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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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Pfad über die großen terrassenartig angelegten Erdsockel im Steilhang zum Kraterrand. Andere nahmen die bis zu einen Meter breiten und neunzig Meter langen Hängeleitern, die bis auf den Grund reichten. Eine dieser Leitern hätten die Goldwäscher Tschüss Mama getauft, erzählte Paraíba.
    »Was für ein lustiger Name«, grinste Júlio.
    »Mag sein, dass er lustig klingt, aber dahinter steckt das reinste Elend«, sagte Paráiba.
    »Warum das?«
    »Na, sie nennen sie so, weil ab und an einer da runterfällt. Und das, mein Lieber, ist der sichere Tod.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber klar. Stell dir vor, wie einer neunzig Meter tief in dieses erbärmliche Loch fällt. Zwei bis drei sterben so jeden Monat.«
    Júlio wusste nun, wie er João Baiano töten würde, ohne Aufsehen zu erregen. Er würde den Augenblick nutzen, wenn der Garimpeiro auf der Leiter Tschüss Mama war und ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Im Lärm der Arbeiten würde der Schuss untergehen, und alle würden glauben, dass João Baiano hinuntergestürzt sei. Kein Problem also. Bis sie entdeckten, dass der Goldsucher hingerichtet worden war, wäre Júlio schon längst über alle Berge. Das einzige Problem war, den Trottel zu finden. Sie standen nun seit fast einer halben Stunde am Krater, und von João Baiano keine Spur. Júlio zweifelte daran, in diesem Ameisenhaufen überhaupt eine Menschenseele zu erkennen. Alle sahen gleich aus, mit ihren lehmverdreckten Körpern und den Säcken über den Schultern, und nur hier und da trug einer keinen Hut. Aber Paraíba war sich sicher, dass er João Baiano erkennen würde.
    Sie verließen den Krater und liefen durch die Siedlung. Júlio wollte wissen, warum Índio João Baiano töten ließ. Paraíba erzählte, dass Baiano einer von neun Schürfern sei, die für Índio arbeiteten und für einen Monatslohn von zehntausend Cruzeiros alles Gold, das sie fanden, beim Boss abgeben mussten. Doch João Baiano habe einen Goldklumpen von dreißig Gramm gefunden, den er für siebenundzwanzigtausend Cruzeiros verkaufen konnte, da wollte er den Boss austricksen. Er erzählte es niemanden und behielt den Klumpen für sich. Allerdings bekam einer der anderen Schürfer davon Wind und verriet ihn an den Boss.
    »Das ist doch fast nichts neben dem Vermögen, das Índio sowieso schon hat«, sagte Júlio.
    »Es geht nicht ums Geld. Es geht darum, dass sich so etwas schnell herumspricht. Keiner sagt was, aber alle wissen, was João Baiano vorhatte. Wenn der Boss nichts dagegen unternimmt, geht die Moral flöten. Dann denkt jeder, der für ihn arbeitet, dass er Gold klauen könnte. Darum musst du ihn umlegen, klar?«
    Es wurde bereits dunkel und die Männer kamen aus der Mine, um sich zu waschen. In den Hütten gab es kein fließend Wasser, und so duschten sie sich in Gruppen von zwanzig bis dreißig Männern unter Rohren, die aus einem artesischen Brunnen 2 ragten. Immer mehr Schlamm rann über die Straße, und nach und nach wurden die Gesichter und Körper der Garimpeiros erkennbar, befreit von ihrer dicken Schmutzschicht. Júlio konnte sich keinen Reim daraus machen, warum die Männer so fröhlich waren. Sie sangen, pfiffen, blödelten herum. Vielleicht weil sie darauf hofften, irgendeines Tages den Fund ihres Lebens zu machen. Wie Índio.
    Paraíba fragte einen Kerl, der sich gerade mit seinem Hemd abrubbelte, ob er wüsste, wo João Baiano sei.
    »Er ist schon früh aus der Mine hoch, gleich nach Mittag. Er sagte, er hätte Bauchschmerzen. Und dann kam er nicht mehr runter«, antwortete der Mann, während er sich weiter den Kopf abrubbelte.
    Es war früher Abend, als Júlio und Paraíba zu Índios Hütte zurückkehrten, ohne João Baiano gefunden zu haben. Trotzdem, Júlio sollte noch in derselben Nacht den Auftrag ausführen. Und obwohl er nicht wusste, wer der Kerl war, den er töten sollte, konnten Cícero und Paraíba ihn überzeugen, dass er ihn leicht erkennen würde.
    »Er ist schwarz und kräftig, ungefähr einen Meter siebzig groß und beinahe kahl. In der oberen Zahnreihe links hat er einen Goldzahn«, sagte Paraíba.
    Júlio schrieb alles in sein Heft und las es wieder und wieder, um sich jede Einzelheit einzuprägen, bis er den Kerl förmlich vor sich sah. Paraíba sagte, dass er João Baiano vermutlich in einem Imbiss antreffen würde, der sich in der Nähe der Bank befand, wo die Schürfer ihr Gold verkauften.
    »Er taucht jeden Abend dort auf, um zu essen und Domino zu spielen.«
    »Und dann?«
    »Dann erledigst du

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