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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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Es gibt Leute, die arbeiten einen ganzen Monat für weniger«, sagte Cícero, wie immer, wenn sein Neffe sich über das Honorar beklagte.
    Die Reise von Imperatriz nach Brasília verlief ruhiger als Júlio gedacht hatte. Er reiste zum ersten Mal mit einem Flugzeug. Als er den Amazonaswald von oben sah, waren die Angst und die Anspannung, die er beim Start noch gespürt hatte, verflogen und der Faszination gewichen. Der Rio Tocantins, der sich durch den Urwald schlängelte, und diese Unendlichkeit des Waldes war das Schönste, das er in seinem Leben gesehen hatte. Die Häuser sahen von oben wie Spielzeug aus. Er drückte sein Gesicht ans Fenster und dachte an seine zwar einfache, doch glückliche Kindheit. Eine Zeit, in der er nichts weiter zu tun hatte, als im brackigen Wasser des Tocantins zu baden, durch den Urwald zu streifen und für das Essen der Familie zu jagen. Das war ein Leben gewesen. Doch nun war er einundreißig Jahre alt und hatte nichts anderes gelernt, als zu töten.
    Als er in Brasilia ausstieg, sah er einen hellhäutigen Mann mit grauen Haaren, der ein Papier mit der Aufschrift »Jorge« hochhielt. Wie in Serra Pelada benutzte Júlio den Namen seines Vaters als Pseudonym. Der Mann stellte sich als jener Genésio vor, von dem Cícero gesprochen hatte. Sie stiegen in Genésios Auto, einen roten Ford Belina, und fuhren nach Carmo do Rio Verde. Sechs Stunden waren sie unterwegs, zwischendurch hatten sie eine kurze Rast in einem Restaurant an der Straße gemacht. Genésio redete nicht viel. Einmal sagte er, er fände es übertrieben, dass der Bürgermeister jemanden aus Maranhão kommen ließ, um Nativo zu töten.
    »Ich könnte das gut selber erledigen«, sagte Genésio beim Essen.
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«, fragte Júlio.
    »Der Bürgermeister sagt, es sei sicherer, wenn es jemand von außerhalb macht, damit kein Verdacht auf ihn fällt.«
    »Ich glaube, da hat er recht.«
    »Kann schon sein, aber ich könnte das Geld, das du bekommen hast, gut gebrauchen.«
    »Aber ich habe noch gar kein Geld bekommen.«
    »Unmöglich. Der Bürgermeister hat gesagt, dass er im Voraus bezahlt hat.«
    »Er hat schon bezahlt, aber an den Typen, mit dem ich zusammenarbeite. Ich werde das Geld erst bekommen, wenn ich wieder in Imperatriz bin.«
    Sie erreichten Carmo do Rio Verde gegen fünf Uhr nachmittags und fuhren direkt zum Haus von Genésio, der sich ausruhen wollte. Doch Júlio wollte keine Zeit verlieren und wissen, wo Nativo wohnte und wo die Gewerkschaft der Landarbeiter war. Genésio beruhigte ihn, er müsse sich keine Sorgen machen, es sei bereits alles vorbereitet. Eine halbe Stunde später hielt ein blauer VW-Käfer vor dem Haus. Am Steuer saß ein schlanker, schwarzer junger Mann, der sich als Pelé vorstellte. Sie fuhren bis zur Zentrale der Gewerkschaft, vor der Nativos beigefarbener Käfer auf der unbefestigten Straße stand. Seine Wohnung war nur etwa zwei Kilometer entfernt. Im Gespräch mit Pelé erfuhr Júlio, dass Nativo dreiunddreißig Jahre alt war, verheiratet und zwei kleine Kinder hatte. Er sei ein unauffälliger Mensch, der das Haus nur verließ, um in die Gewerkschaftszentrale zu gehen oder zu Versammlungen der Landarbeiter. Also, überlegte Júlio, würde er den Gewerkschafter am besten auf dem Heimweg töten. Er würde ihn genau in dem Augenblick erschießen, in dem er sein Auto vor seinem Haus parkte. Und es sollte noch am selben Abend geschehen.
    Sie fuhren wieder zu Genésio zurück, der ihnen sagte, dass die Heimreise bereits organisiert sei. Nachdem er Nativo getötet hatte, würde man Júlio in einem Krankenwagen der Stadtverwaltung zurück nach Brasília fahren. Dort sollte er dann den ersten Bus nach Imperatriz nehmen. Die Rückfahrt mit dem Omnibus sei eine Entscheidung des Bürgermeisters, der Geld sparen wolle. Die Einladung zum Abendessen schlug Júlio aus, er wollte vor Nativo bei dessen Wohnung sein. Pelé setzte ihn dort ab und verschwand. Júlio hockte sich auf den Boden und wartete, fünfzig Meter vom Haus seines Opfers entfernt. Es war schon fast sieben Uhr, als das Auto des Gewerkschafters um die Ecke bog. Júlio setzte den Strohhut auf, stand auf, überquerte langsam die Straße und ging bis zum Haus. Als das Auto zum Stehen kam, zog er seinen Revolver aus dem Hosenbund. Er war nun noch etwa zwanzig Meter von seinem Opfer entfernt. Doch er wollte näher heran, um ihn sicher in den Kopf zu treffen.
    Nativo ging langsam auf seine Haustür zu. Auf der

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