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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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bist eine tolle junge Frau. Bilde dir gar nicht erst was anderes ein.«
    Lane sah ihm in die Augen. Sie waren von einem reinen Blau und blickten sie freundlich und verständnisvoll an. »Danke.«
    »Ich meine das wirklich so. Und jetzt gehst du besser.«
    »Aber ich bin doch mit den Bildern noch gar nicht …«
    »Ich kümmere mich um die restlichen. An deiner Stelle würde ich jetzt ein langes heißes Bad nehmen. Lass dich richtig einweichen. Das lindert den Schmerz.«
    »Das mache ich.«
     
    Lane wartete bis nach dem Abendessen, ehe sie ins Badezimmer ging. Sie trug noch immer die Kleider, die sie in der Schule angehabt hatte. Sie legte sich auf den Boden. Dann schob sie ihren Rock und die Bluse nach oben, so dass die Kleidungstücke wie nach dem Sturz aussahen. Sie brachte ihre Beine in die entsprechende Position: das linke Bein ausgestreckt und flach auf dem Teppich, das rechte angewinkelt und ein wenig nach außen gespreizt. Auf die Ellenbogen gestützt betrachtete sie ihren Körper.
    So hat Mr. Kramer mich gesehen.
    Meine Güte.
    Dann bemerkte sie, dass sich an ihrem rechten Bein eine schwache blaue Verfärbung befand. Ein Abdruck von Mr. Kramers Hand? Das muss dort gewesen sein, wo er mich gepackt hat, um mich aufzufangen, fiel ihr ein. Es war direkt unterhalb der Leiste.
    »Oh Mann«, flüsterte sie.
    Sie hatte den Eindruck, seine Hand noch spüren zu können, als wäre etwas von ihm dort zurückgeblieben.
    Wenn Jim mich da angefasst hätte …
    Vergiss Jim, sagte sie sich.
    Sie stand auf, stellte sich vor den Spiegel und hob ihren Rock. Ihr Höschen lag eng an, und der blaue Stoff war nahezu durchsichtig.
    Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse. Ihr Gesicht war knallrot.
    »Er hat bestimmt alles gesehen«, wisperte sie.
    Aber er hat keine krummen Sachen probiert. Er hat sich wie ein perfekter Gentleman benommen. Das ist der Unterschied zwischen einem reifen und einfühlsamen Mann wie Mr. Kramer und einem geilen Teenager wie Jim.
    Lane drückte den Stöpsel in die Badewanne und ließ Wasser einlaufen.
    Während die Wanne sich füllte, zog sie ihre Kleider aus. Sie kehrte zum Spiegel zurück. Über ihrem linken Hüftknochen und an den unteren Rippen befanden sich blaue Flecken.
    Sie betrachtete ihre linke Brust, lehnte sich zurück und untersuchte die Unterseite, wo Mr. Kramer sie durch den BH gestreichelt hatte. Die Haut war glatt und weiß.
    Was hast du denn erwartet?, fragte sie sich.
    Aber es kam ihr nicht richtig vor, dass dort kein sichtbares Zeichen seiner Berührung vorhanden war.
    Kopfschüttelnd wandte Lane sich ab. Sie beugte sich über die Badewanne und drehte den Wasserhahn zu. Dann stieg sie hinein.
    Sie ließ sich in das heiße Wasser sinken. Als die Flüssigkeit ihre Haut umschmeichelte, streckte sie sich, wand sich und nahm noch einmal dieselbe Position ein wie auf dem Boden des Klassenzimmers. Dann schloss sie die Augen.
    Lane rief sich ins Gedächtnis, wie sich Mr. Kramers Berührungen angefühlt hatten. Sie stellte sich vor, dass er aufhörte, ihre Rippen zu massieren. Seine Hand schloss sich sanft um ihre Brust, und er ließ sich auf sie sinken, sein Mund bedeckte den ihren. Sie schlang die Arme um ihn und verging in der feuchten Hitze seiner Küsse.

25
    Jessica wachte auf. Sie öffnete ein Auge und schielte zur Lampe neben ihrem Bett. Dann sah sie auf den Wecker. Kurz vor drei. Morgens?
    Was ist los?, fragte sie sich. Warum brennt das Licht?
    Sie drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf.
    Kramer stand nackt mit dem Rücken zu ihrer geschlossenen Zimmertür. Seine linke Hand lag auf dem Lichtschalter. Die rechte baumelte an seiner Seite herab und umklammerte ein Rasiermesser.
    Jessicas Herz blieb fast stehen.
    »Freust du dich nicht, mich zu sehen?«, fragte Kramer. Er flüsterte nicht, sondern sprach in normaler Lautstärke. Seine Stimme dröhnte in der Stille.
    Jessica rang nach Atem, dann flüsterte sie: »Meine Eltern werden Sie hören.«
    »Meinst du?«, fragte er noch lauter als zuvor.
    Vielleicht auch nicht, dachte Jessica. Die Tür zu ihrem Zimmer war geschlossen. Das Schlafzimmer ihrer Eltern lag am anderen Ende des Flurs, und sie hatten einen tiefen Schlaf.
    Kramer ließ die Hand vom Lichtschalter sinken und näherte sich langsam ihrem Bett.
    Jessica starrte auf das hin und her schwingende Rasiermesser.
    Was will er damit?
    Er hatte sie gewarnt, dass er mit einem Rasiermesser zurückkommen könnte.
    Sie keuchte, als bekäme sie nicht genug Sauerstoff in ihre Lunge.

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