Der Planet des Todes
Ihnen?“
„Schließlich – bin ich doch Physiker“, sagte er.
„Und auf welche Weise fanden Sie Oswatitsch wieder?“
„Um in den sphärischen Raum gehen zu können, mußte man sich eines anderen Führers bedienen als des Auges.“
„Was für eines Führers? Das verstehe ich nicht.“
„Es ist etwas sehr Großes … unsere ganze Arbeit war ihm bisher gewidmet, erraten Sie es wirklich nicht? Nun, das Rohr! Ich fand sein Echo mit Hilfe des Induktionsapparates und folgte der Spur, die geradenwegs zur weißen Kugel führte. Der sphärische Raum beugt nur Lichtstrahlen, aber keine Gegenstände.“
„Wie einfach das alles ist!“
„Nicht wahr? Der Ingenieur und ich banden uns mit dem Seil aneinander … Er blieb draußen, ich ging in den Raum und fand Oswatitsch.“
„Es war ein eigenartiger Anblick …“, sagte Lao Tsu nach einer Weile. „Das Seil spannte sich von mir aus in gerader Linie und riß plötzlich, mitten im Raum, ab.“
„Wieso mitten im Raum?“
„Wo denn sonst nach Ihrer Meinung?“
„An der Grenze …“
„Das Besondere an der Grenze des sphärischen Raumes ist, daß man sie nicht sehen kann. Skizzieren wir also auch noch das, was wir beide, Soltyk und ich, beobachteten, als das Seil an einer bestimmten Stelle die Grenze des sphärischen Raumes durchschnitt. So war es wirklich,
und so sahen wir es – er von außen und ich von innen.“
„Erstaunlich!“ sagte ich.
„Nicht erstaunlicher“, versetzte er, „als die Erscheinung, daß ein Löffel, den man in ein Glas mit Wasser stellt, gebrochen erscheint. Es ist alles eine Sache der Gewohnheit.“
„Warum hatten Sie sich mit Soltyk durch das Seil verbunden?“ wollte ich wissen. „Hätte Sie das Rohr nicht ebenso aus dem sphärischen Raum hinaus- wie hineingeführt?“
„Möglich“, sagte der Physiker gleichmütig. „Ich befürchtete aber, dort die Besinnung zu verlieren. Die Temperatur stieg ständig an.“
„Und wobei zerrissen Sie sich den Skaphander? Und, Professor“, platzte ich heraus, „ich sah, wie Sie und Soltyk in das Wasser gingen! Also, das war …“ Es fehlten mir die Worte.
„Es war heiß …“, sagte Lao Tsu. „Nun, wir besprachen jetzt bestimmte Erscheinungen, die wir beobachtet haben. Ich gestatte mir, mich des Beispiels zu bedienen, das Professor Arsenjew angeführt hat. Er verglich uns mit einer Ameise, die unversehens in das Innere einer Schreibmaschine geraten ist. Das, worüber wir eben sprachen, war nur eine allgemeine Erklärung, wie die Maschine funktioniert; aber wir haben noch nicht über weit wesentlichere Dinge gesprochen, nämlich darüber, wer auf dieser Maschine und welchen Text er schreibt. Es würde mich mich freuen, wenn sich Professor Chandrasekar zu diesem Thema äußern wollte; denn er hat ja das Werk gekrönt …“
„Das Sie begannen“, bemerkte der Mathematiker.
„Das wir gemeinsam vollbrachten“, warf Arsenjew ein; „denn ein jeder von uns hat seine Pflicht erfüllt.“
Chandrasekar blätterte in den Papieren und Filmen, die vor ihm lagen, und zog die Aufnahme jener doppelt gekrümmten Kurve hervor, die ich einige Stunden vorher im Schirm des Marax gesehen hatte. Er musterte sie eine Weile nachdenklich, dann sagte er: „An der Basis der weißen Kugel vermute ich einen Vakuumbeschleuniger, in dem die Atome fast bis zur Geschwindigkeit des Lichtes beschleunigt werden. Übereinstimmend mit der Transmutation Einsteins bilden sich ungeheure Atommassen, und eben diese sind die Quelle der Energie, die Milliarden Kilowatt erreicht. Sie fließt der weißen Kugel durch die elf Rohre zu, von dem jedes seine eigene Frequenz besitzt. Ich erinnere daran, um zu unterstreichen, daß wir uns ohne den Marax mit der Analyse der Schwingungen keinen Rat gewußt hätten. Es ist uns nunmehr bekannt, daß ein Tätigkeitszyklus der weißen Kugel zweihundertsechsundneunzig Stunden währt und sich aus zwei grundsätzlichen Phasen zusammensetzt. In der ersten, der positiven, wird die erzeugte Gravitation zu der Anziehungskraft des Planeten addiert, in der zweiten Phase, der negativen, wird die Anziehungskraft aufgehoben. Wie Sie wissen, besteht jede Phase aus einer Reihe niedrigerer Leistungsspitzen. Wir kamen zu einem Zeitpunkt in den Wirkungsbereich der weißen Kugel, als die Spannung des Feldes eine positive war. Sie schwächte sich aber bereits erheblich ab, und die Schwierigkeiten, in die wir gerieten, wurden durch diesen kleinen Sprung hier in der Kurve verursacht.“
Wir
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