Der Planet des Todes
erinnert euch doch, daß wir kurz vor der Landung ein Loch in der Wolkendecke bemerkten. Wir verloren es damals aus den Augen – nun, hier habt ihr es wieder, aber aus unvergleichlich geringerer Entfernung.“
„Hier in der Nähe muß doch der Talkessel der weißen Kugel sein!“ warf ich ein.
„Nicht nur in der Nähe, sondern genau unter uns. Dort“, der Professor wies auf den dunklen Trichtergrund. Aus allen Richtungen rasten lange Wolkenzüge mit wehenden Dunstmähnen in die schwarze Öffnung hinein.
„Wer hat Dienst?“ fragte Arsenjew.
„Ingenieur Soltyk löst mich jetzt ab“, erwiderte ich.
„Gut. Wir entfernen uns bereits vom Zentrum der Anziehung. Wenn die Gravitation auf 2 G gesunken ist, beginnen wir um den Talkessel zu kreisen. Smith, Sie übergeben jetzt an Soltyk und kommen dann bitte zum Marax.“
Als ich nach einigen Minuten die Kabine des Marax betrat, waren die Gefährten schon versammelt. Lao Tsu saß hinter dem Pult. Arsenjew stand daneben und betrachtete irgendeine Zeichnung. Rainer machte sich an einem Projektionsapparat zu schaffen.
„Wir kreisen also jetzt um den großen Fleck“, sagte der Astronom und legte die Papiere beiseite. „Es handelt sich um ein künstliches Gravitationsfeld, das die Wolken strudelartig hinabreißt. Bitte, Kollege Rainer, wir können beginnen.“ Die Lichter an der Decke erloschen. An der Wand leuchtete eine quadratische Leinwand auf, die ein grünliches Bild zeigte. Es sah aus wie eine Radnabe mit einem Speichenkranz.
„Dies ist das Netz der unterirdischen Rohre, die der weißen Kugel die Energie liefern“, klang die Stimme des Astronomen aus dem Dunkel. „Im Vergleich zum magnetischen Pol kann man diese Kugel als Gravitationspol bezeichnen; denn sie bildet künstliche Schwerefelder. Sie haben hier eine Art Röntgenaufnahme vor sich, die wir vor einer Viertelstunde gemacht haben, und zwar aus einer Höhe von achtzig Kilometern durch die Rinde des Planeten hindurch.“
Allmählich hatte, sich unser Auge an das phosphoreszierende Flimmern des Schirmes gewöhnt, und wir bemerkten, daß sich die Linien der Rohre nicht überall mit der gleichen Schärfe abzeichneten. Die Unschärfen waren dadurch entstanden, daß der Boden den durchdringenden Strahlen nicht an allen Stellen den gleichen Widerstand geleistet hatte. Die Berggürtel rings um den Talkessel erschienen als stärkere dunkle Streifen auf dem Bild. Der See war kaum zu erkennen. Man konnte ihn nur in der Mitte des Schirmes vermuten; denn dort wurde das Licht etwas schwächer. Dort, wo die Rohre zusammenstießen, hob sich ein schwärzlicher Punkt ab – die Kugel.
„Wir nehmen an“, fuhr der Astronom fort, „daß dieses riesige Energiezentrum in engem Zusammenhang mit der mutmaßlichen Bedrohung unseres heimatlichen Planeten steht. Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren, da wir uns jetzt nur mit der technischen Seite der bevorstehenden Forschungen beschäftigen werden. Lassen wir es also bei einer kurzen Einleitung bewenden. Wie schon gesagt, beobachteten wir kurz vor der Landung einen dunklen Fleck in der Wolkendecke, der sich aber nach einigen Stunden langsam auflöste. Als wir vor drei Wochen in den Talkessel kamen, war die weiße Kugel nicht tätig. Freilich, sie hat die Zerstörung des Hubschraubers verursacht; doch kann man im Vergleich zu dem Maximum ihrer Tätigkeit die damals herrschenden Spannungen als Ruhestand bezeichnen. Augenblicklich verstärkt sich ihre Tätigkeit. – Wie aus der Aneinanderreihung dieser drei Fakten hervorgeht, ist die Intensität des Kraftfeldes der weißen Kugel Schwankungen unterworfen. Für uns wird es von größter Wichtigkeit sein, zu ergründen, ob sie periodischen Charakter haben, das heißt, ob diese Schwankungen in sich geschlossene, sich ständig in bestimmten Zeitabständen wiederholende Zyklen bilden oder ob sie unregelmäßig, chaotisch auftreten. Von der Entscheidung dieser Frage hängen alle unsere weiteren Unternehmungen ab. Wir werden in der Luft abwarten, bis die Intensität erheblich schwächer geworden ist. Dann lassen wir uns auf dem See nieder und stellen an seinem Ufer Meßgeräte auf. – Wie Sie sehen, treffen elf stromdurchflossene Rohre unter der Kugel zusammen und liefern die Energiemengen zum Aufbau des Feldes. Diese Ströme können sich summieren oder aufheben, je nach der Frequenz der Impulse, der Verschiebung der Phasen, der Spannung und so weiter. Sie wissen, daß die Rohre tief im Boden liegen. Wir werden über
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