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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Hoyland zurückreiten.«
    Barak hob die Hand zum Gruß. »Gehabt Euch wohl, Burschen, ich muss meinen Brotherrn zu unseren liebreizenden Gastgebern begleiten!«
    »Du hast dir Carswells Humor angeeignet«, sagte ich ihm, als wir uns entfernten.
    »Nein, es ist der meine.«
    Als wir uns Leacon näherten, sah ich, dass auch er beim Barbier gewesen war. Snodin, der Spieß, rief laut und zornig: »Milchbäuche, die nicht auf ihre Betten verzichten können. Einfältige Jammerlappen –«
    »Das reicht, Snodin«, sagte Sir Franklin gereizt. Er starrte mir entgegen. »Sir Franklin, ich unterbreche Euch ungern, aber ich möchte mich von Master Leacon verabschieden –«
    Sir Franklin winkte ab. »Einen Augenblick. Snodin, schicke eine Botschaft über die Deserteure zu Sir William Paulet. Er muss die Grafschaften in Kenntnis setzen.«
    »Ja, Sir Franklin. Diese Narren!«, stieß Snodin mit jäher Leidenschaft aus. »Warum haben sie das getan? Ich habe sie ausgebildet, ich kenne sie.« Er blickte Sir Franklin an. »Enden sie am Galgen, wenn man sie erwischt?«
    »Der König hat den Befehl gegeben, jeden Fahnenflüchtigen zu hängen.«
    Der Feldwebel schüttelte den Kopf, verneigte sich und ging davon. »Deserteure«, erklärte Leacon. »Zwei sind gestern Abend verschwunden.«
    »Sie werden ergriffen, sobald sie heimkehren.«
    Barak und ich wechselten einen Blick. Hätten wir Carvers Rat befolgt, gälte Barak nun als Deserteur. Leacon schüttelte traurig den Kopf. »Diese Dummköpfe. Sie werden öffentlich gehenkt, wenn sie gefasst werden. Sämtlichen Kompanien fehlt es mittlerweile an Männern. Genau wie den Schiffen – in den westlichen Landesteilen, heißt es, gebe es bereits so wenig Fischer, dass die Frauen mit den Booten hinaus auf See fahren müssten.«
    »Ich habe ein paar spanische Seeleute in der Stadt gesehen.«
    »Sie nehmen jeden Ausländer, der segeln kann, nur keine Franzosen und Schotten.«
    Seit er den Kopf geschoren hatte, wirkte Leacon, genau wie West, weitaus älter, als er tatsächlich war. Doch während Wests Augen klar und scharf dreinblickten, hatte Leacon erneut diesen leeren, starren Ausdruck. »George«, sagte ich ruhig, »wir müssen Euch nun leider verlassen.«
    Er nickte. »Kommt Ihr noch einmal nach Portsmouth zurück?«
    »Vermutlich nicht. Wir machen uns am Dienstag wieder auf den Heimweg.« Ich streckte ihm die Hand hin. »Aber meine Gebete sollen Euch begleiten. Und ich hoffe, wir sehen uns in London wieder, in glücklicheren Tagen. Bringt Carswell mit, ich will eine Gauklertruppe für ihn finden.«
    »Glücklichere Tage. Ja, wie ich mich danach sehne!«
    * * *
    Barak schien unseren Streit überwunden zu haben; das Schicksal der Deserteure hatte ihm offenbar die Augen geöffnet. Als wir über die Insel Portsea zurückritten, schilderte ich ihm die Begegnung mit West.
    »Dann hat Ellen es womöglich selbst getan.«
    »Wenn man West glauben kann.«
    »Kann man?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn er für den Angriff auf Ellen verantwortlich war, ist er natürlich daran interessiert, mich – beziehungsweise meinen vorgeblichen Mandanten – dazu zu bewegen, die Angelegenheit fallenzulassen.« Ich sah ihn an. »Aber keine Sorge, wir werden wie geplant am Dienstag nach London zurückkehren. Ich habe hier keinen Einfluss, kann niemanden zwingen, meine Fragen zu beantworten. Schon gar nicht Priddis, der mir als Einziger Informationen geben könnte. In London dagegen«, fügte ich grimmig hinzu, »wüsste ich schon ein geeignetes Druckmittel.«
    »Die Königin?«
    »Möglich. Sobald sie aus Portsmouth zurückkehrt.«
    »Und was wird mit Hugh?«
    Ich seufzte schwer. »Wenn Priddis’ Besuch nichts zutage fördert, kann ich nicht einmal beweisen, dass Hugh betrogen wird. Und ich kann es nicht verantworten, noch mehr Kosten zu verursachen.«
    »Endlich kommt Ihr zur Vernunft!«, sagte er.
    Eine Reihe von Fuhrwerken rumpelte heran, von Soldaten streng bewacht, und nötigte uns, die Pferde an den Straßenrand zu lenken. Unter den Wagendecken bemerkten wir Stapel dicken Tuches, das mit verschlungenen, farbenfrohen Mustern auf goldenem Grund verziert war. Barak sah mich an. »Sind dies –?«
    »Sie sehen aus wie die königlichen Zelte, die wir in York sahen.«
    Ein Karren nach dem anderen rumpelte an uns vorbei, nicht in Richtung Stadt, sondern in Richtung Meer.
    »Will der König etwa an der Küste campieren?«, fragte Barak ungläubig.
    »Es sieht ganz danach aus. Er begibt sich unmittelbar an die

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