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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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falschen Schluss gezogen.
    * * *
    Und jetzt musste ich entscheiden, was zu tun war. Ich schaute in Hobbeys verzweifeltes Gesicht, in Baraks zorniges, dann auf Dyrick, der allmählich unbehaglich dreinsah. Wenn herauskäme, dass er dazu beigetragen hatte, Emmas wahre Identität zu verheimlichen, hätte dies ernsthafte berufliche Konsequenzen für ihn. Ich traute Dyrick nicht über den Weg, aber fürs Erste war er in meiner Gewalt. »Ich bin zu folgendem Zugeständnis bereit«, sagte ich. »Unter der Bedingung, dass Ettis auf freien Fuß gesetzt wird, verrate ich nicht, dass David seine Mutter erschossen hat.«
    Barak fuhr auf. »Das könnt Ihr nicht tun! Er hat sie ermordet! Was wird er als Nächstes anrichten? Und glaubt Ihr im Ernst, dass sie nicht mit Rich im Bunde sind –«
    »Gewiss nicht, glaube mir. Ich habe mich geirrt. Ich weiß jetzt, was vorgefallen ist. Aber sage mir eines, Jack, glaubst du wirklich, David war bei klarem Verstand, als er Abigail tötete? Glaubst du wirklich, es hätte irgendeinen Nutzen, wenn er vor Gericht gestellt und entweder für geisteskrank erklärt oder am Galgen enden würde? Wem wäre damit Genüge getan?«
    »Er könnte noch jemanden töten.«
    »Gewiss nicht«, sagte Hobbey. »Er wird womöglich nie mehr richtig gehen können. Und wie ich schon sagte, ich werde mich Tag und Nacht um ihn kümmern –«
    Ich hob die Hand. »Ich habe drei Bedingungen, Master Hobbey.«
    »Was Ihr wollt –«
    »Zunächst werdet Ihr dafür sorgen, dass Ettis freikommt. Wenn er sich zu gegebener Zeit wegen Mordes verantworten muss, nun gut, solange gewährleistet ist, dass ihm in der Verhandlung Gerechtigkeit widerfährt und seine Unschuld erwiesen wird. Und ich möchte ihm sofort, im Vertrauen, die glückliche Aussicht überbringen.«
    Hobbey blickte Dyrick an. »Das können wir veranlassen, Vincent. Ganz gewiss. Sir Luke –«
    Dyrick fiel ihm ins Wort: »Und die übrigen Bedingungen?«
    »Die zweite wäre, dass Ihr, Master Hobbey, wie angekündigt Hoyland verkauft – sobald Ihr den Anspruch der Dorfleute auf das Waldland bestätigt habt – und David an einen Ort bringt, wo Ihr ihn im Auge behalten könnt.«
    »Einverstanden«, antwortete er ohne weiteres. »Einverstanden.«
    Barak sah mich an und schüttelte den Kopf. Und obwohl ich bezweifelte, dass David noch jemandem gefährlich werden konnte, wusste ich auch, dass ich ein Wagnis einging. Aber ich glaubte fest, dass Hobbey sein Versprechen halten würde.
    »Meine letzte Bedingung betrifft Emma. Ich reite zurück nach Portsmouth, und falls ich sie dort finde und sie versucht, in die Armee aufgenommen zu werden, hole ich sie heraus.«
    »Nein –«, begann Barak.
    Doch Dyrick ließ ihn nicht ausreden: »Er müsste den Beweis erbringen, dass sie ein Mädchen ist. Nicholas, wenn er das tut, ist es um uns geschehen. Wenn sie auf einen der Versorgungswagen aufgesprungen ist, ist sie vielleicht schon dort.«
    »Falls sie sich der Kompanie meines Freundes angeschlossen hat, muss ich keineswegs die ganze Geschichte offenlegen. Ich brauche doch nur zu sagen, dass ein patriotisches Mädchen sich als Mann verkleidet hat.«
    »Einverstanden«, sagte Hobbey. »Ich bin mit allem einverstanden.«
    »Aber ich bringe Emma nicht hierher zurück. Ich nehme sie mit nach London. Und Ihr, Master Hobbey, Ihr werdet mir Hughs Vormundschaft verkaufen, dergleichen geschieht alle Tage. Die Transaktion findet selbstverständlich nur auf dem Papier statt, ich zahle Euch kein Geld. Master Dyrick hier wird alles Nötige in die Wege leiten.«
    Sogar jetzt noch, nach so viel Tod und Verderben, ergriff Dyrick die Gelegenheit zu punkten. »Ihr wollt doch selbst Nutzen aus der Sache ziehen –«
    »Ich will dafür sorgen, dass das Land der Familie Curteys zu einem angemessenen Preis verkauft und das Geld verwahrt wird, bis Emma, als Hugh, das mündige Alter erreicht. Dies bedeutet, dass die Täuschung fortgesetzt werden muss, zumindest offiziell. Am Court of Wards sind Betrügereien gang und gäbe, wenn auch nicht in dieser Größenordnung. Und auch hier brauche ich Eure Mitarbeit, Dyrick.«
    »Aber Emma wollte vorhin David ans Leben, und auch uns hätte sie um ein Haar getötet!« Barak erwies sich als harte Nuss.
    »Sie hat uns nicht getötet, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatte. Und ich glaube nicht, dass sie David allen Ernstes töten wollte. Sie hätte auf sein Herz zielen können, aber das tat sie nicht. Meine Vermutung ist, dass sie ihre Tat bereits verzweifelt

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