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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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er mit den Auftraggebern. Aber das hätte er besprechen müssen. Außerdem: Er trug das Risiko und die Last all der Toten auf seinem Gewissen, und Cícero strich den Großteil des Geldes ein. Halbe Halbe wäre schon ungerecht, wenn aber stimmte, was Genésio ihm gerade erzählt hatte, bekam er zwei Millionen und der Onkel behielt vier. Umso schlimmer, da er noch mit dem Onkel darüber gesprochen hatte, dass er die Summe ein bisschen dürftig fand für den Mord an einem Gewerkschaftsführer, der doch als einer der teuersten galt. Er wollte seinen Onkel so schnell wie möglich zur Rede stellen.
    Vierundzwanzig Stunden später war er wieder in Imperatriz. Vom Busbahnhof ging er direkt zum Haus seines Onkels.
    »Bist du heute gar nicht in der Kaserne?«, fragte er.
    »Nein, ich habe heute frei.«
    »Du hast immer frei.«
    »Was ist los, Junge? Was machst du für ein Gesicht?«, fragte Cícero, ohne vom Sofa aufzustehen.
    »Ich habe immer gedacht, dass wir Freunde seien.«
    »Was ist das für ein Geschwätz, Julão?«
    »Ich dachte, du magst mich, und dass ich dir vertrauen könnte.«
    Cícero setzte sich auf: »Was ist los?«
    Júlio sagte, er wüsste, dass der Onkel ihn belogen habe, um den Großteil des Geldes zu behalten, das er verdiente. Cícero leugnete so gut es ging, er liebe seinen Neffen wie einen eigenen Sohn und würde ihn nie hintergehen, schon gar nicht beim Geld.
    »Es würde dir gut anstehen, wenn du einfach die Wahrheit sagen und mich um Entschuldigung bitten würdest.«
    »Pass auf, wie du mit mir redest!«, schimpfte Cícero.
    »Verdammte Scheiße, du hast keine Ehre im Leib. Kein bisschen!«
    »Julão…«
    »Genau das. Du hast mich zu diesem verdammten Leben als Mörder verführt und betrügst mich dann auch noch, behältst alles Geld meiner Arbeit.«
    »Besser, du gehst jetzt, bevor ich eine Dummheit begehe«, sagte Cícero und stand mit funkelnden Augen vor ihm.
    »Was wirst du tun? Mich umbringen? Das will ich sehen«, erwiderte Júlio, der zehn Zentimeter größer war als sein Onkel.
    »Du hast Glück, dass ich meinen Revolver nicht einstecken habe.«
    »Ich aber schon«, sagte Júlio, zog die Waffe aus dem Hosenbund und richtete sie auf Cíceros Gesicht.
    Noch nie hatte er solches Entsetzen im Gesicht seines Onkels gesehen. Er war totenbleich geworden und zitterte stark. Zum ersten Mal bekam Júlio Lust, jemanden ohne Bezahlung zu töten. Bittere Wut stieg in ihm auf, er biss die Zähne zusammen und sein Atem ging schnell. Er merkte erst, dass er weinte, als ihm eine Träne in den Mundwinkel rann. Er wollte es nicht wahrhaben, aber er war vor allem traurig. Nichts von alldem hatte er so gewollt. Wenn der Onkel nicht so ein Lügner und Betrüger wäre, wäre alles gut.
    »Nimm die Waffe runter, Julão«, sagte Cícero in ruhigem, fast zärtlichem Ton.
    »Du kannst beruhigt sein, Onkel. Ich werde dich nicht töten. Aber verdient hättest du eine Kugel mitten in dein unverschämtes Gesicht.«
    »Nimm die Waffe runter, mein Junge.«
    »Ich bin nicht dein Junge. Gott bewahre. Ich werde dich nur deswegen nicht umbringen, weil du der Bruder meines Vaters bist, Gott habe ihn selig.« Seu Jorge war 1983 mit fünfundfünzig Jahren gestorben.
    Júlio ließ die Waffe sinken, kehrte seinem Onkel den Rücken zu und ging aus der Tür. Er biss weiter die Zähne zusammen.
    »Hast du dir schon einmal überlegt, dass du das alles nur mir verdankst? Ohne mich hättest du gar nichts, Julão! Ein Niemand wärst du«, brüllte Cícero ihm nach.
    Júlio wollte das alles nicht hören. Immer noch wütend kehrte er um, ging ins Haus seines Onkels, steckte die Waffe zurück in den Hosenbund und stieß seinen Onkel gegen die Brust, sodass der aufs Sofa fiel.
    »Ein schönes Scheißleben, das du mir verschafft hast. Ich bin ein Mörder, Onkel. Ich verdiene mein Geld damit, dass ich Leute umbringe. Und du bist so dreist zu sagen, das sei gut?«, brüllte er.
    Cícero schwieg mit demselben entsetzten Gesichtsausdruck wie zuvor.
    »Jetzt verstehe ich, dass Leute auch aus Hass töten. Ich hätte nicht übel Lust, dich auf der Stelle umzubringen. Ich tue es nur nicht wegen Papa. Aber merke dir eins…«, Júlio fuchtelte mit dem Finger vor Cíceros Gesicht herum. »Wenn du mir noch einmal vor die Augen kommst, bringe ich dich um, verstanden? Egal wann, egal wo. Ich mach dich fertig.«
    Außer sich rannte er durch die Straßen von Imperatriz. Er heulte vor Wut und Trauer. Und irgendwie bereute er, Cícero nicht getötet zu haben.

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