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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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jedem Rohr einen Oszillographen anbringen, der das Pulsieren des Stromes registriert. Die Analyse dieser Aufzeichnungen wird es uns ermöglichen, unsere Aufgabe zu lösen. – Sie können das Licht anschalten, Doktor.“ Der Schirm erlosch, gleichzeitig flammte das Licht wieder auf. So plötzlich kam die Helligkeit, daß sie uns blendete.
    Der Astronom trat an das Pult und fuhr fort: „Diese Aufgabe ist weniger kompliziert als gefährlich. Die Tätigkeit der Kugel kann jeden Augenblick wieder anwachsen, und wir wissen nicht, was für einen Einfluß rasch wechselnde Gravitationsfelder auf den menschlichen Organismus ausüben.
    Es ist sehr leicht denkbar, daß uns das Überschreiten bestimmter Zonen bei einem plötzlichen Sprung der Feldstärke zum Verhängnis werden kann. Außerdem ist es möglich, daß ein so rascher, sprunghafter Wechsel des Gravitationspotentials verschiedene, uns noch unbekannte Erscheinungen hervorruft, zum Beispiel eine plötzliche Erhitzung des Bodens, Änderungen in der Luftbewegung, Abweichungen in der Lichtbrechung. Unter diesen Bedingungen kann es besonders in dem schwierigen, felsigen Gelände um die weiße Kugel, dazu kommen, daß wir die Orientierung verlieren. Wir werden daher in Dreiergruppen arbeiten. Zwei gehen der Reihe nach von Apparat zu Apparat, während der dritte sie aus einer gewissen Entfernung beobachtet und mittels Leuchtraketen die Verbindung mit ihnen aufrechterhält.“
    Arsenjew verteilte bedruckte Bogen unter uns. „Das ist der Arbeitsplan mit der Einteilung in Dreiergruppen. Als erste brechen Oswatitsch, Lao Tsu und Smith auf, um die technischen Vorbereitungen zu treffen …“
    Er wurde durch das Klingeln des Bordtelefons unterbrochen. Lao Tsu hob den Hörer ab. „Die Intensität des Feldes sinkt ab“, wandte er sich an Arsenjew, „und zwar sehr rasch. Soltyk meldet, daß sich Gewitterwolken zusammenballen.“
    Arsenjew nahm die Papiere vom Pult. „Das würde mit unserer Vermutung übereinstimmen. Das Absinken der Gravitation muß von gewittrigen, elektrischen Entladungen begleitet sein. – Hat jemand noch irgendwelche Fragen?“
    „Ja“, sagte ich. „Soll ich mich für einen Aufklärungsflug fertigmachen?“ „Nein, das ist nicht notwendig. Wir können ohne weiteres auf dem See wassern. – Kollege Oswatitsch?“
    „Die weiße Kugel wurde von den Bewohnern der Venus konstruiert. Ist es nicht möglich, daß wir ihnen dort begegnen?“
    „Da fragen Sie mich zuviel. Die weiße Kugel scheint ferngesteuert zu sein, was aber die Möglichkeit einer Begegnung nicht ausschließt. Die Bewohner des Planeten sind zweifellos Wesen von hoher Intelligenz. Sonst wissen wir nichts über sie, und deshalb läßt es sich auch schwer sagen, was im Falle eines Zusammentreffens zu tun ist … Ich kann nur an den Grundsatz erinnern, den einzuhalten wir uns alle vor dem Abflug verpflichteten: Die Frage einer Verständigung mit den Bewohnern der Venus und der Beseitigung der Gefahr, die unserer Erde droht, steht über der Frage unserer persönlichen Sicherheit. Mit anderen Worten: Es ist uns nicht nur verboten anzugreifen, sondern auch, uns mit Gewaltmitteln zur Wehr zu setzen. Es ist uns auch nicht erlaubt, technische Einrichtungen zu zerstören. Das wäre alles …“
    Rainer und Oswatitsch verließen die Kabine. Tarland hielt mich noch mit einer Frage zurück. Während ich ihm antwortete, hörte ich, wie Chandrasekar zu Arsenjew sagte: „Sie hätten es mir nicht abschlagen sollen.“
    „Ich habe es Ihnen ungern abgeschlagen; aber es war notwendig“, erwiderte der Astronom. „Einer muß am Marax arbeiten, und das kann eben keiner besser als Sie.“
    „Sie bezeichnen ihn als meinen Sklaven“, meinte Chandrasekar, „in Wirklichkeit bin ich sein Sklave.“
    Außer uns dreien war keiner mehr in der Kabine. Ich hatte dort eigentlich auch nichts mehr zu suchen; doch die beiden Wissenschaftler schienen meine Anwesenheit gar nicht zu bemerken.
    Chandrasekar setzte sich hinter das Pult, Arsenjew schritt auf die Tür zu, zögerte aber plötzlich. „Darüber, daß ich auf der Rakete bleiben muß …“ Er sprach nicht zu Ende und ging hinaus.
    Die Hände auf der Klaviatur des Marax, saß Chandrasekar mit leicht gesenktem Kopf da, als lauschte er auf die Stimmen der Motoren, die aus der Tiefe der Rakete gedämpft herüberklangen.
    „Er hat recht“, sagte der Inder leise. „Ich aber auch …“ Obwohl er mich nicht anblickte, fühlte ich, daß er es zu mir sagte.
    „Sie wollten

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