Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders
deinen Auftrag!«, unterbrach Cícero streng. »Seit wann muss man dir sagen, was du zu tun hast? Los, finde den Trottel und mach ihn kalt.«
Júlio nickte. Er wunderte sich, dass Índio gar nichts sagte. Als wäre er überhaupt nicht anwesend.
Sie aßen Dörrfleisch mit Reis und Bohnen. Aus einem Styroporkarton holte Índio Cola für seine Gäste. Er würde zwar lieber Bier trinken, sagte er, aber Major Curió 3 habe Alkohol in Serra Pelada strikt verboten. Dann führte Paraíba Júlio zur Bank, die in einer abgetakelten Holzhütte untergebracht war, und wies auf die Imbissbude. Júlio kauerte sich auf die Erde, während Paraíba zur Bude ging, aber Baiano war bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Ein gutes Zeichen.
»Dann kommt er bestimmt bald«, sagte Paraíba und ging.
Júlio starrte zum Imbiss hinüber. An einem Holztisch spielten vier Männer auf Hockern Domino, andere umringten sie und sahen zu. Es war ein dauerndes Kommen und Gehen, sodass er sich Sorgen machte, er würde den Zeitpunkt verpassen, an dem João Baiano hineinging. Júlio trug einen großen Strohhut und hatte zwei Hemden übereinander angezogen. Nach der Tat würde er das obere, schwarze Hemd ausziehen und nurmehr das weiße Hemd mit blauen Streifen tragen. Während er wartete, dachte er darüber nach, wie er den Auftrag erledigen würde. Es wäre ziemlich unklug, João Baiano hier, unter so vielen Leuten, zu töten. Er würde versuchen, ihn an einen einsamen Ort zu locken. Nach allem, was er bisher von Serra Pelada gesehen hatte, war die Goldgräberschlucht am besten geeignet, denn sie lag etwa zweihundert Meter von den nächsten Hütten entfernt. Niemand ging nachts dorthin. Er würde den Kerl erschießen, seine Leiche in die Tiefe stoßen und in der Dunkelheit verschwinden.
Er wartete nun schon sehr lange. Deshalb beschloss er, zum Imbiss zu gehen. Er prüfte den Sitz seines Revolvers im Hosenbund und bestellte eine Cola. Nach einem großen Schluck fragte er nach João Baiano.
»Junge, hier muss es an die zehn João Baianos geben. Allein ich kenne schon drei«, sagte der Mann an der Theke.
»Der, den ich suche, ist ein kräftiger Schwarzer, glatzköpfig und ein bisschen kleiner als ich, er hat einen Goldzahn«, sagte Júlio und schob sich den Hut tiefer ins Gesicht.
»Ich weiß, wen du meinst. Der ist heute nicht hier gewesen. Hat jemand den Schwarzen Baiano gesehen?«, rief der Mann. Keiner.
Júlio verließ den Imbiss und fragte die Vorübergehenden nach João Baiano. Endlich kannte einer den Garimpeiro und er wusste sogar, wo er war.
»Dahinten ist er, siehst du?«, sagte er und zeigte auf einen muskulösen Schwarzen, der fast keine Haare mehr auf dem Kopf hatte und sich in die entgegengesetzte Richtung entfernte.
»Der mit dem roten Käppi und dem grünen Hemd. Siehst du ihn?«
»Vielen Dank«, antwortete Júlio und rannte seinem Opfer hinterher, in der linken Hand den Hut, in der rechten den Revolver, den er an die Hose gepresst hielt. Etwa zehn Meter von João Baiano entfernt verlangsamte er seine Schritte und schlenderte gemächlich weiter, während er versuchte, ruhig zu atmen.
Als er nah genug herangekommen war, fragte er: »He Kamerad, bist du João Baiano?«
»Ja, der bin ich. Was gibt’s?«
»Ich möchte mir einen Goldzahn zulegen und man sagte mir, du wüsstest, wer mir einen machen kann.«
»Nichts einfacher als das. In Marabá gibt’s jede Menge Zahnärzte, die dir das problemlos machen.«
»Du hast auch einen Goldzahn, oder?«
»Nicht nur einen, sondern drei«, verkündete Baiano und sperrte seinen Mund auf. In der unteren Zahnreihe hatte er rechts und links einen Backenzahn vergoldet, und oben rechts den Eckzahn.
Júlio hatte also den richtigen Mann gefunden. Um ihn aus dem Trubel der vielen Menschen zu locken, erzählte er, dass er gerade erst in Serra Pelada angekommen sei, und bat Baiano, ihm die Siedlung zu zeigen. Baiano wollte nicht, er sei den ganzen Tag unterwegs gewesen und müsse jetzt auf schnellstem Weg nach Hause, sich ausruhen. Aber Júlio ließ nicht locker und fragte, ob er ihm nicht wenigstens die Stelle zeigen könnte, wo das Gold geschürft wurde.
»Ich bin so müde, ich fall um, bevor wir dort angekommen sind«, sagte Baiano und lachte.
»Lass uns trotzdem hingehen, ich will es ja nur sehen. Dann können wir gleich wieder umkehren«, bettelte Júlio.
»Es geht wirklich nicht. Wenn du willst, bringe ich dich morgen hin, tagsüber. Aber jetzt geh ich nach Hause.«
»Zeig mir wenigstens,
Weitere Kostenlose Bücher