Der Planet des Todes
in diesem Fall eine Temperatur von ungefähr 250000 Grad. Der Elektromagnet konnte aber noch etwas mehr sein als nur die „Zündkerze“ eines Motors. Er vermochte, ähnlich wie eine Linse, den Elektronenstrom zu sammeln und in eine Richtung zu lenken. So gelang es endlich, den vollkommenen Atommotor zu schaffen, der imstande war, eine interplanetare Rakete ins Weltall zu befördern. Die angestrengte, mühevolle Arbeit vieler Tausender Ingenieure, Techniker, Chemiker und Physiker hob die technische Zivilisation der Erde auf eine neue, höhere Entwicklungsstufe, die eine interplanetare Reise nicht mehr als die Phantasterei irgendeines Erfinders und Träumers erscheinen ließ. Der Drang zur Weltraumforschung erfaßte die ganze Menschheit, die sich für immer von der Knechtschaft körperlicher Arbeit befreit hatte und nun ihren Blick in die unermeßlichen Weiten des Universums lenkte – auf der Suche nach neuen Rätseln und Geheimnissen der Natur. Im Jahre 2006 sollte der „Kosmokrator“, ein riesiges interplanetares Schiff, zum Mars fliegen. Die bereits bekannten wichtigen Ereignisse veranlaßten eine Änderung dieses Planes.
Eine astronomische Lektion
Es war an einem trüben, wolkenverhangenen Junimorgen. Auf der Autobahn, die zur Werft der Weltraumschiffe führte, glitt in rascher Fahrt ein großer Überlandautobus dahin. Die Steilhänge der Felsen traten bis an den Rand der Straße heran und spiegelten sich in der regennassen glatten Fahrbahn. Die Jungen, die im Autobus saßen, drückten die Nase gegen die Scheiben. Sie kamen sich vor wie an Bord eines Schiffes auf einem Bergstrom, der sich durch ein Felsentor zwängt. Immer wieder verschoben sich die Felsrücken, wichen zur Seite, duckten sich hinter anderen, die an ihrer Stelle auftauchten und deren Abhänge von dichten schwarzen Wäldern bedeckt waren. Nach einer Stunde leuchtete hoch über den Tannenwipfeln das Dach einer Sternwarte durch den Dunstschleier der Wolken. Nachdem der Autobus die Paßhöhe erreicht hatte, fuhr er in einiger Entfernung an der riesigen Kuppel vorüber, die wie ein entzweigeschnittener Apfel klaffte. Durch den Spalt waren die Umrisse des großen Teleskopes zu sehen, dessen Rohr über das Dach lugte. Etwas später wurde das Brummen des Motors von dem pfeifenden Singen der Bremsen abgelöst: Der Autobus rollte ins Tal hinab, in dem die Werft lag.
Noch einige zwanzig Minuten schleudernder Fahrt durch die Kurven – dann breitete sich inmitten hoher Bergketten, deren Gipfel in den Wolken verschwanden, ein weiter Talkessel aus. Zwischen den stählernen Skeletten der Turmgerüste, den Kaminen und den Blechwänden großer Speichertanks, die im Regen wie Glas glänzten, ragte das dunkle Achteck der Werftmauern auf. –
Ingenieur Soltyk trank gerade im leeren Zeichensaal seinen Morgenkaffee, als das Telefon läutete. Der Pförtner teilte ihm mit, daß soeben eine Schar Jungen zur Besichtigung der Werft angekommen sei.
Soltyk verzog nicht einmal ärgerlich das Gesicht. „Sie sollen warten. Ich bin gleich unten.“ Er trank den Kaffee aus, wobei er sich die Finger an der Schale wärmte. Sie waren nicht vor Kälte, sondern vor Müdigkeit steif.
Der Ingenieur hatte als Erster Navigator an dem letzten elfstündigen Probeflug teilgenommen, zu dem das Raumschiff tags zuvor aufgestiegen war. Man hatte absichtlich eine Nachtlandung unter besonders schwierigen Bedingungen bei dichter Wolkendecke und minimaler Sicht durchgeführt.
Während des Fluges hatte Soltyk, der als technischer Delegierter der Expedition schon seit Monaten auf der Werft weilte, kein Auge zugetan, hatte die ganze Zeit die Kontrollapparate überwacht, nach der Landung an der Überprüfung der Geräte und technischen Einrichtungen teilgenommen, und noch im Laufe des Vormittags sollte er mit den Konstrukteuren der Werft die Röntgenaufnahmen der Geschoßhülle kontrollieren. Mit dieser Arbeit waren die Fachleute bereits seit ein Uhr nachts beschäftigt, das heißt von dem Zeitpunkt an, da das Raumschiff in die Halle gebracht worden war. Die Sitzung der Kommission sollte um elf stattfinden. Soltyk blickte auf die Uhr. Es war neun. Ihm blieben also noch zwei Stunden Zeit. Er hätte zwar gern ein wenig geschlafen; nach dem Telefonanruf aber sah er, daß es zwecklos war, sich hinzulegen. Er würde also auch diese Exkursion führen. Als Soltyk auf die Werft gekommen war, hatte es sich von selbst ergeben, daß er sich der Besichtigungsgruppen annahm; denn die Ingenieure der Werft
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