Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
Vom Netzwerk:
eine steinerne Mauer. Dann spürte ich zu meinem Entsetzen Hände um meinen Hals, die mich emporhoben. Jemand hielt meine Arme fest; meine Füße traten hilflos gegen die Steinmauer. Ich rang nach Luft, drohte zu ersticken. Da raunte mir eine jugendliche Stimme böse ins Ohr:
    »Hört gut zu, Buckliger.«
    Ich keuchte, würgte. Kleine rote Blitze zuckten in der pechschwarzen Dunkelheit vor meinen Augen auf.
    »Wir könnten Euch in einer Minute den Garaus machen«, fuhr die Stimme fort. »Denkt daran und hört gut zu. Ihr legt diesen Fall nieder, lasst die Finger davon. Jemand will nicht, dass Ihr die Angelegenheit weiterverfolgt. Habt Ihr verstanden?« Der Griff um meinen Hals lockerte sich, die Arme dagegen wurden nach wie vor festgehalten.
    Ich hustete, würgte mit Mühe ein Ja hervor.
    Die Hände ließen mich los, und ich fiel in den Schmutz, ein Häuflein Elend, noch immer mit dem Sack über dem Kopf. Als ich mich endlich daraus befreit hatte, waren sie fort. Ich lag in der dunklen Gasse und schnappte keuchend nach Luft. Dann beugte ich mich vornüber und erbrach heftig.

kapitel acht
    M it Mühe schleppte ich mich nach Hause, musste gelegentlich innehalten, weil mir schwindelig war. Als ich schließlich durch die Haustür stolperte, war mein Hals so dick angeschwollen, dass mir das Schlucken schwerfiel. Ich ging hinauf zu Guy. Als er mich ins Zimmer bat, konnte ich kaum sprechen, brachte nur ein Krächzen zustande. Er hieß mich niederlegen und machte mir einen Umschlag, der ein wenig Linderung brachte. Ich sei ausgeraubt worden, sagte ich ihm, und er sah mir forschend in die Augen, als er entdeckte, dass mein Beutel noch am Gürtel hing. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, doch hatte ich beschlossen, vorerst für mich zu behalten, was mir widerfahren war.
    Guy riet mir, mich hinzulegen und auszuruhen, doch schon kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür. Ich wandte den Kopf. Da stand Coldiron. Er beäugte mich neugierig und ließ mich wissen, ich hätte einen späten Besucher, Master Carver. Ich sagte ihm, er solle Carver in die Stube führen. Argwöhnisch stieg ich die Treppe hinunter.
    Der Ausdruck in Carvers feistem Gesicht sagte mir, dass er schlechte Neuigkeiten für mich hatte. Auch der Ratsherr starrte auf meinen Hals. »Verzeiht meine Stimme, Sir«, krächzte ich. »Ich bin soeben überfallen worden. Diebsgesindel.«
    Carver schüttelte den Kopf. »Seit so viele Konstabler in den Krieg gezogen sind, wird das Pack immer dreister. Wir leben in unsicheren Zeiten. Und ich war, so leid es mir tut, außerstande, Euren Gehilfen Barak freizukaufen.«
    »Seine Frau erwartet aber doch –«
    »Ich habe Bürgermeister Laxton gebeten, mit Goodryke zu sprechen. Doch der ließ sich durchaus nicht umstimmen. Er wolle Barak unbedingt, sagte er, schien geradezu verbissen in die Sache; Barak muss ihn böse beleidigt haben, da Goodryke sich auf eine Anordnung des Königs berief, der zufolge impertinentes Verhalten hart zu bestrafen sei. Laxton meinte, wir sollten uns an den Kronrat wenden, aber dessen Mitglieder haben den ausdrücklichen Befehl erhalten, keinerlei Milde walten zu lassen.«
    »Und die Königin kann ich nicht bitten, bei ihrem Herrn Gemahl ein gutes Wort für Barak einzulegen. Ich stehe wahrhaftig nicht in seiner Gunst.«
    »Seine Durchlaucht schlug einen möglichen Ausweg vor.« Carver hob vielsagend die Augenbrauen. »Vielleicht könnte Barak eine Weile untertauchen. Er erhält schon bald seine Einberufung.«
    »Er hat sie bereits.«
    »Falls er nicht erscheint, müssen wir ihm die Konstabler auf den Hals schicken. Nun ja«, er lächelte schlau, »sie brauchen ja nicht allzu gründlich zu suchen. Und wenn er fort ist –, nun ja –«
    »Aber wohin sollte er verschwinden? Weder Barak noch seine Frau haben Verwandte. Die meinen leben in den Midlands, doch Tamasin ist schon im achten Monat schwanger, sie kann unmöglich reisen. Und wenn sie ihn später fassen und der Fahnenflucht bezichtigen? Ein schweres Vergehen.«
    »Goodryke zieht bald selbst in den Krieg.« Carver breitete die feisten beringten Hände aus. »Mehr kann ich nicht für ihn tun, Sir.«
    »Gut. Ich spreche mit Barak. Habt Dank für Eure Hilfe, Sir, ich bin Euch sehr verbunden.« Nach kurzem Zögern setzte ich hinzu: »Dürfte ich Euch vielleicht noch einmal behelligen, einer Auskunft wegen? Es handelt sich um einen meiner Fälle. Ihr seid immerhin seit vielen Jahren Mitglied im Stadtrat.«
    »In der Tat. Nahezu zwanzig.« Stolz

Weitere Kostenlose Bücher