Der Piratenlord
protestierte sie ernsthaft und hob ihr hübsches Kinn noch ein wenig mehr an. „Falls Sie die Menschen zwingen .
„Warum sind Sie so hartnäckig? Machen Sie sich Sorgen darüber, dass Sie keinen Ehemann finden? Ist es das? Haben Sie Angst, dass niemand Sie haben will?“
Aus ihrem Gesicht wich alle Farbe. „Oh, Sie abscheulicher; verachtenswerter..."
„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Viele Männer auf diesem Schiff finden Sie reizvoll.“
Noch ehe sie ihn aufhalten konnte, zerrte er ihr die Haube vom Kopf und warf sie zu Boden. Als sie ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah und schneller zu atmen begann, spürte er; dass ihn ein wildes, heißes Verlangen überfiel. Braune Strähnen hingen lose aus ihrem Haarknoten. Und ihre Wimpern waren die längsten und schönsten, die er je gesehen hatte.
Wie wundervoll sie doch war! Pfirsichfarbene Lippen, eine hohe Stirn und eine zarte Haut mit einigen Sommersprossen. die ihr ein leicht schalkhaftes Aussehen verliehen. Er war ihr noch nie so nahe gewesen, und noch nie hatte er dieses schöne Gesicht so genau betrachten können
Seine Männer und er hatten in ihrer Piratenzeit viele Engländerinnen kennen gelernt. Und obwohl er einige von ihnen geküsst hatte, um ihre langweiligen Ehemänner zu ärgern, hatte er keine haben wollen. Jedenfalls nicht so, wie er diese hier haben wollte.
Dieser Gedanke erschreckte ihn zutiefst. Sie war nichts für ihn. Sollte doch einer seiner Männer sich diese kleine Hexe ins Bett holen und ihr Temperament und ihr hochmütiges Wesen ertragen.
Doch das gefiel ihm genauso wenig.
Er hätte sich jetzt von ihr entfernen sollen, doch er konnte es nicht. Nicht, bevor er nicht ein wenig mehr gesehen hatte. Wie gebannt entfernte er die Haarnadeln, bis ihr das Haar
über die Schultern fiel. Er fuhr mit den Fingern hindurch, bis ihm die Strähnen wie Seidenfäden durch die Finger glitten. So weich war es, so unglaublich weich. Wie lange war es her, dass er zuletzt solches Frauenhaar berührt hatte? Und wie lange war es her, dass er einer Frau so nahe gewesen war?
Er drehte sich eine kastanienbraune Locke um den Finger, und das schien sie aus ihrer Erstarrung zu befreien.
„Lassen Sie das“, flüsterte sie, während ein gequälter Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien.
„Warum?“ Er strich ihr das Haar über einer Schulter glatt und berührte dann ihre Wange. Wie wundervoll zart ihre Haut war.
Sie schnappte nach Luft, als er mit einem Finger die Konturen ihres Halses nachzeichnete. „Es . . . schickt sich nicht“, brachte sie stockend hervor.
Er lächelte amüsiert. „Das schickt sich nicht? Sie haben die Grenze zwischen Schicklichkeit und Unschicklichkeit in dem Augenblick überquert, als Sie die Chastity verlassen haben. Sie befinden sich auf einem Piratenschiff, erinnern Sie sich? Sie sind mit einem berüchtigten Piratenkapitän allein in seiner Kajüte . . . Sie haben Ihre schickliche kleine Haube verloren . . . und ich bin kurz davor, Sie zu küssen.“
Er bereute die Worte schon, als er sie aussprach. Er wusste, dass es ein Fehler war - nicht wegen der Empörung, die ihr im Gesicht stand. Es war gefährlich, sie zu küssen, weil sie nicht die richtige Frau für ihn war.
Doch er musste sie einmal schmecken. Nur ein wenig.
Und so presste er den Mund auf ihren und erstickte damit den Protest, den sie gerade hatte äußern wollen.
7. KAPITEL
Sara fühlte sich wie gelähmt. Seine Lippen berührten sanft ihre. Sein warmer Atem streifte ihre Wange. Dann glitt seine Zunge über die Konturen ihres Mundes, und sie fuhr schockier vor ihm zurück. Er hatte sie geküsst! Dieser Schurke besaß tatsächlich die Unverfrorenheit, sie derart zu liebkosen!
„Was ist los, Lady Sara?“ Seine Stimme klang rau. Seine Augen waren dunkel und blickten wissend drein. Er hob die Hand, umfasste damit ihr Kinn und berührte ihre Unterlippe mit der Kuppe seines Daumens. „Sind Sie noch niemals geküsst worden?“
Ein verräterisches Zittern durchlief sie, als er ihre Lippen mit dem Daumen streichelte. Sie versuchte angestrengt, entsetzt über ihn zu sein, doch es fiel ihr so schwer, zu denken, wenn er sie berührte. „Natürlich bin ich . . . schon geküsst worden.“
Zweifelnd zog er die Augenbrauen hoch. „Wer immer das auch gewesen war, er hat sie nicht davon überzeugt, wie begehrenswert Sie sind.“ Sein schwieliger Daumen folgte den schmaleren Kurven ihrer Oberlippe. „Wer war es? Irgendein Jüngling, der kaum die Schulzeit hinter
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