Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
jetzt?»
Marco Bruglia trat einen Schritt zurück, als hätte Roberto eine ansteckende Krankheit.
«Ja oder nein, Marco», sagte Roberto ohne einen Hauch von Freundlichkeit. Marco warf einen schnellen Seitenblick auf die bitterernsten Del-Vecchio-Schwestern, und irritiert von Malpomenas besonders bösem Blick, nickte Bruglia. «Irgendjemand hat einen Rettungswagen geklaut, vor einer halben Stunde oder so.»
«Könnt ihr dessen Position ermitteln?»
«Wie denn?»
«Was weiß ich?»
«Weiß ich auch nicht. Du bist doch die Polizei.»
Roberto fühlte sich leer und ausgebrannt wie nach einem Marathon, zumindest stellte er sich vor, dass man sich danach so fühlte. Selbst wenn er jetzt sofort die Carabinieri alarmierte, würde es seiner Einschätzung nach locker ein paar Stunden dauern, bis die irgendetwas unternahmen. Zuallererst würden sie seine Zuständigkeit anzweifeln und mit Galdroni sprechen wollen, den man nicht erreichen konnte, dann würden sie mit Cottelli sprechen und den Eindruck gewinnen, es mit einem hirnschwachen Außerirdischen zu tun zu haben, und letztendlich würden sie einen Großeinsatz für absolut übertrieben und nicht gerechtfertigt halten. Wer sagte denn, dass die rüstige Baronessa nicht einfach nur des Krankenbettes überdrüssig geworden und mit Hilfe eines netten Menschen hinausspaziert war? Senile Bettflucht. Außerdem waren sie hier in der campagna , es gab nur einen Außenposten der Carabinieri, zwanzig Kilometer von Urbino entfernt, mit vier Autos und acht Beamten, das nächste Einsatzkommando war im über hundert Kilometer entfernten Ancona stationiert, und das konnte man nicht mal eben einfach so auf Verdacht anfordern.
«Wir müssen abwarten», sagte Roberto. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Fidel ihm mit freundlicher Hingabe die Schultern massierte.
«Ich kann gar nicht glauben, dass du so etwas sagst!», entrüstete sich Antonia.
«Ich verstehe es auch nicht», pflichtete Raffaella ihr bei.
Talia sah ihn nur mit krauser Stirn an, offenbar mit den Gedanken woanders.
Malpomena schwieg, sichtlich bemüht, durch logisches Abwägen eine Lösung zu finden.
«Wenn eure Oma tatsächlich entführt wurde, wird der Täter sich melden, um seine Forderung zu stellen. Unsere Chance ist dann, den Pachtvertrag nur im direkten Austausch mit der Baronessa herzugeben.»
«Warum hast du das nur gemacht, Roberto!» Antonias Stimme überschlug sich. «Wenn du den Vertrag nicht an dich genommen hättest, wäre die Oma noch in ihrem Krankenzimmer, und alles wäre gut!»
«Es geht auch darum, einen Mörder und Totschläger zu überführen», warf Malpomena ein.
«Das stimmt», sagte Raffaella.
«Wir krrriegen das hin», meldete sich Fidel.
Roberto nickte, dankbar für die Unterstützung, verspürte allerdings wenig Optimismus. Wie denn auch? Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. Fidel hatte einen blockierten Triggerpunkt unter dem rechten Schulterblatt gefunden und drückte ihn mit gnadenloser Kraft. Roberto brach der Schweiß aus.
«Ich habe eine Idee», meldete sich Talia. «Habt ihr euch noch nicht gewundert, dass ich seit Monaten ein und dasselbe Handy habe?»
«Talia, bitte, was soll das?», brauste Antonia auf.
«Ich habe meine Handys ständig an allen möglichen Orten liegenlassen, und später erinnerte ich mich nicht mehr, wo.»
«Das ist ja genau der richtige Moment, uns mit deinem liederlichen Lebenswandel zu konfrontieren», ätzte Malpomena.
«Seit ich aber dieses Handy-Ortungsabo abgeschlossen habe, ist alles einfach. Da kann ich mich jederzeit informieren, wo mein Handy herumliegt. In der Stadt funktioniert das sehr genau. Weil da so viele Antennen sind, haben die gesagt.»
«Herrgott noch mal, Talia!»
«Jetzt warte doch mal!» Talia strahlte wie die aufgehende Sonne. «Für Oma habe ich auch so ein Abo abgeschlossen. Seit die die Klingeltöne ausgeschaltet hat und nur noch auf Vibrieren setzt, verliert sie ein Handy nach dem anderen. Finde mal im Golfclub ein Handy, das irgendwo im Green vor sich hin vibriert.»
Für einen Moment herrschte Stille.
«Wenn sie ihr Handy bei sich hat –» Talia zog ihr Smartphone hervor.
«Im Gips!», rief Roberto. «Los, Talia, frag nach, schnell!»
Talia tippte ein paar Befehle ein. Nach ein paar Sekunden hielt sie das Gerät hoch. Das Display zeigte die Grafik einer kurvenreichen Straße und das Symbol für eine Kirche, neben der ein roter Punkt blinkte. «Im Moment befindet sie sich in Pagino.»
Roberto sprang
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