Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
gewechselt wurden, denn sie mußten ja an dem, was alle Welt erregte, ein besondres Interesse haben.
    Allmählich wurde es in der Stube ruhiger, und gegen halb sieben waren sie wieder allein in dem großen Raume, aus dem der letzte Gast sich entfernt hatte. Da rief der eine von ihnen den Wirt an, der hinter seinem Buffet zwar beschäftigt war, die gebrauchten Gläser zu spülen, doch jetzt schnell herbeikam.
    »Was wünschen denn die Herren? fragte er.
    – Noch ein Abendessen, sagte einer der Fuhrleute.
    – Und dann wohl Betten? erkundigte sich der Wirt weiter.
    – Nein, Gastwirt, antwortete der der beiden Fuhrleute, der etwas freundlicherer Natur zu sein schien. Wir denken in der Nacht weiterzufahren.
    – In der Nacht! stieß der Wirt erstaunt hervor.
    – Jawohl, belehrte ihn der Gast, um schon mit Sonnenaufgang auf dem Marktplatze zu sein.
    – In Sankt Andrä?
    – Oder in Gran, das wird von Umständen abhängen. Wir erwarten hier einen Bekannten, der deshalb Erkundigungen einzieht. Er wird uns erst sagen, wo wir die beste Aussicht haben, unsre Ware vorteilhaft zu verkaufen.«
    Der Wirt verließ hierauf die Gaststube, um das verlangte Abendessen zu besorgen.
    »Hast du alles gehört, Kaiserlick? fragte mit gedämpfter Stimme der jüngere der beiden Fuhrleute, indem er sich zu seinem Genossen hinüberbeugte.
    – Ja freilich.
    – Der Streich ist bereits entdeckt.
    – Du hofftest doch wohl nicht, daß er unentdeckt bleiben würde?
    – Die Polizei streift durch die Umgebung…
    – Laß sie umhertrotten.
    –… angeblich unter Führung Dragochs.
    – Ah, das ändert die Sache. Ich meine, daß die, die Dragoch zu fürchten haben, ruhig auf beiden Ohren schlafen können.
    – Was willst Du damit sagen?
    – Was ich eben sage.
    – Dragoch wäre also…
    – Nun, was denn?… fragte der Jüngre und fuhr sogleich fort:
    – Unschädlich gemacht?
    – Das wirst du morgen erfahren. Bis dahin: still!« schloß der Fuhrmann, da er den Wirt wieder erscheinen sah.
    Die von den beiden Männern erwartete Persönlichkeit traf erst in stockfinstrer Nacht ein. Sofort entwickelte sich ein eifriges Gespräch zwischen den drei Genossen.
    »Man sagt, daß die Polizei schon auf der Spur ist, sagte Kaiserlick nur halblaut.
    – Jawohl, die sucht, wird aber nichts finden.
    – Und Dragoch?
    – Kann sich nicht rühren.
    – Wer ist mit der Operation betraut gewesen?
    – Titscha.
    – Nun, dann ist es ja gut. Doch wir, was sollen wir nun tun?
    – Ohne zu zögern, anspannen.
    – Nach?…
    – Nach Sankt Andrä zu. Fünfhundert Meter von hier aus werdet ihr aber umkehren. Dann ist das Gasthaus hier geschlossen. Ihr kommt leicht unbemerkt vorüber und schlagt die Straße nach Norden ein. Während man euch auf der einen Seite vermutet, werdet ihr schon auf der andern sein.
    – Und wo liegt denn die Schute?
    – In der Bucht am Pilis.
    – Ist dort der Sammelpunkt?
    – Nein, etwas näher, an der Lichtung links vor der Straße. Du kennst sie doch?
    – Natürlich.
    – Etwa fünfzehn der Unsern sind schon zur Stelle. Ihr werdet euch ihnen anschließen.
    – Und du?
    – Ich kehre noch einmal zurück, unsre übrigen Leute, die ich als Wache zurückgelassen habe, zu holen. Die bringe ich dann gleich mit.
    – Dann also vorwärts!« stimmten die Fuhrleute ein.
    Nach fünf Minuten schwankte der Wagen hinaus. Der Wirt, der noch den einen Flügel des Einfahrtstores offen hielt, empfahl sich seinen Kunden höflich.
    »Sie werden sich also wohl nach Gran begeben? fragte er.
    – Nein, guter Freund, antworteten die Fuhrleute, wir gehen nach Sankt Andrä.
    – Dann glückliche Reise, ihr Leute!
    – Schönen Dank, Kamerad!«
    Der Wagen wendete sich nach rechts und schlug nach Osten zu, den Weg nach Sankt Andrä ein. Als er in der Finsternis verschwunden war, entfernte sich von ihnen der Dritte, den Kaiserlick und Vogel den ganzen Tag erwartet hatten, und ging nun auf der Straße nach Gran weiter.
    Der Gastwirt bemerkte von dem allen nichts. Ohne sich um die Männer zu bekümmern, die er doch wahrscheinlich nie wiedersah, beeilte er sich, sein Haus zu schließen und schlafen zu gehen.
    Der Wagen, der sich eine Zeitlang beim ruhigen Schritte der Pferde entfernte, machte nach fünfhundert Metern Weges, entsprechend den erhaltenen Weisungen, rechtsum kehrt und folgte in umgekehrter Richtung der Straße, worauf er eben hierhergekommen war.
    Als er sich wieder vor dem Gasthause befand, war hier alles geschlossen, und er wäre völlig ohne

Weitere Kostenlose Bücher