Der Piratenlord
übermorgen nach Atlantis zurückkehren.“
„Aber nicht Petey.“
„Nein,“, sagte Louisa mit ruhiger Stimme, „nicht Petey.“ Sie war noch immer überrascht darüber, dass Petey Ann so bereitwillig verlassen hatte. Sie hatte sich immer für eine gute Menschenkennerin gehalten, und er hatte auf sie nie den Eindruck eines Mannes gemacht, der einfach davonläuft.
„Da Petey jetzt fort ist“, sagte Ann, „wen wird Miss Willis deiner Meinung nach nun zum Ehemann auswählen?“
„Ich weiß es nicht. Sara verabscheut alle Piraten.“
„Nicht alle. Sie mag den Captain. Ich vermute, dass er der einzige Mann ist, der für sie infrage kommt.“
Louisa stand gebeugt da und schob gerade einige Bananenschalen auf eine Kehrschaufel. Doch jetzt richtete sie sich auf und blickte Ann überrascht an. „Captain Horn und Sara? Bist du verrückt geworden? Sara hasst den Captain.“
Ann schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht, Louisa. Sie kämpft zwar mit ihm, aber ich glaube, dass sie sich auch nach ihm sehnt. Und es ist ganz offensichtlich, dass sie ihm gefällt.“ Louisa kehrte weitere Abfälle auf die Schaufel. „Oh, natürlich. Deshalb hat er ja in der Nacht, in der wir angekommen sind, Queenie zu sich gerufen . . .“
„Aber er hat sie nicht angerührt. Ich habe gehört, wie Queenie den anderen alles erzählt hat. Er hat sie zu Mr. Kent geschickt. Und ich bin ganz sicher, dass dies etwas mit Miss Willis zu tun hatte.“
Louisa blieb auf dem Weg zu Silas Bett unvermittelt stehen. Sara und Captain Horn? Was für ein entsetzlicher Gedanke! Das konnte doch nicht gut gehen zwischen den beiden. Wenn Sara glaubte, dass sie mit diesem Piratenkapitän auskommen würde, irrte sie sich gewaltig. Er gehörte zu den Männern, die Frauenherzen brachen. „Wenn du damit Recht hast, dann haben sie das gut vertuscht. Er scheint ihr aus dem Weg zu gehen, und sie verhält sich genauso.“
„Ja, aber sie beobachten sich heimlich gegenseitig. Als sie einmal über etwas gelacht hat, was Mr. Kent sagte, hat Captain Horn die beiden wütend angesehen. Kurz danach hat er Mr. Kent aufgetragen, er solle mit den anderen Männern Holz von der anderen Seite der Insel holen. Der Captain hat Gefallen an ihr gefunden, und ich glaube, dass es umgekehrt bei ihr genauso ist.“
„Oh, ich hoffe so sehr, dass du dich irrst. Er ist nicht der richtige Mann für sie.“
„Da bin ich gar nicht so sicher.“ Ann beugte sich herunter und hob einen Zinnkrug auf, der unter dem Tisch lag. „Er ist nicht ganz so schlimm, wie du vielleicht annimmst. Er war sehr nett zu mir, als wir uns einmal unterhielten. Wenn man ihn näher kennt, ist er gar nicht so übel.“
„Das ist genau das, was ich vermeide. Ich will ihn gar nicht kennen lernen“, meinte Louisa, als sie die Betttücher von der Schlafmatte zog. Captain Horn ängstigte sie zu Tode. Für sie ähnelte er viel zu sehr Harry, dem Sohn ihres letzten Dienstherrn. Obwohl sie noch nicht gesehen hatte, dass Captain Horn jemandem wehgetan hatte, glaubte sie dennoch, dass er sehr verletzend sein konnte.
Und sie ertrug es auch nicht, sich Sara in den Armen dieses harten Mannes vorzustellen. Es war ihr egal, was Ann gesagt hatte, der Gedanke allein war schrecklich. Sobald sie Sara das nächste Mal allein antraf, würde sie ihr kräftig den Kopf zurechtrücken.
Plötzlich gab Ann von der anderen Seite des Raums einen Laut der Verwunderung von sich. „Meine Güte, was ist denn das?“ Sie stellte den Zinnkrug beiseite, den sie noch in der Hand hielt, und hob eine große Holzschnitzerei auf, die halb unter einem zusammengeballten Paar übel riechender Strümpfe versteckt gewesen war.
Louisa betrachtete die Schnitzerei und sagte schulterzuckend: „Es sieht aus wie eine geschnitzte Frau.“
„Ja, aber mit solch großem . . . ich meine, hast du schon jemals eine Frau mit. . . mit. . .“
„Busen“, sagte sie trocken. „Du kannst das Wort ruhig aussprechen.“
Sie nahm Ann die Schnitzerei ab und drehte sie hin und her. Die Frau hatte wirklich im Vergleich zu ihrem Körper übergroße Brüste. Sie waren so groß wie Kürbisse, und sie passten genau zu den Pobacken, die auch riesig waren. Louisa betrachtete auch genau den kleinen Kopf und die kleinen Füße. Den Stil erkannte sie von Bildern wieder, die sie in Büchern gesehen hatte. „Ich vermute, dass das aus irgendeiner Region in Afrika kommt, wo sie Fruchtbarkeitsgöttinnen verehren.“ Ann sah sie verwirrt an.
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