Der Pilot
erzählen?«
Sie schenkte ihm ein dünnes Lächeln. »Natürlich nicht, Vykk. Wieso ich hier bin? Es ist so lange her, daß ich mich kaum daran erinnern kann. Mir ging es damals nicht sehr gut. Ich war gerade mit der Schule fertig, und die Vorstellung, auf die Universität zu wechseln, jagte mir irgendwie Furcht ein. Ich war vorher noch nie auf mich selbst gestellt gewesen.
Meine Mutter hat mich immer an der kurzen Leine gehalten und mir das Gefühl gegeben, ich würde nie etwas richtig machen. Pauken und sich anständig aufführen hat ihr nicht gereicht.« Sie lächelte wieder, doch es zeugte nicht von Freude. »Mein Vater hat mich ermutigt, Karriere zu machen, meine Mutter dachte allerdings nur daran, wie ich eine >gute Partie< ergattern könnte. Und als ich anfing, mich mit Dael zu treffen, glaubte sie am Ziel ihrer Träume zu sein.«
Han empfand einen Anflug von Eifersucht, doch dann erinnerte er sich daran, daß es in seinem Leben bereits andere Mädchen gegeben hatte. Mehr als nur ein paar, um ehrlich zu sein.
»Wir standen kurz davor, uns zu verloben, als ich dahinterkam, daß er mit ‘ner anderen ging. Also sagte ich ihm, es wäre aus. Meine Mutter war stinksauer, weil ich mit Dael Schluß gemacht hatte. Er stammte aus einer der reichsten Familien von Corellia, und sie steckte schon mitten in den Hochzeitsvorbereitungen.« Bria seufzte. »Sie befahl mir, zu ihm zu gehen und mich zu entschuldigen, um ihn dazu zu bewegen, mich zurückzunehmen. Zum ersten Mal im Leben habe ich ihr widersprochen.«
»Hört sich an, als wäre sie eine sehr. entschlossene. Frau«, warf Han vorsichtig ein.
»Entschlossen ist gar kein Ausdruck. Mutter hatte mich Dael bereits aufgedrängt, seit wir gemeinsam zur Schule gingen, und ich brachte nicht genug Mut auf, ihr zu sagen, daß ich ihn gar nicht so gerne mochte. Es ist schon komisch.« Ihre blaugrünen Augen verschleierten sich. »Ich war gar nicht richtig verliebt in Dael, doch als ich herausfand, daß er sich heimlich mit einer anderen traf, fühlte ich mich trotzdem verraten und todunglücklich. Die Menschen sind seltsam, nicht wahr?«
Han nickte. »Erzähl weiter«, ermutigte er sie.
»Na ja, ungefähr zu der Zeit hörte ich von Erweckungspredigten, die ein ylesianischer Missionar hielt. Ich war ziemlich unzufrieden mit mir selbst, weil ich ja nichts richtig machen konnte. Entwurzelt, verstehst du? Von allen abgeschnitten. Also ging ich zu dieser Erweckungspredigt. Der ylesianische Priester beschloß die Zusammenkunft mit einer Erhöhung, die nur ein paar Sekunden dauerte, aber das tat mir so gut. als würde ich zu diesen Leuten gehören. Also verkaufte ich meinen Schmuck, verließ mein Zuhause und nahm das erste Schiff nach Ylesia.« Sie lächelte wehmütig. »Das ist meine Geschichte. Und um aufs Thema zurückzukommen, was, denkst du, soll ich unternehmen, um den armen alten Ganar Tos auf Abstand zu halten?«
»Tja, wenn er dich zu sehr nervt, mußt du dich an Teroenza wenden. Ich bin sicher, er will nicht, daß dich irgend etwas in deiner Arbeit behindert, und wenn Ganar Tos das tut, wird er ihn bestimmt in die Schranken weisen.«
»Okay«, entgegnete sie deutlich aufgeheitert. »Gute Idee.«
»Gehst du zur Andacht?« fragte Han und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe keine Lust.«
»Werden sie es nicht merken, wenn du nicht hingehst?«
»Ich kann sagen, ich hätte Kopfweh gehabt oder lange gearbeitet. Die meisten Pilger können es kaum erwarten, dort hinzugehen, und achten gar nicht darauf, wer alles da ist.«
»Das ist wahr. Wie wär’s dann mit einem Spaziergang?«
»Gerne.«
Als sie die Messe verlassen hatten, führte Han sie geradewegs zur Blumenebene, bevor er das Thema anschnitt, das ihm schon die ganze Zeit im Kopf herumging. Er faßte rasch zusammen, was er am Morgen mit Muuurgh besprochen hatte. Bria zeigte sich beunruhigt darüber, daß der Togorianer sie beide am Abend zuvor belauscht hatte.
»Ja, ging mir genauso«, erwiderte Han. »Dieser große Kerl kann sich völlig lautlos bewegen, wenn er’s drauf anlegt. Kein Wunder, daß er behauptet, der geschickteste Jäger auf diesem Planeten zu sein. Anscheinend hat er mich die ganze Zeit verfolgt, während ich die Lage gepeilt und herauszufinden versucht habe, wie wir am besten von hier verschwinden.«
»Wir sehen uns besser vor, wo wir gerade sind, wenn wir unseren Fluchtplan besprechen«, meinte Bria und schaute sich nervös um.
»Was glaubst du,
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