Der Piratenlord
keinen Vorteil einzuräumen. Sie hatte diese Lektion auf harte Weise lernen müssen.
Sie entriss ihm ihren Arm, straffte sich und sah Silas fest an. „Es bringt überhaupt nichts, wenn Sie mich ausschelten, Silas. Ich habe nichts Falsches getan. Jemand musste diesen . . . Schweinestall säubern, den Sie ein Haus nennen, und da Sie niemand darum zu bitten schienen . . .“
„Sie wollten das hinter meinem Rücken tun.“
Es klang so grollend, dass sie begriff, wie er das auffasste. „Nicht wirklich. Ich habe nur. . . gedacht, dass Sie es mehr schätzen würden, nachdem es erledigt worden ist.“
„Ach tatsächlich? Sie dachten, dass ich mich darüber freuen würde, wenn Sie meine Sachen herum werfen und sich darüber lustig machen?“
Sie wurde rot. „So war es nicht. Wir haben nur . . .“ Sie sprach nicht weiter, weil ihr klar wurde, dass sie ihm das nicht richtig erklären konnte. „Wir hatten nicht vor, Sie zu ärgern. Wir wollten Ihnen helfen . . . und . . . uns dafür erkenntlich zeigen, dass Sie so freundlich zu uns waren. “
„Zu uns?“
Ihre Röte vertiefte sich. „Zu mir.“
Das schien ihm zu denken zu geben. Er blickte sie einen Moment an, dann drehte er sich zu ihrer Überraschung um und durchquerte den Raum. Er nahm seine Pfeife von einem Brett herunter, füllte sie mit Tabak, zündete sie an und paffte einige Male, bis er sie in seine rechte Hand nahm. Der scharfe Tabakgeruch erfüllte den Raum. Als er sie wieder ansah, schien sein Ärger verflogen zu sein.
„Noch nie bin ich einer Frau begegnet, die sich so sehr in alles einmischt wie Sie, Louisa Yarrow.“ Während er an seiner Pfeife zog, ließ er sie nicht aus den Augen. „Mich verwirrt, dass Sie sich ausgerechnet in mein Leben einmischen, da es doch auf dieser Insel genügend andere Männer gibt, die Sie belästigen könnten.“
„Ich halte das nicht für eine Belästigung.“
Er ignorierte ihre Bemerkung. „Warum ich, Louisa? Warum bin ich der einzige Mann?“
Unter seinem durchdringendem Blick wurde ihr unbehaglich. Sie wandte sich ab und begann, seine schmutzigen Kleidungsstücke aufzusammeln. „Ich wollte nur dafür sorgen, dass wir zur Abwechslung etwas Anständiges zu essen bekommen. Sie müssen doch zugeben, dass Sie nicht der beste Koch sind, Silas.“
Er protestierte nicht gegen diese Beleidigung, wie er es bei jedem anderen normalerweise getan hätte. Zu ihrem Entsetzen sagte er: „Ja, es ist wahr. Ich habe für unseren Captain als Seemann gearbeitet, bis ich mein Bein verlor, und deshalb findet er sich auch mit meinen Kochkünsten ab.“
Das hatte sie nicht gewusst, und es änderte ihre Meinung von Captain Horn ein wenig.
„Doch das beantwortet nicht meine Frage“, fuhr Silas fort. „Sie wissen kaum mehr vom Kochen als ich. Ich hörte, dass Sie in England als Gouvernante gearbeitet haben und nicht als Köchin.“
„Das stimmt. Doch in den Jahren, in denen ich für den Duke of Dorchester gearbeitet habe, habe ich mich . . . auch für das Kochen interessiert. Ich habe viel Zeit in der Küche verbracht. “Ja, sehr viel Zeit. Denn das war der einzige Ort gewesen, an dem Harry sie nicht allein erwischen konnte, der einzige Ort, an dem sie vor seinen Annäherungsversuchen sicher
gewesen war. Dass sie dabei auch ein wenig über das Zubereiten von Mahlzeiten lernte, war nur ein netter Nebeneffekt gewesen.
, „Ich bin noch immer überzeugt davon, dass Sie mir nicht alles erzählen. Ich habe Sie oft gescholten, und das scheint Ihnen alles nichts auszumachen. Warum fürchten Sie sich nicht vor mir wie alle anderen?“
„Weil ich weiß, dass Sie mir nicht wehtun würden!“ sprudelte sie heraus und wünschte gleich darauf, sie hätte es nicht gesagt. Warum stellte er ihr bloß all diese unangenehmen Fragen?
„Aha. Ich dachte mir schon, dass es etwas damit zu tun haben könnte.“ Als Louisa ihn überrascht anschaute, fuhr er fort: „Wer hat Ihnen wehgetan? Welcher Mann hat Ihnen so wehgetan, dass Sie sich nur bei einem Mann sicher fühlen, von dem Sie glauben, dass er sie nicht in sein Bett zerren würde?“
Ihr Gesicht wurde dunkelrot. „Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen.“
Er legte seine Pfeife mit finsterer Miene ab. „Doch, das wissen Sie. Ich habe darüber nachgedacht. Der einzige Grund, warum eine Frau wie Sie mich Barnaby vorzieht, ist der, dass sie nicht möchte, dass ein Mann sie berührt.“
Sie hatte es sich nie eingestanden. Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht. Doch tief in
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