Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
Vom Netzwerk:
hinzukommen. Ich muss meine Männer binnen vier Tagen nach Portsmouth führen. Also wird, wenn nötig, auch am Sonntag marschiert.«
    »Und der König kommt persönlich, sie alle zu inspizieren.«
    Leacon blickte uns ernsthaft an. »Gerüchten zufolge ist die französische Flotte dreimal so groß wie die unsere und mit dreißigtausend Soldaten bestückt. Es könnte heiß hergehen. Meine Kompanie muss vielleicht an Bord eines der Schiffe kämpfen, sobald die Flotten aufeinanderstoßen.« Er schüttelte den Kopf. »Im vorigen Jahr segelte ich auf einem Kriegsschiff, doch die meisten meiner Männer sind über ihren Dorfteich nicht hinausgekommen. Aber wir müssen alles tun, um die Invasion zu verhindern, was bleibt uns übrig.« Ein verdrossener, fast verzweifelter Unterton schwang mit einem Mal in Leacons Stimme. Er sah aus, als wolle er noch etwa sagen, wechselte dann aber das Thema. »Seid ihr zu zweit unterwegs?«
    »Wenn es doch nur so wäre!«, antwortete Barak.
    »Nein, wir reisen mit einem Amtsbruder und seinem Gehilfen. Keine einfachen Reisegefährten.« Ich wandte mich nach Dyrick um, aber er war gegangen. »Mein Amtsbruder ist erpicht darauf, in vier oder fünf Tagen ans Ziel zu gelangen, aber das ist wohl kaum zu bewältigen. Heute wurden wir unentwegt von Fuhrwerken aufgehalten.«
    Leacon sah auf. »Vielleicht kann ich Euch helfen.«
    »Wie das?«
    »Ich bin angehalten, meine Männer bis zum Fünften nach Portsmouth zu führen. Da heißt es stramm ausschreiten. Fuhrwerke müssen das Feld für uns räumen, wir haben Vorrang. Wenn Ihr Euch unserem Zug anschließen möchtet – es würde Euer Fortkommen beschleunigen.«
    »Wir wären sehr dankbar«, sagte ich.
    »Wir brechen bereits um fünf Uhr morgens auf, denkt daran.«
    Ich sah Barak fragend an. Er nickte eifrig. Je eher wir in Hoyland eintrafen, desto früher wären wir wieder zu Hause. »Wir halten uns bereit«, antwortete ich. »Ich danke Euch.«
    »Ich freue mich, wenn ich Euch einen Dienst erweisen kann. Schließlich habt Ihr meinen Eltern geholfen.« Leacon wandte sich widerstrebend seinen Papieren zu. »Jetzt müsst Ihr mich allerdings entschuldigen, ich muss mir einen Reim auf diese Zahlen machen und dann hinüber in unser Lager.«
    »Ihr nächtigt nicht in der Herberge?«
    »Nein. Ich schlafe bei meinen Männern.«
    »Dann lassen wir Euch jetzt allein.«
    Wir wandten uns zum Gehen. Einer der Fuhrknechte drückte sein Mädchen auf den Boden, die übrigen feuerten ihn an.
    »Ich gebe Dyrick Bescheid«, sagte ich.
    »Vielleicht zeigt der Hundsfott sich ein wenig dankbar.«
    »Das bezweifle ich.« Ich drehte mich zu ihm um. »Jack, was ist nur mit George Leacon geschehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Doch er hat Kummer, so viel steht fest.«
    Ich sah mich noch einmal um. Leacon beugte den blonden Scheitel wieder über die Dokumente, während er den Finger über eine Zahlenreihe gleiten ließ. Die andere Hand, die auf dem Tisch ruhte, zitterte leicht.

kapitel dreizehn
    R ücken und Beine waren entsetzlich steif, als ich in meiner Kammer anlangte. Auf dem Weg hatte ich Dyrick verständigt, der auf seinem Bett gesessen hatte, die Schriftstücke, die den Fall betrafen, vor sich ausgebreitet. Er hatte mich unwirsch empfangen, doch sofort eingewilligt, als ich ihm von Leacons Angebot erzählt hatte. »Nun, da erweist Euer Mandant sich doch als recht nützlich«, sagte er, was vermutlich einem Vergelt’s Gott am nächsten kam.
    Ich fand lange keinen Schlaf. Das unausgesetzte Gegröl aus der Schankstube und meine schmerzenden Glieder hielten mich wach. Selbst als endlich Ruhe eingekehrt war, wälzte ich mich schlaflos von einer Seite auf die andere. Als ich endlich doch eindämmerte, quälte mich ein böser Traum: Ich befand mich unter Wasser, jemand hatte mich an der Gurgel gepackt und wollte mich ersäufen. Ich griff nach seinen Händen, aber sie waren hart wie Stahl. Als ich in das Gesicht meines Peinigers blickte, erkannte ich unter einem stählernen Helm die harten, kalten Augen von Sir William Paulet.
    Mit heftigem Herzklopfen fuhr ich aus dem Schlaf. Dergleichen Träume hatte ich oft; vor zwei Jahren war ich beinah in einem schmutzigen Abfluss ertrunken, in Gesellschaft eines Mörders, und davor hatte ich selbst einen Mann ertränkt, der versuchte, mich umzubringen. Ich trat vor das Fenster und stieß die Läden auf. Lange Schatten ließen vermuten, dass es kurz vor fünf Uhr war.
    Draußen lud man unter der Aufsicht des

Weitere Kostenlose Bücher