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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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den hellen Sonnenschein hinaustrat, war ernüchternd. Die Besatzung der Chastity stand an der Reling und wurde von
    Piraten bewacht, die weit besser aussahen, als sie erwartet hatte.
    Sie waren sauber und ordentlich gekleidet im Gegensatz zu Captain Rogers Besatzung. Waren diese Männer tatsächlich Piraten? Keiner von ihnen war von einer Augenklappe verunstaltet! Und als sich die Frauen auf dem Deck drängten, verhöhnte sie keiner. Niemand griff nach ihnen oder machte auch nur eine anzügliche Bemerkung.
    Doch sie kleideten sich so auffällig, wie es Piraten eben tun. Lederwesten überwogen und wurden oft ohne Hemd getragen. Sie hatte noch nie in ihrem Leben so viele barbrüstige Männer gesehen . . . und auch nicht so viele mit schulterlangem Haar.
    Als sie jedoch ihre Waffen bemerkte, erstarrte sie. Messer mit geschnitzten Handgriffen glitzerten in ihren Händen, und einige hatten Pistolen in ihre Gürtel geschoben. Diese Waffen machten nur zu deutlich, warum die Männer hier waren.
    Doch noch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, befahl ein untersetzter bärtiger Mann mit einem Holzbein den Frauen, sich zum Bug zu begeben. Dort waren noch weitere Piraten, deren Anzahl die der Besatzung der Chastity bei weitem überstieg und vielleicht sogar auch die der Frauen.
    Als sich die Menge teilte, konnte sie zum ersten Mal einen Blick auf den Mann werfen, der nur der Captain der Satyr sein konnte.
    Er stand mit gespreizten Beinen da und hatte die Arme über dem am Hals offenen weißen Hemd und der Lederweste verschränkt. Seine ernste Miene betonte noch die harten Gesichtszüge. Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu, wie die Frauen das Deck nach und nach füllten.
    Warum war sie eigentlich überzeugt, dass er der Captain war? Er strahlte eine gewisse Überheblichkeit aus, die den anderen fehlte. Außerdem war er sehr groß. Und seine Kleidung war von feinster Qualität. Die graue Hose, die seine muskulösen Beine umspannte, war von exzellentem Schnitt, und sein Gürtel hatte eine mit Juwelen besetzte Schnalle.
    Mit kaltem, durchdringendem Blick schätzte er die Frauen ab, als ob er die Schwäche jeder einzelnen sofort herauszufinden versuchte.
    Und dieses Gesicht! Obwohl es sorgfältig rasiert war, sah es herausfordernd männlich aus, wobei die starken Brauen den kühnen Ausdruck noch verstärkten. Aber darüber hinaus wirkte er auch erschreckend bedrohlich. Was ließ ihn bloß so Furcht erregend aussehen? Vielleicht die sichelförmige Narbe, die seine vom Wind gerötete Wange unterteilte, und die kleine Schnittwunde am Ende seiner Braue, die gerade noch sein Auge verschont hatte. Vermutlich hatte der Säbel, der in seinem breiten Ledergürtel steckte, etwas damit zu tun.
    „Guten Tag, meine Damen“, sagte er mit deutlich amerikanischem Akzent, nachdem alle Frauen an Deck und die Luken geschlossen waren. Mit einem Lächeln, das den wilden Anblick ein wenig milderte, ließ er den Blick über die Menge gleiten und fügte hinzu: „Wir sind gekommen, um Sie zu retten.“
    Seine Worte kamen so unerwartet und waren so selbstgefällig geäußert, dass Wut in Sara hochstieg. Nachdem er die Frauen abschätzig gemustert hatte, besaß er die Unverfrorenheit, so etwas zu sagen!
    „Nennt man heutzutage Plünderung und Gewalt an Frauen so?“ stieß sie hervor.
    Ein entsetztes Raunen lief durch die Besatzung der Chastity, und die Frauen zogen sich von ihr zurück, als wollten sie sich von ihrer Begleiterin distanzieren. Sofort verdammte Sara sich für ihre spitze Zunge. Ach, damit war sie schon erledigt. Sie hätte ihn auch bitten können, sie mit diesem schrecklichen Säbel zu töten. Er war kein zivilisierter Lord und auch kein großmäuliger Captain, den sie ungestraft belehren konnte. Dieser Mann hatte keine Moral, keine Skrupel und würde ihr auch keine Gnade gewähren.
    Jetzt hatte er seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie konzentriert.
    Sie hielt den Atem an, als er sie mit unverschämtem Blick musterte und sich dabei jede Einzelheit einzuprägen schien, von ihrer Morgenhaube mit Spitzenbesatz bis hinunter zu den abgenutzten Schuhen aus Ziegenleder. Und dann stieß er zu ihrem Entsetzen ein hartes Lachen aus. „Plünderung, Gewalt an Frauen? Wer sind Sie eigentlich, mutige Frau, dass Sie so mit mir zu sprechen wagen?“
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Die Angst drängte sie, sich bei ihm zu entschuldigen und ihm zu sagen, dass sie eine Närrin sei. Doch ihr Stolz ließ das nicht zu. Noch hatte er nicht gedroht, sie

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