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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Pete zusammen.«
    Sie lachte wieder. »Schlaf jetzt, mein Held.«

Das Spiel beginnt

7
    »Fall nicht vom Pferd«, sagte ihr Vater und gab ihr einen Klaps auf den Hintern, als sie aus der Tür trat.
    Sie drehte sich um und grinste ihn an.
    »Und grüß mir die Jungs vom Ponyhof«, fügte er hinzu.
    »Du bist doch nur neidisch«, sagte Lane. Dann wandte sie sich ab und lief zum Auto. Der rote Mustang funkelte in der Morgensonne. Sie ging um den Wagen herum zur Fahrerseite. In ihren neuen Kleidern fühlte sie sich frisch und beschwingt: das rosa und blau gesprenkelte T-Shirt; das gebatikte blaue Jeanskleid mit Spitzenbordüre und Blumenmuster auf dem Latz, den Trägern und dem Saum; die weißen Fransenstiefel.
    Ihr Vater machte sich immer über ihre Klamotten lustig. Sie fand allerdings, dass sie in diesem Outfit tatsächlich wie ein Cowgirl aussah.
    Ein scharfes, abgefahrenes Cowgirl, dachte sie und stieg lächelnd in den Wagen.
    Immerhin hatte er keine Bemerkungen über die Länge des Kleids gemacht. Sie konnte das Sitzpolster auf der nackten Haut bis hoch an ihre Oberschenkel spüren. Während sie darauf wartete, dass der Motor warmlief, beugte sie sich zum Lenkrad vor und blickte nach unten. Das Kleid war wirklich kurz, noch kürzer wäre peinlich gewesen.
    So war es genau richtig.
    Sexy, aber nicht geschmacklos.
    Besonders gefiel ihr die Spitzenborte entlang des Saums, deren Verzierungen wie verschnörkelte Speerspitzen auf ihren Oberschenkeln lagen.
    Jim würde ausflippen, wenn er sie in diesem Kleid sah.
    Als wäre er nicht sowieso schon verrückt nach ihr.
    Während sie rückwärts aus der Einfahrt fuhr, lachte sie leise und zitterte beinahe vor Vorfreude darauf, an so einem schönen Tag in diesem fantastischen Outfit in der Schule aufzukreuzen. Sie fand im Radio einen Countrysender. Es lief gerade ein Stück von Randy Travis. Lane drehte die Lautstärke auf und streckte ihren Ellenbogen aus dem Fenster in den warmen Fahrtwind.
    Mein Gott, sie fühlte sich großartig.
    So großartig, dass es sich fast verboten anfühlte.
    Sie lehnte sich gegen die Tür, legte den Kopf in den Nacken und spürte, wie der Wind ihr Gesicht streichelte und an ihrem Haar zog.
    Kaum zu glauben, dass sie so viel Wirbel darum gemacht hatte, Los Angeles zu verlassen. Sie musste verrückt gewesen sein, in dieser miesen Wohnung bleiben zu wollen, in einer Stadt voller dreckiger Luft und fieser Typen. Aber sie war dort aufgewachsen. Sie war daran gewöhnt. Ihr war klar gewesen, dass sie ihre Freunde vermissen würde und die Strände und Disneyland. Trotzdem war es jetzt viel besser. Sie hatte neue Freunde gefunden, sie mochte den Fluss, und das saubere, unbebaute Land vermittelte ihr ein Gefühl von Freiheit, das jeden Tag mit froher Erwartung erfüllte.
    Am besten gefiel ihr, dass sie keine Angst mehr haben musste. In L.A. musste man so vorsichtig sein. Dort wimmelte es von Vergewaltigern und Mördern. Es verging kein Tag, an dem nicht in den Nachrichten von solch entsetzlichen und brutalen Taten berichtet wurde, dass man sich kaum noch auf die Straße traute. Kinder verschwanden. Meist wurden ihre Körper Tage später gefunden, nackt und verstümmelt und sexuell missbraucht. Und nicht nur Kinder. Jugendlichen und Erwachsenen geschah dasselbe. Wenn man nicht entführt und gefoltert wurde, wurde man vielleicht in einem Restaurant oder Kino oder Einkaufszentrum erschossen. Selbst wenn man sich zu Hause verkroch, war man nicht sicher. Es gab eine Menge Verrückter, die einfach in der Stadt herumfuhren und in die Fenster von Häusern und Wohnungen schossen.
    Es gab keinen sicheren Ort.
    Lanes gute Laune schwand, als sie sich plötzlich an den schneidenden Knall von Schüssen in der Nacht erinnerte. Sie hatten in ihrer Erdgeschosswohnung dicht nebeneinander auf dem Sofa gesessen und im Fernsehen Dallas angeschaut. Lane hockte mit einem Becher Popcorn zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater. Alle drei griffen hinein, manchmal stießen ihre Hände zusammen. Beim ersten Schuss zuckte sie so stark zusammen, dass der Becher in die Luft flog und das Popcorn durch den ganzen Raum geschleudert wurde. Dann explodierte die Nacht, als hätte jemand draußen auf der Straße mit einem Maschinengewehr das Feuer eröffnet. Ihre Mutter fing an zu kreischen. Ihr Vater rief: »Runter!« Aber er gab ihr nicht einmal eine Sekunde, um zu reagieren, sondern packte sie im Nacken und brach sie beinahe entzwei, als er ihren Kopf nach unten stieß. Lane schürfte sich den

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