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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Freak.«
    Das stimmt wohl, dachte Lane. Mit seinen Turnschuhen, der abgetragenen Jeans, dem karierten Hemd und der Sonnenbrille konnte er fast als normaler Junge durchgehen. Aber seine Aktentasche verriet ihn. Und der fröhliche, aber irgendwie dämliche Gesichtsausdruck. Die Art, wie er seinen Kopf vorstreckte, erinnerte Lane an eine unternehmungslustige Schildkröte.
    Keine Frage, er war ein Freak, aber Lane mochte ihn.
    »Guten Morgen, Sportsfreunde!«
    »Hi!«, rief Lane.
    Betty stieg aus, klappte den Sitz nach vorne und zwängte sich auf den Rücksitz. Henry kletterte ihr hinterher. Er beugte sich über den Beifahrersitz und zog die Tür zu. Dann wandte er sich Lane zu. »Scharfes Outfit, junge Frau.«
    »Danke.«
    »Ihr Körper war wie eine Bergstraße«, zitierte er. »Kurvig und voller hübscher Plätze, an denen man verweilen möchte.«
    »Ist das von Mike Hammer?«, fragte Lane.
    »Mack Donovan, Dead Low Tide .« Er ließ sich nach hinten auf den Sitz fallen, oder vielleicht wurde er auch von Betty gezogen.
    »Zu mir hast du so was noch nie gesagt«, beschwerte sich Betty. Er flüsterte etwas, das Lane nicht verstehen konnte, weil es in der Musik von Ronnie Milsap unterging. Sie stellte das Radio leiser und hörte Betty albern quietschen. Dann wendete sie und fuhr den Berg hinab.
    »Und, hattest du ein schönes Wochenende?«, fragte Henry nach einer Weile.
    »Ganz okay«, sagte Lane. »Nichts Besonderes. Ich war gestern shoppen.«
    »Hattest du kein romantisches Date mit Jim Dandy, dem besten Hengst im Stall?«
    »Er musste mit seinen Eltern wegfahren.«
    »Wie schrecklich. Und vermutlich war er noch nicht einmal so nett, dir seine Bizepse dazulassen.«
    »Nee, ich musste ohne sie auskommen.«
    »Verfluchtes Pech. Du hättest mit uns ins Autokino kommen sollen. Wir haben ein paar starke Filme gesehen. Zerfetzt und Angriff der Zombie-Tunten .«
    »Schade, dass ich die verpasst habe.«
    »Schade, dass ich sie gesehen habe«, sagte Betty.
    »Na ja, allzu viel hast du von den Filmen ja nicht mitgekriegt. Zwischen deinen Ausflügen zur Snackbar und zum Klo.«
    »Sei still!«
    »Wir nehmen an, dass sie einen verdorbenen Hotdog erwischt hat.«
    »Henry!«, jammerte sie.
    »Andererseits könnte es auch ein verdorbener Burrito oder Cheeseburger gewesen sein.«
    »Lane will bestimmt nicht alle ekligen Details hören.«
    »Wie läuft’s bei deinem Vater?« Henry beugte sich über den Beifahrersitz und verschränkte die Arme auf der Rückenlehne. »Laufen die Dreharbeiten zu Die Bestie schon?«
    »Noch nicht. Immerhin haben sie den Optionsvertrag verlängert.«
    »Super. Ich kann es kaum erwarten, die Verfilmung zu sehen. Das Buch wäre schon auseinandergefallen, wenn ich nicht Gummibänder darumgebunden hätte. Ich habe es fünf- oder sechsmal gelesen. Ein echter Klassiker.«
    »Mir hätte es besser gefallen«, sagte Lane, »wenn es nicht mein Vater geschrieben hätte.«
    »Komm, dein Vater ist doch cool.«
    »Und auch irgendwie durchgeknallt«, fügte Lane hinzu.
    Henry lachte.
    Am Fuß des Hügels bog Lane auf den Shoreline Drive. Die meisten Geschäfte an der Straße hatten noch geschlossen, und es war nicht viel Verkehr. In dem Kombi vor ihr saßen Kinder auf dem Weg zur Grundschule, die gegenüber von der Buford High am südlichen Ende des Ortes lag. Einige ältere Kinder gingen zu Fuß in dieselbe Richtung.
    Henry zeigte aus dem Beifahrerfenster. »Ist das nicht Jessica?«
    Lane entdeckte das Mädchen vor ihnen auf dem Bürgersteig.
    Es war Jessica. Auch von hinten konnte man sie nicht verwechseln. Das stachelige, leuchtend orange gefärbte Haar verriet sie schon von weitem.
    Am linken Arm trug sie einen Gips.
    »Ich frage mich, was ihr passiert ist«, meinte Lane. »Hat jemand was dagegen, wenn ich sie mitnehme?«
    »Klar, mach doch«, sagte Henry.
    »Na toll«, brummte Betty.
    Lane steuerte den Wagen nicht weit hinter dem dahinstolzierenden Mädchen an den Bordstein und lehnte sich über den Beifahrersitz. »Willst du mitfahren?«, rief sie.
    Jessica drehte sich um.
    Bei ihrem Anblick zuckte Lane zusammen.
    »Mein Gott«, murmelte Henry.
    Jessica galt allgemein als das schärfste Mädchen in der elften Klasse, vielleicht sogar der ganzen Highschool.
    Jetzt sieht sie nicht gerade scharf aus, dachte Lane.
    Sie sah aus, als hätte sie am Wochenende zehn Runden mit dem Schwergewichtsweltmeister geboxt.
    Die linke Gesichtshälfte war geschwollen und lila, ihre gesprungenen Lippen aufgedunsen wie Würstchen. Sie

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