Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
dass deine Wut nicht von gekränkter Eitelkeit herrührt?“
„Wie kommst du auf den Gedanken?“
„Jonathan hat sich gegen dich entschieden. Ich könnte mir vorstellen, dass dich das kränkt.“
„Nein. Ich habe längst kein Verlangen mehr nach ihm.“ Um genau zu sein, interessierte sie sich nur noch für einen Mann. Und in dessen Armen lag sie bereits.
Nach und nach breitete sich die Kühle der Nacht aus, und Emilia begann zu frösteln. Ihre Kleidung war völlig durchnässt und klebte wie eine zweite Haut an ihr. Sehnsüchtig blickte sie zu dem Lagerfeuer auf der anderen Seite des Sees, an dem sich Jonathan und Smith wärmten.
„Ich wünschte, wir hätten auch ein Feuer, an dem wir uns wärmen könnten.“ Sie zitterte.
Giovanni nahm vorsichtig ihren Kopf, bettete ihn auf Gras und suchte nach einem Stück Holz und trockener Rinde. Beides fand er schnell.
„Was hast du vor?“, fragte sie verwundert.
„Ich mache uns ein Feuer.“
Er setzte den dünnen Stock mit der Spitze auf die flache Rinde, legte ihn zwischen die Handflächen und begann diese schnell zu reiben, damit sich der Stock drehte.
„Hast du keine Feuersteine mehr?“
Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Doch es gelang ihm trotz größter Mühe nicht, auch nur einen Funken zu erzeugen.
„Was mache ich nur falsch?“, grübelte er und nahm einen anderen Stock. Auch mit diesem konnte er keinen Erfolg erzielen. Zu allem Überfluss begannen seine Handflächen zu schmerzen, und er war gezwungen aufzugeben.
Mürrisch legte er sich neben Emilia. Sie ahnte, dass er sich in seiner Ehre verletzt fühlte. Jonathan und Smith war etwas gelungen, was er nicht zustande gebracht hatte. Und sowohl er – als auch Emilia – mussten einsehen, dass sie zumindest dann auf die anderen angewiesen waren, wenn sie nachts nicht frieren wollten. Doch beide besaßen zu viel Stolz, um diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen.
„Wir werden schon nicht erfrieren. Lass uns einfach eng zusammenrücken“, sagte Gio und schmiegte sich an Emilia. Beide merkten schnell, dass der kalte Boden ihnen trotz gegenseitiger Nähe die Wärme entzog. Da vernahmen sie plötzlich Schritte.
Verwundert hob Emilia ihren Kopf und blickte in Smiths Gesicht.
„Was willst du denn hier?“, fuhr sie ihn an, aber er blieb ruhig und hockte sich zu ihr.
„Jonathan und ich möchten euch zu uns ans Lagerfeuer einladen.“
„Verschwinde“, grollte Gio.
Smith blieb jedoch hartnäckig. „Bitte, Emilia, ich möchte meinen Fehler wiedergutmachen. Ich bereue, was ich tat. Jonathan und ich würden uns sehr freuen, wenn ihr uns Gesellschaft leisten würdet.“
Sie nickte verstehend. „Du gibst nicht so schnell auf, das rechne ich dir an. Es zeigt mir, dass es dir ernst ist.“ Nachdenklich wiegte sie den Kopf hin und her. Was brachte es, Smith ewig Vorwürfe zu machen? Er konnte das Vergangene nicht ändern. Doch zumindest jetzt verhielt er sich anständig. Und der Gedanke, sich am Feuer zu wärmen, war mehr als verlockend.
„Also gut, was mich betrifft, so nehme ich deine Einladung an.“
Smiths Züge erhellten sich. „Und was ist mit dir, Giovanni?“
„Meinetwegen“, murmelte dieser und setzte sich auf. Emilia war ihm dankbar, dass er keine Schwierigkeiten machte und über seinen Schatten sprang, obwohl auch er einen tiefen Groll gegen Smith hegte.
Gemeinsam liefen sie zum Lagerfeuer, wärmten sich an den Flammen und aßen gegrillten Fisch und Tenreks, die besser schmeckten als alles, was Emilia jemals zuvor gegessen hatte.
„Dass ihr Cassius entkommen seid, sehe ich. Was mich aber mehr interessiert ist die Frage, ob ihr den Schatz gefunden habt?“ Smith schaute neugierig von einem zum anderen und spießte einen gehäuteten Tenrek auf seinem Stock auf.
„Zu gegebener Zeit wirst du alles erfahren“, sagte Emilia in der Hoffnung, ihn damit vertrösten zu können. Sie war sich noch immer nicht ganz sicher, ob sie ihm vertrauen konnte.
„Zu gegebener Zeit? Wann wird das denn sein?“
„Du erfährst es als Erster“, sagte Gio grinsend und lutschte einen Tenrekknochen ab.
„Verstehe.“ Die Antwort schien Smith nicht zu befriedigen. Doch er wusste, dass er besser keine weiteren Fragen stellte, wenn er nicht einen erneuten Streit riskieren wollte.
Emilia legte sich mit vollem Bauch ins Gras, gerade weit genug vom Feuer entfernt, um noch dessen Wärme zu spüren. Müdigkeit suchte sie heim. Sie schloss die Lider und entschwand ins
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