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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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des Schirmes, als betrachtete er sich in einem Spiegel. Plötzlich drehte er sich um. „Als die Worte der Erklärung fielen, zeigte es sich, daß wir alle sie von Anfang an erwartet hatten; nur wollte sie niemand als erster aussprechen.“
    „Und was waren das für Worte, Professor?“
    „Vernichtung des Lebens auf der Erde“, sagte der Astronom. Er verharrte eine Weile regungslos in dem Schweigen, das seinen Worten gefolgt war; dann nahm er seine Wanderung wieder auf.
    „Der Tote Wald ist die Ruine eines Katapultes, der radioaktive Ladungen auf die Erde abschießen sollte.“
    In die Totenstille hinein klangen Arsenjews Schritte wie der gleichmäßige Pendelschlag einer Uhr. Ich hörte deutlich das Geräusch, mit dem der Kurvenmesser in den Händen des Physikers über das Papier glitt. „Ich habe Soltyk beauftragt, den Kurs zu ändern“, sagte der Astronom nach einer Weile mit ruhiger Stimme. „Wir fliegen jetzt dorthin, wo die Steuerrohre zum Toten Wald herkommen.
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Langsam und hart begann mein Herz zu schlagen, wie vor einem Kampf. „Professor, ob sie diesen Plan immer noch verfolgen?“
    „Fragen Sie nicht. Ich kann Ihnen vorläufig nicht mehr sagen. Kommen Sie mit in die Zentrale; wir haben bereits siebenhundert Kilometer zurückgelegt und müssen bald am Ziel sein.“
    Wir durchschritten schweigend den Korridor. In der Zentrale blickte Arsenjew auf die Meßinstrumente, dann wandte er sich an Soltyk: „Wir gehen jetzt auf sechstausend Meter herunter.“
    Er überprüfte den Kurs, den wir einhalten sollten.
    „Wenn sich Licht zeigt, bitte ich, mich zu rufen.“
    „Was für ein Licht, Professor?“ erkundigte ich mich.
    „Das werden Sie schon noch sehen.“
    Er verließ mit dem Chinesen die Zentrale. Soltyk stellte die entsprechenden Hebel am Prädiktor um. Die Rakete verlor an Höhe, und die Sterne verschwanden wieder, die Schirme des Fernsehers wurden dunkler, bis sie von undurchdringlicher Finsternis erfüllt waren. Wir schalteten auf Radar um; aber das grünliche Licht, das nun die Schirme überzog; beirrte uns nur. Eine Zeitlang flogen wir im Blindflug weiter. Dann erschien in dem gleichförmigen Dunkel ein grauer Streifen, als dämmerte bereits wieder der Tag herauf – obwohl die Nacht erst vor einigen Dutzend Stunden angebrochen war. Wir verständigten Arsenjew. Er ordnete an, noch tiefer zu gehen. Die Rakete sank rasch auf viertausend, dreitausend und schließlich auf zweitausend Meter. Von Osten her drang ein unbeweglicher grauer Lichtschein durch den Dunst. Unter uns jagte, in Finsternis gehüllt, eine weite Ebene vorüber.
    Ich stand zwischen Arsenjew und Soltyk vor den Leuchtschirmen. Wir schickten uns zur Landung an. Einige Sekunden hindurch sackte der „Kosmokrator“ in einer stark geneigten Kurve nach unten wie ein Messer, das zu Boden fällt. Plötzlich ging ein jähes Zerren und Zucken durch seinen Rumpf. Flammen zerrissen das Dunkel. Im Donner der Bremsmotoren sauste die Rakete dicht über dem Boden dahin. Magnesiumfackeln, die bündelweise nach allen Seiten flogen, beleuchteten unendliche Dünenreihen, die in dem flackernden, flimmernden Licht wie Meereswellen zu wogen schienen. Die Bodenluken öffneten sich. Zwei Reihen breit auseinanderstehender Raupenbänder durchschnitten pfeifend die Luft. Noch einmal dröhnten die Bugdüsen, dann fuhr ein leichtes, aber deutlich wahrnehmbares Zittern durch den Rumpf. Das vordere Raupenpaar hatte den Rand einer Düne gestreift. Ein mächtiger Stoß … und die Rakete rollte mit durchdringendem Klirren und Rasseln über den Boden. Immer schwerer legte sie sich auf das Fahrgestell. Sand peitschte den Panzer und überschüttete ihn mit dumpfem Rauschen. Der Boden unter unseren Füßen bebte und schnellte bei jeder Unebenheit des Geländes in die Höhe, als wollte sich die Rakete erneut in die Luft erheben. Aber diese Bewegungen gingen bald in ein sanftes Schaukeln über. Der „Kosmokrator“ neigte sich ein letztes Mal nach unten, richtete sich wieder auf und stand. In der Stille war nur noch das Zischen der komprimierten Luft zu hören, die die Zylinder der Amortisatoren füllte.
    Nach einer knappen halben Stunde schoben sich die Bodenklappen zur Seite. Uber eine hinabgelassene schräge Rampe ratterte ein Gefährt auf Raupenbändern. Ich saß am Steuer, neben mir Arsenjew, der den Strahlungsmesser griffbereit neben sich hatte. Soltyk und Rainer standen hinter uns, auf die Arme einer senkrechten Säule – des

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