Der Pilot
Winterpalast. Zu Hans Füßen stand ein kleines Holo-Aufzeichnungsgerät, das dazu diente, ein audiovisuelles Abbild des Absenders einer Nachricht zu projizieren. Nebl hielt mit einer Hand einen großen, kunstvoll verzierten Behälter auf einer Antigraveinheit fest. Der Behälter enthielt das Geschenk, das Zavval der Hutt seinem Geschäftspartner und gelegentlichen Rivalen Jiliac überbringen ließ.
»Ich bin gespannt, wie lange wir noch warten müssen«, murmelte Han nervös und machte ein paar Schritte auf und ab. »Wir stehen seit fast einer Stunde hier.«
»Das ist nichts – bei einer Audienz bei einem Clanführer«, belehrte ihn Nebl. »Ich habe schon mal zwei volle Tage gewartet, nur um ins Vorzimmer vorgelassen zu werden. Und denken Sie daran, wir müssen eine Reaktion abwarten. Einmal habe ich eine ganze Woche ausgeharrt.«
»Erzählen Sie mir nicht so was«, murrte Han. »Ich will nichts über irgendwelche Dinge hören, die schiefgehen könnten. Ich bin noch immer skeptisch, ob wir hier lebend wieder rausspazieren. Hutts sind notorisch schlecht gelaunt, wissen Sie?«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß wir vollkommen sicher sind«, gab der Sullustaner zurück.
»Vergeben Sie mir, wenn ich so begriffsstutzig bin, aber wie können Sie da so sicher sein?« schnaubte Han.
»Vor langer Zeit, als die Hutts gerade anfingen, Nal Hutta zu besiedeln, haben sie so viele Boten verloren, daß die Kommunikation zwischen den Clans völlig zusammenbrach und jeder deshalb Verluste machte«, erklärte Nebl. »Also schlossen alle Clans einen feierlichen Pakt: Jeder Bote oder Überbringer, der Nachrichten von einem Hutt zum anderen befördert, ist unantastbar. Solange wir die Überbringer von Zavvals Botschaft und Jiliacs Antwort sind, dürfen wir in keiner Weise angegriffen oder auch nur behindert werden.«
»Ja-ah, ich hoffe inständig, Sie haben recht«, brummelte Han. »Ich dachte, Zavval wäre sauer auf Jiliac«, fuhr er flüsternd fort, »warum schickt er ihm dann ein Geschenk?«
Nebl wiegte den Kopf. »Geschenke zu machen ist Tradition. Um die Aufmerksamkeit der Hutts zu erregen, muß man sie entweder bedrohen oder ihm oder ihr ein Geschenk machen. Manchmal machen Hutts beides gleichzeitig.«
Han verzog das Gesicht. »Verrückt. Haben Sie bestimmt keine Ahnung, was da drin sein könnte? Dieser Behälter ist groß genug für so ziemlich alles. Sogar für eine Leiche, wenn man sie zusammengeklappt hat. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich Bescheid wüßte.«
»Der Behälter ist versiegelt«, erinnerte Nebl ihn. »Wenn wir ihn öffnen, wird Seine Exzellenz Jiliac das herausfinden, und wir wollen doch keinen Ärger.«
»Ja, schon klar.« Han zog eine Flappe und warf einen Blick in die Runde, um sich von seinen Sorgen abzulenken.
Das Vorzimmer besaß eine mit Oberlichtern versehene hohe Decke und helle Steinmauern; die fahlen Wände waren mit Wandteppichen verhängt, die (so wurde gemunkelt) von Jiliacs Feinden gewebt worden waren, während sie in seinen Kerkern schmachteten und der Gnade ihrer Hinrichtung harrten. Einer der Gobelins stellte die ursprüngliche Heimatwelt der Hutts dar, den trostlosen und öden Planeten Varl; ein weiterer die gewaltige Katastrophe, die ihre Welt vor langer, langer Zeit zerstört hatte; der nächste zeigte die große Umsiedlung der Hutts nach Nal Hutta im Y’Toub-System. Nal Hutta, soviel wußte Han, bedeutete auf huttisch das »glorreiche Juwel«.
Der letzte Wandteppich war ein lebensgroßes Porträt von Jiliac selbst, wie er herrschaftlich ausgestreckt auf seinem üppigen, aber durchaus geschmackvollen Thron ruhte.
Han hatte nicht viel von Nal Hutta gesehen, seit Nebl und er in einen von einem Droiden gesteuerten Landgleiter gedrängt und nach Süden zu Jiliacs abgelegenem Winterpalast gebracht worden waren. Das Refugium des Hutt lag auf einer kleinen Insel in der Nähe des Äquators. Jalus Nebl hatte Han davon in Kenntnis gesetzt, daß er sich glücklich schätzen durfte, da diese Insel, verglichen mit dem Rest von Nal Hutta, gewissermaßen ein »blühendes Eiland« auf dieser feuchten und giftigen Welt war.
Die Insel erinnerte Han an Ylesia – heiß, drückend und voller riesiger Bäume, die von gewaltigen Ranken schier erstickt wurden.
Seine Aufmerksamkeit sprang zurück in das Hier und Jetzt, als er bemerkte, daß Dorzo, Jiliacs rodianischer Majordomus, ihnen winkte. »Seine Erlauchteste Exzellenz Jiliac, Clanführer und Protektor der Rechtschaffenen, wird euch
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