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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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den Neffen mit einer Umarmung zu begrüßen.
    Índio, der immer noch schwieg, nahm einen Hocker und warf ihn Júlio vor die Füße, der mit einem Sprung nach hinten auswich. Índio forderte ihn auf, sich zu setzen und zu berichten, wie er João Baiano erledigt hatte. Während er seinen Durst mit einer Cola löschte, schilderte Júlio ausführlich, wie er es angestellt hatte. Er prahlte, wie listig er das Opfer zur Goldmine gelotst hatte.
    »Und Baianos Körper liegt jetzt da unten?«, fragte Índio.
    »Ja. Ich habe den Kerl reinfallen sehen und bin mit einem Affenzahn davon«, antwortete Júlio.
    Índio erhob sich, ging unablässig hin und her und strich sich durch das glatte schwarze Haar. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Obwohl Júlio nicht wusste, wo das Problem sein sollte, sagte auch er lieber nichts. Dann blieb Índio abrupt stehen, mit dem Rücken zu den anderen, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick starr auf den Urwald gerichtet, und sagte ernst:
    »Ihr müsst zur Grube gehen und seine Leiche da rausholen.«
    »Jetzt gleich?«, fragte Paraíba.
    »Nein, nächsten Monat… Natürlich sofort, du Idiot!«, schrie Índio, ohne sich umzusehen.
    »Aber warum denn?«, fragte Júlio.
    Da drehte sich Índio um mit einem Blick, der Júlio erstarren ließ. Die Leiche von João Baiano in der Goldmine würde am nächsten Tag, mit einer Kugel im Kopf, gefunden werden, sagte er. Major Curió würde sofort die Polizei alarmieren und versuchen herauszufinden, wer den Mann umgebracht hatte. Er glaube zwar, dass die Untersuchung ins Leere laufen würde, aber er wolle nicht das Risiko eingehen, dass sein Name in irgendeinen Zusammenhang mit der Hinrichtung gebracht wurde.
    »Darum müsst ihr ihn da rausholen und weit weg bringen, irgendwohin, wo ihn niemand findet«, sagte er.
    »Und wie machen wir das, Chef?«, fragte Paraíba.
    »Nehmt den Pickup, fahrt zum Fluss und schmeißt den armen Teufel rein«, sagte Índio, zog den Schlüssel seines F1000 aus der Hosentasche und gab ihn Paraíba.
    Cícero blieb sitzen. Er sagte kein Wort. Júlio gefiel nicht, dass sein Onkel sich nicht einmal anbot, mitzukommen.
    Fünf Minuten später schon parkten sie den Pickup am Rande des Kraters und stiegen vorsichtig im Licht einer Taschenlampe, die Paraíba hielt, den Abhang hinunter. Júlio war zum ersten Mal dort, im Herzen der größten Tagebau-Goldmine der Welt. Sie gingen im Zickzack, der Weg dehnte sich endlos. Paraíba entdeckte João Baianos’ Körper zehn Meter über der Sohle. Er war kopfüber auf einem Felsvorsprung aufgeschlagen, sein Gesicht war entstellt, ein offener Bruch am rechten Arm war zu erkennen. Sein Kopf lag in einer dunkelroten Masse, die sich über den Schlamm ausbreitete.
    Paraíba fasste die Leiche bei den Handgelenken, Júlio an den Knöcheln. Nach nicht einmal zwanzig Metern brach Baianos Armknochen vollends durch. Erschrocken ließ Júlio den Toten zu Boden fallen. Ekel stieg in ihm auf, er biss die Zähne zusammen und fasste wieder zu. Sie setzten ihren Aufstieg fort, Paraíba hatte den Toten nun unter den Achseln gepackt, die Taschenlampe hielt er zwischen den Zähnen. Es war drückend heiß. Júlio rann der Schweiß über die Stirn, aber er wollte sich nicht mit der schmutzigen Hand, mit der er den Toten berührt hatte, übers Gesicht wischen. Fünf Meter, bevor sie den Kraterrand erreichten, hielt Paraíba inne, um zu schauen, ob die Luft rein war. Es war niemand zu sehen. Sie beeilten sich, die Leiche auf die Ladefläche des Pickups zu werfen. Dann nahmen sie einen schmalen Pfad in den Dschungel und fuhren dreißig oder vierzig Minuten bis sie das Ufer des Rio Parauapebas erreichten. Dort zogen sie ihre Kleidung aus und zerrten die Leiche in den Fluss. Als ihnen das Wasser bis zur Hüfte ging, überließen sie den Toten der Strömung. Dann badeten sie und ruhten sich etwas aus. Als sie wieder zurückkamen, war Índio alleine. Cícero war unterwegs, um einen weiteren Auftrag auszuführen.
    »Dein Onkel kommt wohl erst morgen zurück. Du kannst hier oder bei Paraíba übernachten«, sagte Índio.
    »Ich glaube, ich übernachte tatsächlich bei Paraíba«, antwortete Júlio.
    Am nächsten Morgen erwachte Júlio von einem ungeheuerlichen Lärm. Índio trat wie wild gegen die Holztür von Paraíbas Hütte. Er war außer sich. Als Júlio aus seiner Hängematte kletterte, stand Paraíba, die Hände hinter dem Rücken, vor seinem Boss, den Kopf zu Boden gesenkt.
    »Was habt ihr denn jetzt wieder für

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