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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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schießen. Unzählige Male hatte er bei der Jagd Tiere aus mehr als fünfzig Meter Entfernung erlegt, jetzt wollte er beweisen, dass sein Onkel ihn nicht umsonst für diese Arbeit empfohlen hatte.
    Er stützte den hölzernen Kolben seiner Flinte gegen seine rechte Schulter, atmete tief durch und drückte ab. Er sah, wie die Dose mit voller Wucht vom Baumstumpf geschleudert wurde und atmete stolz und erleichtert auf. Auch Tonho traf. Also wurde die Dose in fünfunddreißig Meter Entfernung aufgestellt. Júlio würde zuerst schießen. Bis jetzt hatte er aus dem Stand geschossen, und weil er es vom Jagen gewohnt war, fragte er Marra, ob er sich hinknien dürfe. »Solange du triffst, kannst du meinetwegen im Kopfstand schießen«, antwortete der Offizier, alle lachten. Der Junge stützte sein linkes Knie auf der Erde und den rechten Ellbogen auf dem rechten Oberschenkel ab. Er kniff das linke Auge zu und nahm die Dosenmitte ins Visier. Ohne zu wissen warum, erinnerte er sich wieder daran, wie er vor acht Monaten Amarelo erschossen hatte.
    Er sah die blutüberströmte Leiche des Fischers vor sich. Das Dickicht des Waldes, das wie eine grüne Wand im Hintergrund emporragte, ließ ihn an den Schauplatz des Mordes denken. Er musste sich schnell beruhigen, denn ihm war klar, dass er in diesem Zustand nicht treffen würde. Doch je mehr er sich bemühte, umso angespannter wurde er. Nachdem er ein paar Minuten kniend auf die Dose gestarrt hatte, sagte Tonho mit seiner schrillen, näselnden Stimme, mit der er das »m« wie ein »b« aussprach: »Himmel! Der Junge vergeigt es.« Júlio wollte sich zusammenreißen, aber er konnte nicht anders, er ließ die Flinte fallen und brach in schallendes Gelächter aus. Tonho stand kaum zwei Meter hinter dem Jungen, ihm gefiel die Sache gar nicht. »Lachst du über mich? Lachst du etwa über mich?«, fragte er. Aber Júlio konnte nicht aufhören. Er lag gekrümmt auf der Erde und hielt sich den Bauch. Die übrigen Männer grinsten.
    »Soll der Schwachkopf nur lachen, dann schieße ich eben zuerst.« Tonho bückte sich, um die Flinte aufzuheben.
    »Nein, ich schieße zuerst«, sagte Júlio, streckte den Arm aus und griff nach der Waffe, ohne aufzuhören zu lachen.
    Tonhos Art zu reden war so komisch, dass Júlios Gedanken an seinen ersten Mord wie verflogen waren. Noch immer grinsend, aber beherrscht, nahm er seine Stellung wieder ein. Er zielte auf die Dose und schoss. Getroffen! »Der Junge ist wirklich gut. Cícero hatte Recht«, hörte er Marra hinter sich und genoss das Lob. Tonho, den das Feixen der Kameraden nervte, nahm die Waffe, zielte und schoss. Die Dose bewegte sich keinen Zentimeter. »Alles nur wegen diesem nervtötenden Idioten«, beschwerte er sich. »Was für ein…« Bevor er den Jungen weiter beschimpfen konnte, unterbrach ihn Marra:
    »Es reicht, Leute. Hört jetzt genau zu. Julão trifft am besten, das ist bewiesen. Deshalb wird er es auch sein, der im Fall des Falles den ersten Schuss abgibt.«
    »Aber, Delegado…«, maulte Tonho.
    »Keine Diskussion, Tonho. Es ist beschlossen und basta. Und wehe dem, der nicht pariert. Wenn Julão nicht trifft, bekommt jeder von euch seine Chance. Und jetzt soll keiner meckern oder ein Gesicht ziehen. Wir müssen zusammenhalten.«
    Júlio hörte zu, schaute zu Boden und war stolz.
    Nach dem Wettstreit frühstückten sie und verließen dann die Hütte des Bauern, dem Marra befahl: »Sag den Leuten von der Armee, dass ich morgen am frühen Nachmittag einen Helikopter brauche. Wenn wir nicht bei deiner Hütte sind, sollen sie uns im Wald suchen.« Mineiro stellte keine Fragen, und Júlio hörte schweigend zu. Dann war er aber doch neugierig, was Marra vorhatte.
    »Mein Fuß bringt mich noch um, Julão. Ich will nicht noch einmal zwei Tage lang durch die Wälder ziehen müssen. Mit dem Helikopter kommen wir schneller und viel bequemer nach Xambioá«, erwiderte Marra.
    »Und wenn ich lieber mit dem Boot zurückfahren will, dürfte ich das?«, fragte der Junge. Marra grinste.
    »Natürlich, du kannst tun und lassen, was du willst. Aber ich versichere dir, es ist völlig ungefährlich. Vertrau mir.«
    »Ich weiß nicht, Delegado, wirklich nicht.«
    »Außerdem … wer weiß, ob der Helikopter überhaupt kommt. Möglicherweise kann Mineiro die Nachricht nicht übermitteln, oder es steht am Ende gar kein Helikopter zur Verfügung.«
    »So Gott will.«
    Für den Fall, dass sie im Urwald übernachten müssten – was sich keiner wünschte –,

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