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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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zuliebe gelogen.
    »Du hättest die Leiche in Ruhe lassen sollen, Vater«, schalt einer der Brüder. »Dann hätte ein anderer sie gefunden. Schau dich an, du bist ja halbtot.«
    »Ich konnte Master Fettiplace nicht dort liegen lassen«, sagte Wilf. »Master Shardlake wird auf mich achtgeben.«
    »Ich will für Gerechtigkeit sorgen, das verspreche ich«, sagte ich und hoffte, dass ich dazu in der Lage wäre. Buttress war vielleicht nicht der Klügste, aber gerissen und ruchlos.
    Seckford und Wilf begleiteten uns zum Wirtshaus. Das Weib, das mich mit Wilf bekannt gemacht hatte, eine Witwe namens Mistress Bell, erwies sich als die Wirtin. Sie ließ sich überreden, uns ein Nachtquartier zu geben. Beim Auseinandergehen ergriff ich Seckfords fleischige Hand. »Sir«, sagte ich, »bitte gebt auf Wilf acht. Ein Brief von Euch, und ich komme.« Ich hatte ihm die Anschrift von Kloster Hoyland gegeben und jene meiner Kanzlei in London.
    Er sah mich aus müden Augen an und lächelte traurig. »Ihr befürchtet, ich könnte zu tief ins Glas schauen, um von Nutzen zu sein. Nein, Sir, ich werde mich beherrschen. Gott hat mir eine Pflicht aufgetragen, wie einst mit Ellen. Diesmal werde ich nicht versagen.«
    »Habt Dank«, sagte ich und hoffte, er möge stark genug sein, an seinem Entschluss festzuhalten.
    Barak und ich wurden in ein Zimmer geführt, wo wir beide erschöpft auf die Betten niedersanken, bis uns eine Stunde später der Hunger in die Wirtsstube hinuntertrieb. Sie war voller Menschen; ich erinnerte mich, dass Buttress gesagt hatte, morgen sei Markttag. Während wir speisten, brachte jemand die Nachricht, dass der Leichnam des alten Master Fettiplace im Mühlteich gefunden worden sei, und augenblicklich sprach alles wild durcheinander. Barak und ich zogen uns nach oben zurück, ehe man uns mit dem Gerücht in Verbindung bringen konnte.
    »Was haben wir davon?«, fragte er.
    »Die Gelegenheit, alle Betroffenen zur Befragung zusammenzubringen. Buttress wird sich Zeit lassen, ich muss ihm Beine machen.«
    »Von London aus? Und Ellen? Was wird aus ihr, wenn alles ans Licht kommt?«
    »Ich habe sichergestellt, dass sie geschützt ist. Und werde noch mehr tun, wenn ich wieder in London bin.«
    »Und jetzt müsst Ihr noch mehrere Male hierherkommen.«
    Ich setzte mich auf. »Ich will ein wenig Ordnung in dieses Durcheinander bringen, Jack. Es muss sein.«Ich hörte die wachsende Leidenschaft in meiner Stimme. Barak schenkte mir einen langen, ernsten Blick, sagte aber nichts.
    »Buttress verbirgt etwas«, sagte ich schließlich.
    »Wahrscheinlich. Aber was hat das Auffinden von Fettiplaces Leiche eigentlich gebracht? Eine Untersuchung könnte Buttress recht geben, vielleicht stellt sich tatsächlich heraus, dass es Fettiplace war, der Gratwyck getötet hat, um sich dann selbst zu richten.«
    »Und wenn ein Dritter bei der Eisenhütte war, sich an Ellen verging und dann sowohl ihren Vater wie auch Gratwyck getötet hat? Sie sagte, dass mindestens zwei Männer sie überfallen hätten, sie seien zu stark für sie gewesen, sie habe sich nicht bewegen können.«
    Barak schwieg erneut und sagte schließlich: »Ihr verleiht dem Gekreische einer Wahnsinnigen zu viel Gewicht.«
    »Sie sagte die Wahrheit.«
    »Wie könnt Ihr so sicher sein?« Er verschränkte die Arme und sah mich an, wobei er mich seltsam an gewisse Richter erinnerte, denen ich begegnet war.
    »Du hast sie nicht gesehen, du hast nicht gesehen, was für ein Grauen diese Erinnerung heraufbeschwor.«
    »Und wenn Wests Anspielungen zutreffen, dass Ellen ihren Vater und Gratwyck getötet hat und dann Feuer legte? Priddis könnte sie aus dem Weg geräumt haben, um den Wests einen Gefallen zu tun; möglicherweise hat er sich auch mit Buttress geeinigt, der das Haus günstig erstand. Den Gewinn haben sie vielleicht geteilt. Ihr wisst ja, wie diese Grafschaftsbeamten sind, unentwegt auf ihren Vorteil aus.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Buttress die Familie West nicht mochte. Man rivalisiert vermutlich um die Macht im Dorf.«
    »Ihr wollt einfach nicht glauben, dass sie es möglicherweise selbst getan hat, oder?«
    Ich setzte mich stirnrunzelnd auf die Bettkante. »Ich glaube, dass Philip West irgendwie daran beteiligt war, was auch immer damals geschah. Dieser Tag lässt ihn nicht los.«
    »Nur weil Ihr es glaubt, muss es nicht wahr sein.«
    »Ich werde veranlassen«, sagte ich unwirsch, »dass man auch West und Priddis zu dem Vorfall befragt. Das wird die Wahrheit ans Licht

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