwärts wie ein Footballspieler, der einen hohen Ball fangen will. Blut strömte über seinen Schnauzbart, tropfte in den aufgerissenen Mund und lief am Kinn herab. Die Pistole fiel ihm aus der Hand. Er stürzte zu Boden. Sein Hinterkopf schlug auf eine flache Granitplatte.
    Larry zuckte zusammen, als könnte er die Verletzungen selber spüren.
    Dann erinnerte er sich an Uriah. Oder wer immer es auch war.
    Er wirbelte herum.
    Der Mann war verschwunden.
    Er stürzte zum Rand der Schlucht.
    Ich bring dich um, du widerlicher Mistkerl! , schrie eine Stimme in ihm. Sieh, was du angerichtet hast! Was soll ich denn nur Barbara erzählen? Scheiße, Scheiße, Scheiße! Du Stück Scheiße, ich blas dir das Gehirn weg! Es hat wohl nicht gereicht, dass du Bonnie ermordet hast, du gottverdammter beschissener Irrer!
    Er stand schwankend am Abhang und starrte hinab. Die Böschung zu seinen Füßen war steil und mit Felsbrocken und Büschen übersäht. Aber dort war niemand. Und es lief auch niemand am Grund des Flussbetts entlang.
    »Wo steckst du, Scheißkerl?«, brüllte er.
    Dann kletterte er den Abhang hinab, wich Felsen und Gestrüpp aus, wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, grub seine Fersen in den Schotter, schlitterte über die festgedrückte Erde. Auf der Hälfte des Weges stürzte er und schlug mit dem Rücken auf den Abhang. Er rutschte auf dem Boden seiner Jeans hinab, während seine Kehle sich zusammenschnürte und Tränen seine Augen füllten. Ein Felsbrocken beendete den Sturz. Er kam auf die Beine, stieg auf die Felsnase, blinzelte sich das Wasser aus den Augen und suchte den Bereich unter ihm ab.
    Keine Spur von Uriah.
    Aber eine Menge möglicher Verstecke: Felsbrocken, Dickicht, tiefe Einschnitte, die die Erosion in den Wänden des Flussbetts geformt hatte.
    Der Drecksack kann überall sein, dachte Larry.
    Vielleicht ist er nicht mal hier unten.
    Anstatt hinabzusteigen, nachdem er den Stein geworfen hatte, konnte er sich auch entlang des Abhangs bewegt haben.
    Ein Schauder lief über Larrys Rücken. Er wirbelte herum.
    Niemand da.
    Aber er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller, angreifbar.
    Er kann überall sein. Ich muss hier raus.
    Der Walnussholzgriff seines Revolvers war glitschig. Er nahm die Pistole in die linke Hand, rieb die rechte am Hosenbein trocken und wechselte die Waffe wieder hinüber. Dann kletterte er, sich immer wieder nach allen Seiten umsehend, die Böschung hinauf.
    Er kann überall sein.
    Er blickte über die Schulter zurück. Spähte nach oben. Nach links. Nach rechts. Immer wenn er in die eine Richtung sah, stellte er sich vor, dass Uriah aus der anderen angesprungen kam.
    Als würde man rückwärts aus einer engen Lücke ausparken, dachte er. Auf einem belebten Parkplatz. Andere Autos kommen aus anderen Lücken.
    Genau so war es.
    Man weiß nicht, wohin man zuerst gucken soll.
    Das muss ich mir merken und irgendwann einmal verwenden, sagte er sich.
    Mein Gott, das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um über das verdammte Schreiben nachzudenken.
    Obwohl es mich wenigstens von Uriah ablenkt. Zumindest für eine Weile.
    Lang genug, um den Rest des Aufstiegs zu schaffen.
    Als er mit dem Kopf fast auf der Höhe des Rands der Schlucht war, überkam ihn eine Welle der Erleichterung.
    Noch hast du es nicht geschafft, sagte er sich. Das ist der Moment, in dem er dich schnappt – wenn du fast in Sicherheit bist.
    Er blickte in beide Richtungen. Kein Uriah in Sicht.
    Geschafft!
    Schnaufend kam er oben an.
    Uriah kniete neben Pete.
    Er hielt einen Pfahl auf die Mitte von Petes Brust gerichtet.
    Und holte mit dem Hammer aus.

35
    Larry zielte nicht. Dafür war keine Zeit. Er hielt den Revolver in die Richtung und

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