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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Lust zu haben, an dem Gerüst hinaufzuklettern und hätte es wohl auch getan, wenn nicht der Ingenieur zugegen gewesen wäre.
    „Gehen wir weiter, Jungens! Wir müssen uns beeilen”, mahnte Soltyk schließlich. Nach einigen Dutzend Schritten waren sie an der Ladeluke. Eben öffnete sich der Bauch des Geschosses, und zwischen zwei gebogenen Verschlußstücken, die wie die Bomben schachtklappen eines Kampfflugzeuges herabhingen, gähnte eine breite Öffnung. Auf einer Rampe, die in das Innere des Raumschiffes führte, rollte nun eine lange Kette beladener Elektrokarren. Der ganze lebhafte Verkehr wurde von wenigen Arbeitern geregelt.
    Nachdem die Besucher die Ladeluke hinter sich hatten, kamen sie zu einer auf Rädern montierten Aluminiumtreppe, die zu einer hoch oben sichtbaren Öffnung führte. Bis dahin mußte man fast drei Stockwerke emporsteigen. Als der erste Junge die oberste Plattform erreicht hatte und um sich blickte, war er sprachlos vor Erstaunen. Hinter ihm schimmerte die mattsilberne Seitenwand des Geschosses, und nach unten schaute er in die Tiefe der Halle, die scheinbar noch immer zunahm. Auf der fast unübersehbaren Fläche bewegten sich Dutzende kleiner Fahrzeuge, in einiger Entfernung leuchteten die gewölbten weißen Rümpfe von Maschinen, über deren Galerien und Brücken die Arbeiter geschäftig hin- und hereilten. Aus Hunderten bläulichen Flämmchen stiegen dünne Dampffäden, die sich zu einer leichten, durchsichtigen Wolke verdichteten. Die Luft war von kräftigem Ozongeruch erfüllt. Im Mund setzte sich ein metallener Geschmack fest. Hoch droben schob sich das Stahlgitterwerk des Krans langsam weiter. Der Junge erwachte wie aus einem Traum, als hoch über ihm ein Mensch durch die Luft schwebte. Er hatte eine Lederschürze um und trug eine Asbestmaske vor dem Gesicht. In der Hand hielt er – wie eine Pistole – einen kurzen metallenen Brenner.
    „Na, in was hast du dich denn vergafft?“ riefen die anderen ungeduldig von unten. Der Junge drehte sich um und kletterte rasch durch die Einsteigeluke. Er befand sich in einem Korridor mit gewölbten Wänden. Das Luzit, mit dem sie überzogen waren, strahlte ein ruhiges, bläuliches Licht aus.
    „Das ist die Eingangsschleuse“, sagte der Ingenieur, nachdem er als letzter den Korridor betreten hatte. „An beiden Seiten des Ganges befinden sich hermetisch schließende Klappen, die es gestatten, selbst im leeren Raum das Schiff zu betreten oder zu verlassen. Nun können wir entweder gleich in die Zentrale oder zu den Motoren gehen, was wollt ihr lieber?“ fragte er die Jungen, die dichtgedrängt in dem nicht sehr geräumigen Gang standen und, verschüchtert von all den Eindrücken, schwiegen.
    „In die Zentrale“, meldet sich auf gut Glück der kleine Pfiffikus. Ihm kam es vor, als behandelte sie der Ingenieur wie eine Schar ungebetener Gäste. Soltyk drehte mit beiden Händen an einem eisernen Speichenrad, und die gepanzerte Schleusentür wich zurück. Sie traten in einen zweiten, ebenfalls gewölbten Korridor, der horizontal in das Innere des Geschosses führte und vor einer weitgeöffneten Klappe endete. Vor ihnen lag eine kleine Zelle, deren Wände ebenfalls mit Luzit überzogen waren. Unter der niedrigen Decke wanden sich Rohrbündel entlang und stellten die Verbindung zu zahlreichen Kurbeln und Ventilen her.
    „Wir befinden uns in der Station, von der aus die Schleusen bedient werden. Hier sind die Manometer und dort“, Soltyk zeigte auf die Rohre, „die Hochdruckleitungen. Unter dem Fußboden befinden sich die Pumpen und Flaschen mit komprimiertem Gas … So, und jetzt gehen wir zur Zentrale.“
    Hinter der Tür, die ziemlich hoch in der Wand angebracht war, gelangten sie zu einem nicht allzu tiefen Schacht. Wenn man hinabblickte, sah man den hellerleuchteten Fußboden. Eine Treppe, oder besser gesagt, eine Leiter mit breiten Stufen führte hinab. Sie war mit einer schwammigen, elastischen Masse bedeckt, in der die Füße versanken. Der Schacht war so eng, daß sie einzeln – einer hinter dem anderen – hinunterklettern mußten. Nun standen sie in einem langen Gang von eigenartiger Form: Sein Querschnitt bildete fast ein gleichschenkliges Dreieck. Dort, wo sich die beiden Seitenwände trafen, lief eine Leuchtröhre entlang. Dieser Korridor wurde nicht von Luzit erhellt. Der Fußboden und die Wände waren mit der gleichen dunkelgrünen, schwammigen Masse verkleidet wie die Stufen der Leiter.
    „Auf dem Weg zur Zentrale können

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